Dachau:Ausgebremst

Stadtwerke setzen auf die Energiewende, aber der billige Heizölpreis wirkt dagegen

Von Petra Schafflik, Dachau

Wenn die Energiewende gelingen soll, müssen alle ihren Beitrag leisten. Gerade Projekte von Gemeinden und kommunalen Unternehmen sind von Bedeutung, weil sie als Vorbild dienen. Das sehen auch die Stadtwerke so, die deshalb ein Energiekonzept für den Stadtteil Dachau-Ost in Auftrag gegeben haben. Auf Grundlage dieser Expertise, die jetzt im Werkausschuss des Stadtrats vorgestellt wurde, sollen Dienstleistungen ausgebaut werden, die Kunden bei Investitionen in Energieeffizienz unterstützen. Allerdings, so das Ergebnis der Studie: Der Ausbau des Geschäftsbereichs "Energieeinsparung", so ökologisch sinnvoll er erscheint, muss langfristig angelegt werden. Denn wegen der enorm günstigen Heizölpreise lohnt sich eine Umstellung alter Öl-Heizsysteme, wirtschaftlich betrachtet, zurzeit kaum.

Schön wäre der Plan schon: Analog zum Wärme-Contracting, wo die Stadtwerke schon jetzt Heizungen in Wohnanlagen installieren und den Bewohnern Wärme verkaufen, könnten etwa auch Dach-Fotovoltaik-Anlagen betrieben werden. Welches Potenzial in der Energiewende steckt, wollten die Stadtwerke am Beispiel des Stadtteils Dachau-Ost eruieren lassen. Untersucht wurde das von Polln-, Sudetenland-, Würm- und Schleißheimer Straße begrenzte Areal, das von Mehrfamilienhäusern aus den 1960er Jahren geprägt ist. In dem Gebiet werden laut Studie der Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FFE) 47 Gigawattstunden an Heizenergie und noch einmal neun Gigawattstunden Strom verbraucht. Gerade Wärme ließe sich einsparen, weil in den gut 50 Jahre alten Gebäuden viel Energie fürs Heizen verbraucht werde. Die anstehende Sanierungswelle, so FFE-Geschäftsführer Serafin von Roon, könnten die Stadtwerke mit attraktiven Angeboten für Wärme-Contracting anschieben. Theoretisch. Denn momentan kommt dieser Geschäftsidee der niedrige Ölpreis in die Quere.

Wo Privatleute vielleicht aus ökologischer Überzeugung in energiesparende Technik investieren, auch wenn es sich finanziell nicht lohnt, sind Wohnungsbaugesellschaften und Hausverwaltungen die Hände gebunden. Denn "Heizwärme über Contracting muss günstiger sein, als das vorhandene Heizungssystem", erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Robert Haimerl. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Wenn der Heizölpreis wieder steigt, rechnet sich ein Umstieg vom alten Ölkessel zur modernen Gas-Brennwert-Heizung. Ökologisch sinnvollere Alternativen wie die Kombination mit Solarthermie bleiben wegen höherer Investitionskosten oft unwirtschaftlich. Deutlich positiver sieht es bei der Stromversorgung aus: Allein durch den Ausbau von Fotovoltaik ließe sich die Hälfte des Verbrauchs in Dachau-Ost durch Sonnenenergie vom Dach decken.

Die Studie löste bei den Stadträten im Werkausschuss nicht gerade Begeisterung aus. Peter Strauch (CSU) zeigte sich "erstaunt, dass doch so wenig möglich ist." Dabei vermochten die aufgezeigten Einsparpotenziale bei der Heizenergie Stadtrat Norbert Winter (Bürger für Dachau), von Beruf Kaminkehrer, nicht überzeugen. Weil eine gesetzliche Austauschpflicht nur 30 Jahre alte Heizkessel umfasse und Eigentümer im Einfamilienhaus gar nicht betreffe, "ist das tatsächliche Potenzial nicht einmal so groß." "Nicht jeder wartet 30 Jahre", entgegnete Volker C. Koch (SPD). Er plädierte dafür, das Geschäftsfeld Contracting auszubauen. Zumal, wie Peter Gampenrieder (ÜB) sagte, sich die Ölpreise rasch wieder ändern können.

Die Stadtwerke wollen nun ihr Angebot ausbauen, denken über innovative Heizsysteme, Stromverträge und eine Vernetzung mit anderen Akteuren der Energiewirtschaft nach. "Denn für uns ist das Neuland", so der technische Leiter Gerald Nübel. Auf jeden Fall wird ein Sanierungsmanager eingestellt, weil die Stadtwerke auch bei der Gebäudesanierung tätig werden wollen.

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