Traditionell startet am 1. September das Ausbildungsjahr. Ebenfalls zur Tradition gehört es, dass Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Pünktlich zum Ausbildungsstart deuten auch die diesjährigen Zahlen für den Landkreis Dachau darauf hin, dass sich dieser Trend fortsetzt.
Die Agentur für Arbeit registriert im August im Landkreis 570 Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz gefunden haben. 52 sind noch auf der Suche, während 275 Ausbildungsstellen im Landkreis noch unbesetzt sind. Positiv ist, dass die Zahl der unbesetzten Stellen im Vergleich zum Vorjahr um zwölf geschrumpft ist.
Insgesamt ist die Zahl der jungen Menschen, die sich bei der Agentur für Arbeit Dachau als Ausbildungsinteressenten gemeldet haben, gesunken. Statt 660 wie im vergangenen Jahr waren es in diesem Jahr noch 622. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen ist indes gestiegen. Für Jugendliche, die Interesse an einer Lehre haben, eine komfortable Situation: Sie können zwischen diversen Ausbildungsstellen auswählen.
Die Lücke wird sich weiter öffnen
Die Industrie- und Handelskammer Dachau (IHK), die etwa 60 Prozent der Ausbildungsbetriebe im Landkreis unter ihrem Dach vereint, meldet in diesem Jahr 224 neue Azubis. Das sind 17 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Werner Mooseder, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Dachau, warnt dennoch: "In den nächsten Jahren wird sich die Bewerberlücke am Ausbildungsmarkt weiter öffnen." Gründe dafür seien der demographische Wandel und der Akademisierungstrend. Für dieses Jahr weist Mooseder darauf hin, dass unversorgte Bewerber auch jetzt noch gute Aussichten auf eine Ausbildung haben.
Dass im Landkreis Dachau Stellen unbesetzt bleiben, führt Kathrin Stemberger, die für Dachau zuständige Pressesprecherin der Agentur für Arbeit, auch auf die Nähe zu München zurück. Diesen Faktor erkennt man auch bei der IHK. Viele junge Menschen entscheiden sich demnach für eine Stelle in der Landeshauptstadt.
Schülerinnen und Schüler im Fokus
Ein trauriges Zeugnis stellt der DGB-Ausbildungsreport den Ausbildungsbetrieben aus. Die Gewerkschaften haben bundesweit fast 10 000 Azubis befragt. Im ersten Ausbildungsjahr gaben rund 67 Prozent der Befragten an, dass sie ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen würden. Bis zum vierten Ausbildungsjahr sank die Zahl auf rund 41 Prozent.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schreibt außerdem, dass Azubis durchschnittlich 929 Euro brutto erhalten, was den Tariflohn für Auszubildende von 1028 Euro noch unterschreitet. An eine Signalwirkung durch höhere Vergütungen glaubt Werner Mooseder von der IHK indes nur bedingt. Ein Mangel an Auszubildenden zwinge die Betriebe, finanzielle Anreize zu setzen. Um trotzdem in Zukunft mehr Azubis für Ausbildungsstellen zu gewinnen, müsse man schon in der Schule für eine bessere Berufsorientierung sorgen, um gegen das Imageproblem der Berufsausbildung vorzugehen.