Süddeutsche Zeitung

Landkreis-Delegation in Oświęcim:"Die Welt hat aus dem Zweiten Weltkrieg keine Lehre gezogen"

An der Gedenkfeier zum 77. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau nimmt auch der Dachauer Landrat Stefan Löwl teil.

Von SZ, Dachau

"Wir können sehen, was an den Grenzen der Ukraine passiert; wir sehen, was in vielen Teilen der Welt passiert. Wir spüren auch eine Zunahme unnötiger Spannungen und gefährlicher Böen antisemitischer und rassistischer Parolen. Wir spüren eine wachsende Gleichgültigkeit und Passivität. Die Welt hat die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg nicht gezogen" steht auf der offiziellen Seite der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, die dem 77. Befreiungstag des ehemaligem deutschen Vernichtungslagers gewidmet ist. In Rücksprache mit dem polnischen Staatspräsidenten wurde auf die Reden der Politiker verzichtet, um die Stimme den Zeitzeugen zu geben, die so viel Leid erlitten haben.

Die Veranstaltung auf dem ehemaligen Lagergelände war dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nur an wenige Gäste gerichtet. Landrat Stefan Löwl, Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann und vertretend für die Kreisverwaltung Bernadetta Czech-Sailer gedachten der Opfer des Holocaust in einer virtuellen Gedenkfeier. "Den ganzen Tag waren wir im Austausch mit polnischen Freunden aus unserem Partnerlandkreis Oświęcim", berichtet Landrat Löwl. "Am Vormittag haben sie in unserem Namen einen Kranz am zentralen Platz der Stadt und den zweiten am Todesblock in der Gedenkstätte niedergelegt. Diese Geste betont die enge Verbundenheit zwischen unseren Landkreisen".

Das Konzentrationslager Auschwitz, das in den ersten zwei Jahren für die polnischen Häftlinge bestimmt war, entwickelte sich von Frühjahr 1942 zu einem Zentrum des Judenmords. Mehr als 1,1 Millionen Juden aus ganz Europa wurden dorthin deportiert. "Die Schoah unterscheidet sich von allen anderen Genoziden durch ihren ausgeprägten, programmatischen, logistischen, beinahe industriellen Charakter und erreichte in Auschwitz ihren Höhepunkt", sagte der Direktor der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau Piotr Cywiński.

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