Dachau:"Sinnlos, schädlich, inkonsequent"

Verkehrsregelung

In der Dachauer Altstadt soll der Autoverkehr bald nur noch in eine Richtung fließen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei vielen Geschäftsleuten in der Altstadt stößt die neue Verkehrsregelung auf harsche Kritik, doch es gibt auch Befürworter.

Von Julia Putzger, Dachau

Während die Stadträte sich einstimmig für die Einbahnstraßenregelung aussprachen, ist unter den Einzelhändlern und Gewerbetreibenden in der Altstadt starker Gegenwehr zu dieser Entscheidung zu spüren. Für einen der schärfsten Kritiker, Juwelier Ludwig Stöckl aus der Augsburger Straße, ist schon jetzt klar: Die Regelung ist "sinnlos, schädlich und wird Nachteile bringen". Und selbst Marcus Rössler, Inhaber des traditionsreichen Schuhgeschäfts Rössler in der Konrad-Adenauer Straße, der sich in der Vergangenheit eher pro Einbahnstraßenregel positioniert hatte, urteilt nun: "In dieser Form ist die Idee zum Scheitern verurteilt."

Ausschlaggebend für Rösslers Kritik ist jedoch nicht die Einbahnstraße an sich, sondern die vorerst fehlenden begleitenden Maßnahmen. Er hätte sich beispielsweise schmälere Fahrbahnen zugunsten zusätzlicher Parkplätze gewünscht. So jedoch stellt er fest: "Nur ein bisserl was bringt nichts, damit ist das Problem nicht gelöst und der Altstadt nicht geholfen."

Juwelier Stöckl ärgert sich derweil mehr über fehlende Zahlen und Belege, wie sich die Situation in der Altstadt durch die Einbahnstraße konkret verbessern soll. "Diese Umfrage war nicht repräsentativ", sagt Stöckl mit Blick auf die Rücklaufquote von 35 Prozent. Seiner Meinung nach dürften die Stadträte sich bei ihrer Entscheidung nicht nach den insgesamt nur 170 von 820 angeschriebenen Haushalten und Gewerbetreibenden richten, welche die Einbahnstraßenregelung befürworteten. Außerdem habe sich seit 2003, als es schon mal eine Einbahnstraßenregelung am Altstadtberg gab, diese jedoch unter Federführung von Stöckl frühzeitig gekippt wurde, nichts Grundlegendes verändert. Er kündigt deshalb an: "Ich behalte mir rechtliche Schritte vor und bin gerne bereit, wieder in deutliche Opposition zu gehen."

Stöckl und Rössler haben mit ihren Aussagen aber nicht alle Einzelhändler und Gewerbetreibenden hinter sich. So zeigt die Fragebogenauswertung nach Status der Teilnehmer, dass auch 60 Prozent der Einzelhändler und 57 Prozent der Gewerbetreibenden die Einbahnstraßenregelung befürworten - kein wesentlicher Unterschied zum Gesamtergebnis also.

Mehr Offenheit von seinen Kollegen für den neuerlichen Versuch wünscht sich deshalb Apotheker Maximilian Lernbecher von der Oberen Apotheke. Zwar sei er aus wirtschaftlicher Sicht etwas besorgt - vor allem, weil aufgrund der Krise viele Geschäfte ohnehin schon angeschlagen seien und "wichtige Zugpferde", wie etwa der künftige Nahversorger, auch auf Frequenz angewiesen seien. "Per se freuen wir uns aber, dass die Altstadt eine Chance bekommt", sagt Lernbecher. Man dürfe sich der Entwicklung nicht verschließen. Nach einem Jahr werde sich dann zeigen, ob nicht möglicherweise doch eine andere Variante besser sei.

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