Dachau:"Alles ist möglich"

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Ingrid Zellner engagiert sich für das Theater am Stadtwald und die Kultur in Dachau. Nun tritt sie als Kinderbuchautorin in Erscheinung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ingrid Zellner stellt ihr erstes Kinderbuch vor

Von Fam Marie Schaper, Dachau

Wenn ein Schneeball geformt wird, fängt er schon nach einigen Sekunden an, wieder zu schmelzen. Ist er nicht mehr vorhanden, scheint es, als hätte er aufgehört zu existieren. Aber das stimmt nicht. Er hat nur die Form gewechselt. Wasser ist sein neuer Zustand. Dieses dringt in den Boden und kann im nächsten Frühling dazu beitragen, dass Blumen gedeihen. So beschreibt die Dachauer Schriftstellerin Ingrid Zellner den Kreislauf von Leben und Sterben in ihrem neuen Kinderbuch "Malin und das weiße Rentier". Daraus las sie im Café Dachau-Inn bei einer Buchvorstellung.

Schauplatz ihrer neuen Geschichten ist der Norden Schwedens, wo Malin, ein sechsjähriges Mädchen, mit ihren Eltern lebt. Der Tod ihrer Großmutter hat sie erschüttert und sie weiß nicht, was sie denken soll. Da entdeckt sie eines Nachts ein weißes Rentier vor ihrem Fenster. Sie verlässt ihr Zuhause und geht in den Wald. Das Rentier namens Dálvi kann sprechen und stellt sich als guter Ratgeber heraus. Er hilft Malin ihre Trauer zu verarbeiten und erklärt ihr, dass Verstorbene nach dem Tod nicht für immer verschwinden. Genauso wie der schmelzende Schneeball wechseln sie nur ihre Gestalt. So sei auch die Seele von Malins Großmutter noch vorhanden. Ingrid Zellner nutzt Dálvi als ihr Sprachrohr. Durch ihn vermittelt die Autorin den Lesern ihre eigenen Vorstellungen vom Tod. Durch die bildlichen Sprache macht sie die Handlung vor allem Kindern gut zugänglich.

Aber mit ihrem neuen Werk zeigt die Dachauerin nicht nur auf, was sie über Leben und Sterben denkt, das Buch ist auch ein Bekenntnis zu ihrer Liebe zu Schweden. Sie bereist das Land jedes Jahr und befasst sich eingehend mit dessen Sprache. Es inspiriere sie, sowohl die Landschaften als auch die Menschen. Die Idee zu "Malin und das weiße Rentier" sei ihr auch in Schweden bei einem nächtlichen Spaziergang gekommen. Schweden als Schauplatz und Kinderbelletristik als Genre sind neu für das Wirken der Autorin. Und auch bei der Entstehung eines Buches will sie sich nicht durch einen vorgefertigten Plan einschränken lassen. "Geschichten haben einen eigenen Kopf", sagt Ingrid Zellner. "Figuren sowieso." So entstehen manchmal ganz andere Situationen, als zunächst beabsichtigt. Aber diese Zufälligkeiten seien es, die sie an ihrer Tätigkeit so genieße: "Alles ist möglich."

Ingrid Zellner: "Malin und das weiße Rentier", erschienen im Magic Buchverlag Vierkirchen.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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