Dachauer Altstadt:Ungewisse Zukunft zweier Dachauer Institutionen

Dachauer Altstadt: Vor allem Statik und Brandschutz des Café Gramsci lassen zu wünschen übrig, das hat die Stadt als Eigentümerin festgestellt.

Vor allem Statik und Brandschutz des Café Gramsci lassen zu wünschen übrig, das hat die Stadt als Eigentümerin festgestellt.

(Foto: Toni Heigl)

Dass die Statik der Gebäude in der Burgfriedenstraße 3 nicht die beste ist, weiß man schon lange. Neu ist, dass die Stadt sich deshalb um die Sicherheit sorgt. Ob dies bedeutet, dass die Kleine Altstadtgalerie und das Café Gramsci bald Geschichte sind, ist allerdings noch unklar.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Die Zukunft der Burgfriedenstraße 3 in der Dachauer Altstadt ist ungewiss. Neu ist das nicht: 2012 stand die Kleine Altstadtgalerie laut Galerist Frank Donath schon einmal kurz vor dem Aus. Damals gab es eine Debatte darüber, ob das Gebäude, in dem die Kunstgalerie seit nunmehr 17 Jahren zuhause ist, nicht einer dringend benötigten Turnhalle für die Klosterschule weichen muss. Schließlich entschied sich der Bauausschuss gegen diesen Standort. Dass es sich um ein "uraltes Gebäude" handelt, dessen Statik zumindest einer Prüfung bedarf, kommt für Donath auch jetzt, rund zehn Jahre später, nicht überraschend: Vielmehr habe diese Problematik stets über der Burgfriedenstraße 3 geschwebt "wie ein Damoklesschwert". Neu ist, dass sich die Stadt als Eigentümerin, nach dem Rückzug der "Brücke e.V." im vergangenen Jahr erstmals wieder verstärkt mit den Zustand des Anwesens befasst und nun festgestellt hat, dass vor allem die Statik und der Brandschutz des Cafés Gramsci erheblich zu wünschen übrig lassen.

Laut Donath hat die Brücke e.V. als Vermieterin jahrelang den Erhalt und die Sicherheit der Häuser sichergestellt. Der Verein ist selbst in der Burgfriedenstraße 2 zuhause, hat aber die Hausnummer 3 rund zwei Jahrzehnte mit genutzt. Zum 1. Januar 2022 habe der Verein den Vertrag mit der Stadt aufgelöst. Die Stadt habe dann im Frühjahr des vergangenen Jahres gemeinsam mit der Feuerwehr eine erste Begehung der Örtlichkeiten veranlasst, so Donath. Kämmerer Thomas Ernst, für die Stadt unter anderem zuständig für den Bereich Gebäudemanagement, bestätigt dieses Vorgehen.

Jahrelang, so Donath, habe die Stadt, obwohl sie stets Eigentümerin geblieben sei, den maroden Zustand des Gebäudes "nicht auf dem Zettel gehabt" - eben weil die Verantwortung beim Verein Brücke e.V. lag. Es sei daher "völlig legitim", dass sie jetzt, wo sie wieder allein verantwortlich sei, genauer hinschaue - immerhin gehe es ja um die Sicherheit aller. Und um die ist es offenbar im Café Gramsci nicht allzu gut bestellt. Wie dramatisch die Lage ist, darüber will Christian Salvermoser nicht spekulieren. Der Wirt der Dachauer Institution bestätigt aber, dass es seitens der Stadt gerade Prüfungen des Gebäudes gibt. "Ich weiß aber auch nicht, was dabei rauskommt."

Café Gramsci sei "baulich in keinem guten Zustand", heißt es seitens der Stadt

Laut Donath soll über das weitere Vorgehen im Fall der Burgfriedenstraße 3 schon in den kommenden Wochen entschieden werden. Die Stadt will sich zu einem genauen Zeitplan nicht äußern, auch wie viel Geld sie für eine Sanierung ersten Schätzungen zufolge in die Hand nehmen müsste, will Ernst noch nicht verraten. Nur so viel: Das Thema werde "zeitnah" in den zuständigen Gremien behandelt. Mit Blick auf die einmal mehr schwierigen Haushaltsdebatten Ende des vergangenen Jahres sei der Ausgang der Entscheidung der Stadträtinnen und Stadträte aber mehr als ungewiss, deutet Ernst an.

Was der Kämmerer aber bestätigen kann: Der Zustand der beiden Gebäude wird derzeit eingehend untersucht. So viel steht schon fest: "Insbesondere das Gebäude, in dem das Café Gramsci untergebracht ist, ist baulich in keinem guten Zustand." Ziel der Stadt sei es nun, die für den Betrieb dieser Einrichtungen zwingend erforderlichen Maßnahmen festzustellen, um auf dieser Basis weitere Entscheidungen treffen zu können. Denn klar sei eines: "Auf die lange Bank" schieben könne man Brandschutz- und Statikprobleme jedenfalls nicht, wenn das Café und die Galerie weiter in Betrieb bleiben sollen.

Dachauer Altstadt: Schauen in eine ungewisse Zukunft: Gramsci-Wirt Christian Salvermoser (links) und Galerist Frank Donath.

Schauen in eine ungewisse Zukunft: Gramsci-Wirt Christian Salvermoser (links) und Galerist Frank Donath.

(Foto: Niels P. Jørgensen)
Dachauer Altstadt: Kämmerer Thomas Ernst kümmert sich auch um das Management der Gebäude, die der Stadt Dachau gehören.

Kämmerer Thomas Ernst kümmert sich auch um das Management der Gebäude, die der Stadt Dachau gehören.

(Foto: Toni Heigl)

Für Donath und Salvermoser bedeutet das vorerst: Vorsichtshalber nicht allzu weit in die Zukunft planen. Frank Donath will Ausstellungen nur noch maximal für ein Jahr im Voraus planen. Und es bedeutet für den Galeristen auch: Ob eine "sanfte Übergabe" an die junge Generation vom Kulturverein "Schere, Stein, Papier" möglich ist, so wie er es sich vorgestellt hat, ist ungewiss. Man blicke den Entscheidungen der Stadt daher schon mit einer "gewissen Spannung" entgegen, gibt er zu. Denn auch das sei klar: Noch einmal so eine "tolle Unterbringung" zu finden, sei mehr als unwahrscheinlich. Man müsse sich nur anschauen, mit wie vielen Auflagen die Künstlervereinigung Dachau zu kämpfen habe. Bei der Kleinen Altstadtgalerie indes sei bislang immer "mehr als ein Auge" zugedrückt worden. Zugegebenermaßen mit dem Ergebnis, dass die Situation mittlerweile "moderat brenzlig" sei. So war etwa das Dach zwischenzeitlich undicht, es regnete rein. In Eigenregie haben man dieses Leck nun schon einmal selbst geflickt, sagt Donath.

"Es wäre schade, wenn einer zumachen muss und der andere nicht."

Trotz der aktuell ungewissen Zukunft des alten Metzgerhofs ist sich der Galerist sicher, dass gemeinsam mit der Stadt eine Lösung gefunden werden kann, die für alle Beteiligten tragbar ist - neben dem Café Gramsci und dem Verein Schere, Stein, Papier ist ja auch der Dachauer Jugendrat in der Burgfriedenstraße 3 untergebracht. Das Gefühl, dass man die jetzigen Mieter raus haben will, besteht laut Donath jedenfalls nicht - im Gegenteil: "Die Stadt versucht, uns da zu halten." Stadtkämmerer Ernst bleibt dazu auf Nachfrage lieber vage und verweist einmal mehr auf die angespannte Haushaltslage.

Gerüchte, wonach es Personen gebe, die das Café Gramsci gerne übernehmen und in Eigenregie sanieren würden, können indes weder Ernst noch Salvermoser bestätigten. Darüber wisse er nichts, sagt der Gramsci-Wirt schlicht. Kämmerer Ernst sagt zwar, dass auch er ein solches Gerücht vernommen habe. An die Stadt mit einem solchen Angebot herangetreten sei aber bislang niemand.

Für Frank Donath steht unterdessen fest: Das Ensemble gehört zusammen, auch wenn das Café Gramsci und die Kleine Altstadtgalerie formal in zwei unterschiedlichen Gebäuden untergebracht sind. "Es wäre schade, wenn einer zumachen muss und der andere nicht."

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