Dachau:Arztbesuch wird zum Lotteriespiel

Unter der unerträglichen Verkehrssituation am Schulzentrum Augustenfeld leiden die Anwohner. Parkchaos ist an der Tagesordnung.

Rudi Kanamüller

Stell Dir vor, du hast einen dringenden Termin beim Arzt, aber dein Fahrzeug ist komplett eingesperrt. Der Arztbesuch muss ausfallen. Der Ärger ist riesengroß. Kirstin Fluk aus der Dachauer Jakob-Schmid-Straße kann ein Lied davon singen. Sie wurde Opfer der immer noch heillosen Verkehrs- und Parkplatzsituation im Bereich der neuen Realschule und der Berufsschule im Stadtteil Augustenfeld.

Dachau: Kirstin Fluk verpasste einen Arzttermin, weil die Ausfahrt für ihr Auto zugeparkt war.

Kirstin Fluk verpasste einen Arzttermin, weil die Ausfahrt für ihr Auto zugeparkt war.

(Foto: DAH)

Es sind wohl viele unglückliche Umstände zusammengekommen, die am vergangenen Mittwoch letztlich den Arztbesuch der Dachauer Bürgerin verhindert haben: Die Berufsschule verabschiedete ihre Schüler. Viele der Absolventen kamen mit eigenen Fahrzeugen. Dazu Fest- und Ehrengäste. Nicht zu vergessen die Lehrer. Die Folge: Rund um die Berufsschule herrschte Parkchaos. Weil die Anwohnerin vermutete, dass der Fahrer des Wagens, welcher ihr die Ausfahrt versperrte, dort zu finden sei, wandte sie sich an die Berufsschule.

Weil aber gerade die Zeugnisübergabe in vollem Gang gewesen sei, habe man über die hauseigene Anlage keine Durchsage nach dem Fahrzeugbesitzer starten können, sagt der Berufsschulleiter, Studiendirektor Johannes Sommerer. Außerdem sei es ja nicht sicher, ob der Fahrer des betreffenden Fahrzeugs etwas mit der Berufsschule oder der Abschlussfeier zu tun hatte. Kirstin Fluk lässt dies nicht gelten. Sie ist der Ansicht, dass man durchaus während der allgemeinen Begrüßung eine Ansage hätte machen können.

Die Schule bestätigt immerhin, dass das Auto der Dachauerin "tatsächlich eingesperrt" gewesen sei. Zudem bestätigt der Schulleiter auf Nachfrage der Dachauer SZ, dass sich die Parksituation im Bereich des gesamten Schulzentrums Augustenfeld "sehr schwierig" gestalte. Allerdings seien der Schule die Hände gebunden. Sommerer: "Wir können die Leute nicht zwingen, ihre Autos woanders zu parken, weil es sich um öffentliche Parkplätze handle." Was die Schule betreffe, so sei man "dahinter, dass die Situation entschärft wird". Das Thema werde ständig kommuniziert. Auf der Homepage der Schule, in Durchsagen an die Schüler, möglichst nicht mit dem eigenen Wagen zur Schule zu kommen, sondern, wenn möglich auf die S-Bahn auszuweichen.

Im Normalfall besuchen die Dachauer Berufsschule im Stadtteil Augustenfeld täglich zwischen 400 und 600 Schüler. Sommerer: "Beim Umbau der Berufsschule, so ist geplant, sollen auch Besucherparkplätze entstehen."

Verstärkt wird die unübersichtliche Verkehrssituation zudem durch den Neubau der Dr.-Josef-Schwalber-Realschule nebenan. Für die Stadt und den Landkreis ist klar, dass es an der Verkehrserschließung des gesamten Schulzentrums noch einiges zu tun gibt, zumal in dem Viertel Wohnungen für 1200 bis 1300 Neubürger geplant sind. Landratsamtspressesprecher Gerhard Weber versucht es derweil mit einem Appell an Eltern und Lehrer: Er bittet Schüler, aber auch ausdrücklich Lehrer darum, möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen, um einen geregelten An- und Abfahrtsverkehr der Schulbusse an der Theodor-Heuss-Straße einhalten zu können. Eltern, die ihre Kinder dennoch selber mit dem Auto zum Unterricht bringen, sollten möglichst nicht die Bushaltestelle blockieren, sondern in die Nikolaus-Deichl-Straße fahren und die Kinder dort aussteigen lassen.

Auch Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel weiß über die Misere Bescheid. "Wir brauchen ein Gesamtkonzept." Bisher war dies nicht zuletzt an den Grundbesitzern gescheitert, die nicht bereit waren, Flächen zu verkaufen. Gleichwohl rät der Dachauer OB dazu, die Sache nicht zu dramatisieren. In München, so Bürgel und Weber unisono, seien solche Verkehrssituationen gang und gäbe.

Für die Dachauer Bürgerin ist dies wenig beruhigend. Schon zweimal sei ihr Auto angefahren worden, sagt sie. Der Verursacher sei jedes Mal unerkannt geflüchtet. Und die Hoffnung, dass sich schnell etwas an den Zuständen ändert, hat sie nicht: Tagsüber herrscht in ihrem Wohngebiet Parkchaos durch die Berufsschule, am Abend werde die Turnhalle durch Sportler genutzt und am Wochenende finden dort viele Veranstaltungen statt. Kirstin Fluk: "Das ist der Supergau."

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