Dachau:Alle gegen einen

Bei einer Podiumsdiskussion der Jungen Freien Wähler zum Volksbegehren steht der FDP-Nachwuchspolitiker Christian Schnorbusch als Befürworter von Studiengebühren allein da

Von Benjamin Emonts

Irgendwann wurde es Martin Güll zu bunt. Der SPD- Landtagsabgeordnete hielt bei der Podiumsdiskussion über Studiengebühren am Dienstagabend einen flammenden Appell: "Ich kann nur sagen: Ab in die Rathäuser zum Unterschreiben. Es sieht grottenschlecht aus momentan. Wir haben jetzt die Möglichkeit, den Fehler der Politik zu korrigieren und die Studiengebühren endlich abzuschaffen. Lasst uns alle zusammenhelfen, denn Bildung darf nicht vom Geldbeutel abhängig sein."

Was Martin Güll zu seiner eindringlichen Wortmeldung bewegt hat, ist klar: Er ist mächtig enttäuscht von der bisher eher kläglichen Beteiligung der Landkreisbürger an dem Volksbegehren gegen Studiengebühren in Bayern. Und in der Tat: Es scheint den Großteil der Bürger nicht sonderlich zu interessieren. Die Zahlen sprechen Bände: Laut einer Pressemitteilung von Hildegard Schöpe-Stein vom Aktionsbündnis hatten sich bis zum Dienstagvormittag lediglich 2,5 Prozent der wahlberechtigten Bürger und Bürgerinnen in die Listen eingetragen. Und auch bei der Podiumsdiskussion des bunten Aktionsbündnisses am Dienstagabend im Dachauer Adolf-Hölzel-Haus spiegelte sich das maue Interesse wider. 5000 Flyer hatte das Aktionsbündnis verteilt, um auf die Diskussion aufmerksam zu machen. Erschienen waren jedoch neben den sechs Podiumsgästen lediglich 27 weitere Personen, darunter auffällig wenig junge Menschen.

Nichtsdestotrotz entwickelte sich eine muntere und kontroverse Diskussion, an der sich auch das Publikum rege beteiligte. Am meisten polarisierte Podiumsgast Christian Schnorbusch, Bezirksvorsitzender der Jungliberalen. Dem Programm seiner Partei treu folgend, positionierte sich Schnorbusch klar für die Beibehaltung der Studiengebühren. Schließlich würden die Beiträge die Qualität der Lehre an den Universitäten steigern. Und überhaupt seien finanzielle Argumente gegen die Beiträge falsch, denn schließlich gebe es günstige Studienbeitragsdarlehen, die eine Finanzierung des Studiums ermöglichten. Abgesehen davon sei es unsozial, keine Studienbeiträge zu zahlen, denn "muss eine Sekretärin die Studienbeiträge ihres zukünftigen Chefs bezahlen?" Beim Publikum, das sich nahezu geschlossen gegen Studiengebühren positionierte, erregte Schnorbusch mit seinen Ausführungen deutliches Missfallen. So konterte eine Zuhörerin, dass es für einen Studenten nicht zumutbar sei, einen Schuldenberg mit ins Berufsleben zu schleppen, zumal viele Absolventen zunächst nur Praktikantenstellen bekämen und obendrein anfangs nicht viel verdienen würden.

Und auch der Sprecherin der Grünen, Stadträtin Luise Krispenz, gefielen die Argumente des Jungliberalen gar nicht. In den acht Semestern ihres Studiums habe sie keine Verbesserung der Lehre feststellen können. Ebenso wenig der Student Sebastian Leiß von den Freien Wählern: "Die Lehre wurde nicht wesentlich besser. Es liegen doch Millionen von Euro herum, weil niemand weiß, wofür sie ausgegeben werden sollen." Bildungsgelder seien außerdem keine Ausgaben, sondern Investitionen. Schließlich profitiere der Staat auch von den Steuereinnahmen durch die vermeintlich hohen Gehälter der Akademiker.

Gespannt war das Publikum auch darauf, welche Position der Podiumsgast und Ehrenvorsitzende des CSU-Kreisverbands, Blasius Thätter, einnehmen würde. Schließlich hatte der ehemalige Landtagsabgeordnete 2007 an der Einführung der Studiengebühren politisch mitgewirkt. "Damals wollte man für einen ausgeglichenen Haushalt sorgen", erklärte Thätter und bekannte schließlich doch Farbe: "Heute bin ich persönlich für die Abschaffung der Studiengebühren." Er wies darauf hin, dass die Politik aber auch in der beruflichen und frühkindlichen Bildung Akzente setzen müsse. Und überhaupt: "Es ist traurig, dass die Sache nicht vom Parlament geregelt wird." Das sah Florian Hartmann von den Jungsozialen genauso. Er wünschte sich, dass die Politiker sich auch einmal von ihren parteipolitischen Zwängen lösen und ihrem Gewissen folgen würden. Denn dann wäre die Richtung vorgegeben: Ab ins Rathaus zum Unterschreiben.

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