Dachau:Archäologischer Verein am Ende

Mangels Nachwuchs löst sich die 2008 gegründete Organisation auf

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Als vor neun Jahren für den Landkreis Dachau ein Archäologischer Verein gegründet wurde, feierten sich die Beteiligten - Historiker, Kommunalpolitiker, Kreisheimatpfleger und zahlreiche Hobbyforscher - für ihre herausragende Initiative. Sie gab, wie man sagt, Anlass zu den schönsten Hoffnungen. Denn die Jahre 2007 und 2008 waren die hohe Zeit der spektakulären Funde - und auch der Besorgnis.

Zwischen Arzbach und Röhrmoos hatten Grabräuber im Sommer 2006 ein Keltengrab ausgehoben. Der Schaden hielt sich in Grenzen, die Räuber waren nicht sehr weit gekommen. Oder besser gesagt, nicht sehr tief. Den Aushub der Erde konnten die Hobbyarchäologen aus dem Landkreis durchsieben. Dabei fanden sie einige interessante Stücke. Nichts Sensationelles, Scherben, Nägel und Kleidernadeln, aber immerhin.

Ein zweiter, wesentlich spektakulärer Fund im Landkreis hatte die Überlegungen für den Archäologischen Verein wesentlich stärker beflügelt. Bei den Bauarbeiten zum Bergkirchener Gewerbegebiet Gada an der Autobahn 8 wurden in der Nähe des Ortsteils Feldgeding Keltengräber mit Beigaben freigelegt. Johann Mayr, Mitglied des lokalen Agenda-Arbeitskreises Geschichte, weiß von weiteren Entdeckungen aus dem Gebiet, wo es liegt und was dort genau schlummert. Das soll noch nicht ans Licht der Öffentlichkeit. Der Grabräuber wegen.

Aber irgendwer musste sich darum kümmern. Deshalb gründeten 15 Hobby-Archäologen, angeleitet vom damaligen Kreisheimatpfleger Norbert Göttler einen Verein, mit dem Ziel, die Forschungsarbeiten unter fachlicher Anleitung voranzutreiben. In einem lapidaren Satz teilte der Verein nun mit, dass er sich aufgelöst hat. Der alleinige Grund ist nach Information von Göttlers Nachfolgerin Birgitta Unger-Richter, die Altersstruktur. Der SZ sagt sie: "Für die Fortsetzung der Tätigkeit hat sich kein neuer Vorstand gefunden."

Die wichtige Arbeit indes scheint nicht gefährdet zu sein. Denn das kleine Huttermuseum in der Ortschaft Großberghofen, die zur Gemeinde Erdweg gehört, wird gerade umgebaut. Es soll künftig die vorhandene archäologische Sammlung präsentieren. Viele ehemalige Mitglieder haben sich dem Förderverein des Huttermuseum angeschlossen und wollen unter dem neuen Dach ihre Forschungsarbeit fortsetzen und ihre Kenntnisse einbringen. Unger-Richter bedauert das Ende des Vereins. Denn an ihm kristallisiert sich ihrer Ansicht nach ein Grundproblem des kulturellen Engagements im gesamten Landkreis heraus: "Es fehlt an Nachwuchs und an jungen Leuten, die sich für die Geschichte ihrer Heimat interessieren."

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