Café Gramsci:Der Letzte macht das Licht aus

Das Café Gramsci muss zum Ende des Monats schließen, deshalb muss alles raus. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Von Martin Wollenhaupt, Dachau

Vor zwei Wochen erst teilte die Stadt Dachau dem Gramsci-Wirt Christian Salvermoser mit, dass er seinen Laden wegen baulicher Mängel bis zum Monatsende schließen muss. Viel Zeit, um ein paar Jahrzehnte in Kisten zu packen, ist das nicht. Um die Kneipe trotzdem fristgerecht räumen zu können, veranstaltete der Wirt am Samstag einen Hofflohmarkt.

Die komplette Inneneinrichtung stand zum Verkauf. Bilder wurden abhängt, Maßkrüge verließen ihren Stammplatz, das letzte Bier passierte die Zapfanlage. Und viele ehemalige Gäste schauten noch ein letztes Mal vorbei und konnten sich die ein oder andere Träne nicht verkneifen.

Viele Stammgäste sicherten sich einen Bierkrug oder einen Stuhl als Erinnerung an die guten alten Zeiten. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Am Samstag brennen die Lampen noch, am Montag allerdings wurde der Strom schon abgestellt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Voller Wehmut ergatterte sich so manch einer ein kultiges Erinnerungsstück an die guten alten Zeiten und rundete den symbolischen Betrag, den Salvermoser nannte, auf. Einige Gegenstände wanderten als Dauerleihgabe in befreundete Hände. Zum Beispiel das hölzerne Klavier namens "Mathilda", das nun in einer Schreinerei untergekommen ist.

Ein Alternativstandort für die Kultkneipe ist derzeit nicht in Sicht. Ihre Schließung hinterlässt eine große Lücke in der Dachauer Kulturszene. Entsprechend schwer fällt der Abschied.

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