Dachau:Angst darf nicht siegen

Dachau: Gemeinsam gegen die "Angstparasiten": Omid Nouripur, Marese Hoffmann und Achim Liebl beim Neujahrsempfang der Grünen.

Gemeinsam gegen die "Angstparasiten": Omid Nouripur, Marese Hoffmann und Achim Liebl beim Neujahrsempfang der Grünen.

(Foto: Toni Heigl)

Die Grünen mahnen auf ihrem Neujahrsempfang zur Besonnenheit - und Landrat Löwl erhält wieder Streicheleinheiten

Von Horst Kramer, Dachau

Es war ein Satz von Omid Nouripur, dem außenpolitischen Sprecher der Bündnis 90/Grünen-Fraktion im Bundestag, der beim Neujahrsempfang des grünen Kreisverbands den meisten Beifall erhielt: "Die Antwort von Hass ist nicht Hass!" Der Satz ist ein Zitat von Martin Luther King, der Bürgerrechtler wäre am Sonntag 88 Jahre alt geworden. Man müsse den "Angstparasiten" die Stirn bieten, so Nouripur. Er zielte dabei auf den künftigen US-Präsidenten Donald Trump, auf die AfD oder auch Pegida. Der Bundespolitiker mahnte, dass man die Ängste der Bürger zwar ernst nehmen müsse, aber sie "nicht priorisieren" dürfe.

Der prominente Grüne war heuer neben seiner Parlamentskollegin Doris Wagner und Landrat Stefan Löwl (CSU) der "Stargast" beim traditionellen Empfang der Kreis-Grünen, der heuer wieder einmal in der Kultur-Schranne veranstaltet wurde. Nouripur sprach zwar als Letzter vor den rund 40 Parteimitgliedern und Sympathisanten, griff dabei aber das große Thema auf, das zuvor schon die beiden Kreisvorsitzenden Marese Hoffmann und Achim Liebl sowie Thomas Kress, Chef der Grünen-Fraktion im Dachauer Stadtrat, angesprochen hatten: die vorgeblichen "Ängste der Bürgerinnen und Bürger" - ob vor den Kriegsflüchtlingen oder vor den Populisten - und wie Grüne damit umgehen können.

Hoffmann erinnerte an den jüngst verstorbenen Max Mannheimer. Den hätte wohl ein "heiliger Zorn" erfasst, würde er sehen, "wie im Umfeld des zukünftigen Präsidenten von Amerika mit Hitlergruß gegrüßt wird." Die grüne Kreispolitikerin beließ es indes nicht beim mutmaßlichen Zorn des großen Versöhners. Sie wollte stattdessen Mut machen. So verwies Hoffmann auf den Runden Tisch gegen Extremismus, dem der Landkreis beigetreten sei, auf die freundschaftlichen Beziehungen, die sich zum polnischen Landkreis Oswiéçim (Auschwitz) entwickelt hätten, und auf das von der Bundesregierung geförderte Projekt "Demokratie leben", an dem sich der Dachauer Landkreis beteiligt. Zudem verteilte sie wie jedes Jahr Streicheleinheiten an Landrat Stefan Löwl, der seit 2013 Stammgast der Grünen-Veranstaltung ist. Diesmal lobte sie Löwls Aussage bei der Eröffnung der Baselitz-Ausstellung im Dachauer Schloss. " Manchmal ist es auch in der Politik gut, die Dinge auf den Kopf zu stellen", stellte damals der Landrat fest. Eine Sichtweise, die sich Hoffmann auch im Kreistag wünscht. Sie fragte rhetorisch: "Sind wir wirklich bereit, auch noch die letzten Reste des Mooses (zwischen Dachau und Karlsfeld, d. Red.) zugunsten von Eigeninteressen und dem Primat der Ökonomie aufzugeben?"

Löwl hatte schon zuvor Beifall geerntet. Denn während der Begrüßung durch Achim Liebl hatte sich das Grünen-Banner gelöst, das am Kopfende des Saals angebracht war - was indes niemanden im Publikum zu bekümmern schien. Bis auf Löwl. "Also, ich kann mir das gar nicht ansehen", meldete er sich zu Wort, schritt umgehend zur Tat und befestigte das grüne Tuch ruckzuck wieder an seiner Halterung. Gelächter, Applaus. Hoffmann dankte im Namen der Grünen. Löwls bemerkenswerte Replik: "Kein Problem, Sie sind mir ja lieber als manche andere." Eine Art politischer Liebeserklärung.

Selbst Thomas Kress hatte in seinem Rückblick auf das Jahr im Stadtrat ein positives Wort für die Ratskollegen der CSU übrig (von denen keiner anwesend war). Beim Thema Wildparkerei östlich des Dachauer Bahnhofs hätte die CSU-Fraktion überraschenderweise am selben Strang gezogen wie die übrigen Parteien im Rathaus, erinnerte Kress. Und unkte: "Mal sehen, ob das so bleibt, wenn der erste Gegenwind kommt."

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