Nahversorger in der Dachauer Altstadt:Nicht um jeden Preis

Nahversorger in der Dachauer Altstadt: Ob anstatt der Baustelle vor dem Untergeschoss des Birgmannforums in einem halben Jahr eine hübsche Stufenanlage zu finden sein wird, ist fraglich.

Ob anstatt der Baustelle vor dem Untergeschoss des Birgmannforums in einem halben Jahr eine hübsche Stufenanlage zu finden sein wird, ist fraglich.

(Foto: Toni Heigl)

Bereits 2018 hat Dachau einen Zuschuss von 100 000 Euro für die Bauarbeiten des Theatrons am Birgmannforum bewilligt. Durch die Corona-Krise fehlt nun Geld - und das Projekt Nahversorger steht auf der Kippe.

Von Julia Putzger, Dachau

Endlich einen Nahversorger in die Dachauer Altstadt zu bringen, das ist schon seit Jahren eine Herzensangelegenheit für viele: Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) führte in der Vergangenheit schon Gespräche mit potenziellen Betreibern, auch die Fraktionen im Stadtrat unterstützen das Vorhaben. Und schließlich natürlich Franz Scherm, dessen Bauunternehmen Scherm Verwaltungs KG das ehemalige Hörhammer-Kaufhaus - das künftig Birgmannforum heißen soll - saniert und das mittlerweile einen eigentlich niet- und nagelfesten Plan präsentieren kann: Schon im Mai nächsten Jahres soll der langersehnte Nahversorger ins Untergeschoss des Birgmannforums einziehen.

Doch die Betonung liegt auf dem Wörtchen "eigentlich": Denn da die Stadt drastische Kürzungen in ihrem Haushalt vornehmen muss, damit dieser genehmigungsfähig wird, steht auch ein Zuschuss in Höhe von 100 000 Euro auf der Kippe. Dieser war Scherm schon 2018 per Beschluss im Umwelt- und Verkehrsausschuss zugesagt worden, um die Eingangssituation zum Untergeschoss zu verbessern. Dort wo momentan der große Baukran auf einem dicken Fundament steht, wo sich Baumaterial und alte Bretter auf grob betoniertem Untergrund stapeln, soll einmal das sogenannte Theatron entstehen: Eine offene Stufenanlage in Naturstein. Denn schon bevor die Bauarbeiten den Eingang ins Untergeschoss beinahe komplett verstellten, konnte man dieses leicht übersehen. Der ganze Bereich schien düster und verwahrlost, keinesfalls ansprechend für einen möglichen Interessenten oder Passanten.

"Ein Nahversorger in der Altstadt ist für uns ein Herzstück"

Doch mit der Zusicherung der Stadt, 100 000 Euro des insgesamt wohl rund 294 000 Euro teuren Umbaus zu übernehmen, erklärte sich Bauherr Scherm bereit, den städtischen Grund attraktiver zu gestalten. Immerhin ist das gesamte Projekt Birgmannforum auch für ihn als Dachauer mit einigem Idealismus verbunden: "Ein Nahversorger in der Altstadt ist für uns ein Herzstück." Aber eben nicht um jeden Preis: "Warum sollte ich das ganz allein bezahlen? Das ist fremder Grund und Boden und wäre somit eine Spende an die Stadt."

Sollte der versprochene Zuschuss also tatsächlich ausbleiben, würde Scherm den Platz wohl wieder "in seinen ursprünglichen Zustand" versetzen, so ist es vereinbart. Ob der Nahversorger - der zur Rewe-Gruppe gehörende Vollsortimenter Nahkauf hat bereits einen Vertrag unterzeichnet - dann einziehen würde, ist laut Scherm fraglich: "Das entspricht dann nicht den vereinbarten Voraussetzungen." Für den Lebensmittelladen wäre eine attraktive Eingangssituation "unverzichtbar". "Wie schwierig es schon war, überhaupt an einen Interessenten ranzukommen. Wenn es mit diesem Vollversorger jetzt scheitert, dann kommt auch endgültig keiner mehr in die Altstadt", fasst Franz Scherm die vertrackte Lage zusammen.

OB Florian Hartmann fühlt sich an die Zusage gebunden

Der Oberbürgermeister ist sich des Problems durchaus bewusst: "Wir haben das Thema im letzten Ausschuss besprochen und müssen nun klären, inwiefern wir den Zuschuss auszahlen dürfen." Denn am guten Willen scheitere es nicht: "Es geht nicht darum, dass wir nicht wollen, sondern nicht dürfen, wenn das die Genehmigungsfähigkeit unseres Haushalts in Gefahr bringt", so Hartmann. Er fühle sich jedenfalls an seine Zusage gebunden und ist deshalb auch hoffnungsvoll, dass eine Lösung gefunden werden kann.

Laut Scherm müsste das "am besten so schnell wie möglich" passieren. Denn Vorbereitungen, Planungen und der eigentliche Umbau brauchen Zeit und schon im Mai will Nahkauf seine Türen zum - eigentlich fertig umgebauten - Vorplatz öffnen. Und was, wenn wirklich nichts zu machen ist und die Stadt das versprochene Geld nicht auszahlt? Dann gibt Hartmann zu Bedenken, dass der Rückbau in den ursprünglichen Zustand für Scherm wohl ähnlich teuer wäre.

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