Süddeutsche Zeitung

Altstadt:Weniger Lärm, weniger Unfälle

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Die Polizei zieht nach 100 Tagen eine positive Bilanz der neuen Verkehrsregelung

Von Miriam Dahlinger, Dachau

Einige Pendler, die in den ersten Oktobertagen wie gewohnt in die Dachauer Altstadt fahren wollten, übersahen offenbar die Einfahrt-verboten-Schilder. Seit dem 1. Oktober dürfen Autofahrer nur noch im Uhrzeigersinn durch die Altstadt fahren. Laut Hauptkommissar Knorr hat die Polizei in den ersten Tagen "eine hohe Anzahl an Verstößen" festgestellt. Die Anzahl der Geisterfahrer nehme wöchentlich "merklich ab", sodass es inzwischen nur noch vereinzelt zu Verstößen komme.

Schwerverkehr durfte schon vor der Einführung der Einbahnstraße nur in eine Richtung durch die Altstadt fahren. Eine Regelung, die Lastwagenfahrer jedoch immer wieder ignorierten, weshalb sie durch Rangiermanöver den oberen Bereich der Altstadt verstopften. Durch die Einbahnregelung wurde die Verkehrsführung für Lkw deutlicher, wodurch sich das Problem laut Polizei erledigt hat. Zudem kommt es seltener zu Staus durch Lieferverkehr, weil Autos nun mehr Platz haben, um die Lastwagen zu umfahren.

Wer früher von der Augsburger Straße in die Münchner Straße wollte, wählte häufig die Abkürzung über den Karlsberg. Dieser Durchgangsverkehr ist durch die neue Regelung verboten. Seit Oktober brettern deutlich weniger Autos über das Kopfsteinpflaster, weshalb sich neben dem Verkehrsaufkommen auch die Lärmbelastung im Altstadtbereich reduzierte. Eine Zählung im Auftrag der Stadt ergab, dass im Juli vor der Einführung der Regelung zwischen 6 und 9 Uhr morgens 620 Fahrzeuge unterwegs waren. Dabei rechne man einen "sehr hohen Anteil" dem Durchgangsverkehr zu. Unter anderem weil viele Geschäfte in der Altstadt nicht vor neun Uhr öffneten.

Zudem sorgte die Einbahnregelung nach Angaben der Polizei für mehr Schulwegsicherheit. So habe sich die Gefahrenstelle am Karlsberg entschärft. Kinder, die auf dem Weg in die Klosterschule die Straße am Zollhäuschen queren müssen, treffen nicht mehr auf den zügig fahrenden Abkürzungsverkehr. Durch die Reduzierung des Berufsverkehrs wurden auch andere Fahrbahn-Querungen und Einmündungen deutlich sicherer für Kinder und Senioren. Denn bis auf den Bus- und Bahnverkehr müssen Fußgänger beim Überqueren der Straße lediglich mit Verkehr aus einer Richtung rechnen.

Radfahren ist weiterhin in beide Richtungen möglich. Durch die Einbahnregelungen haben Radfahrer mehr Platz auf den Altstadtstraßen. Verbessert wurde aus Sicht der Polizei auch die Situation für Ein- und Ausparker. Sie müssen nur noch auf den Verkehrsstrom aus einer Richtung achten. Um die Suche nach einem freien Parkplatz zu erleichtern, ist das Parkhaus bei der Volksbank weiterhin über die Augsburger Straße erreichbar.

Krachte es im Bereich der Einbahnstraße im Jahr 2019 noch 52 mal, kam es 2021 nur noch zu 24 Verkehrsunfällen. Den Grund sieht die Polizei aber auch in der Corona-Pandemie. Insbesondere die Lockdown-Maßnahmen hätten die Mobilität reduziert. Seit Einführung der Einbahnstraße waren an drei Unfällen Linienbusse beteiligt. Die Polizei rät daher zu einer Ausweitung der Einbahn-Regelung auch auf Busse.

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Quelle:
SZ vom 15.01.2022
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