Dachau:Auf der Suche nach dem rechten Maß

Das Thema Verdichtung und Bebauung von grünen Freiflächen in der Dachauer Innenstadt ist ein Dauerbrenner in den Diskussionen des Stadtrats. In einem aktuellen Fall wird ein Kompromiss gesucht.

Von Walter Gierlich

Dachau: Bisher steht nur ein Haus auf dem riesigen, mehr als 3000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Gröbenbach und Amper.

Bisher steht nur ein Haus auf dem riesigen, mehr als 3000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Gröbenbach und Amper.

(Foto: joergensen.com)

Es ist eine Diskussion, die sich regelmäßig wiederholt: Wie dicht soll und darf in der Dachauer Innenstadt gebaut werden? So viel Baurecht wie möglich wollen die einen, Grundstückseigentümer oder Bauträger. Möglichst viele Freiflächen erhalten, sagen andere, etwa die Naturschützer. Immer wieder gibt es Ärger über allzu dichte Bebauung in Vierteln mit großzügigen Gärten. Paradebeispiel sind die sogenannten Stockmanngärten, die im Stadtrat und auf Bürgerversammlungen schon des öfteren als Negativbeispiele herhalten mussten, handelt es sich doch trotz des Namens um eine ziemlich massive Wohnbebauung. Bauverwaltung und Stadträte stehen dazwischen, müssen sich - unter Beachtung der Gesetzeslage - auf die eine oder andere Seite schlagen und dafür Kritik einstecken. Oder sie vertagen einen Beschluss, um nach einem Kompromiss zu suchen. Genau das hat der Bauausschuss des Dachauer Stadtrats jüngst getan, als es um ein Vorhaben in innerstädtischer Premiumlage ging.

Das fragliche Grundstück mit 3104 Quadratmetern liegt zwischen Amper und Gröbenbach, sowie zwischen der Straße Zur alten Schießstatt und der Martin Huber-Straße. Bisher steht auf dem Grundstück ein Wohnhaus mit Garage. Nun sollen dort vier Häuser errichtet werden, eines davon im Hochwasserbereich der Amper. Wunderschöne alte Bäume stünden dort, erklärte Umweltreferentin Sabine Geißler (Bündnis für Dachau), die dem Vorhaben zum Opfer fallen würden. Das sei mit dem Umweltleitbild der Stadt ebenso wenig vereinbar wie die Nähe zum Flussufer, kritisierte sie.

Geißler stand mit ihrer Kritik nicht allein: Helmut Esch bezeichnete die Bebauung als "einfach zu dicht". Er wies außerdem auf die Vorbehalte des Wasserwirtschaftsamts wegen der Hochwassergefahr an Amper und Gröbenbach hin. Nach seiner Ansicht sollte für das Areal ein Bebauungsplan aufgestellt werden, statt das Vorhaben einfach nach den bestehenden Gebäuden in der Umgebung zu beurteilen. So sieht es der Paragraf 34 des Baugesetzbuchs vor, der immer dann greift, wenn es für ein Gebiet keine Bauleitplanung gibt. Kai Kühnel (Bündnis) schloss sich Eschs Forderung nach einem Bebauungsplan an.

Selbst in der CSU betrachtete man das Projekt skeptisch: Erwin Zehrer sah in dem Bauvorhaben einen Verstoß gegen das Umweltleitbild, nach dem Flächen freigehalten werden sollten, die unmittelbar an Gewässer liegen. Auch sei das Areal als Grünfläche im Flächennutzungsplan verzeichnet. Doch muste er sich von Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) belehren lassen, dass der Flächennutzungsplan keine Rolle spiele, weil hier einzig der Paragraf 34 gelte. Wenn die Stadt das danach zulässige Baurecht beschneide, mache sie sich schadenersatzpflichtig: "Die Einschränkung wäre ein enteignungsgleicher Eingriff", sagte der OB. CSU-Stadtrat Zehrer legte einen Kompromissvorschlag vor: Statt vier nur zwei Häuser im unstrittigen Bereich errichten. Für die beiden Gebäude dafür aber das Baurecht entsprechend aufstocken. Peter Denk (Unabhängige Bürgergemeinschaft) konnte sich drei Gebäude mit jeweils höherem Baurecht vorstellen.

Letztlich hob CSU-Fraktionschef Christian Stangl die Diskussion ins Grundsätzliche: "Es ist ein herrliches Grundstück." Eines von denen, durch die Dachau so grün wirke, wenn man vom Altstadtberg hinunterschaue. "Wenn wir solche Freiflächen bebauen, wird sich das Bild massiv ändern", sagte er. "Das Problem ist immer das Gleiche: Wir wollen Freiflächen erhalten. Der Besitzer will legitimerweise ans Maximum gehen." Daher sei der Bauausschuss gefordert: "Baurecht ja, aber welches und wie viel?" Auch er plädierte für größere, dafür aber nur zwei Gebäude: "Die künftigen Bewohner sind vielleicht auch froh, wenn sie einen Garten haben." Am Ende folgte man einem Vorschlag von OB Bürgel, die Entscheidung zu vertagen. Die Verwaltung soll nun mit den Eigentümern über eine Kompromisslösung reden.

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