Dachau:Alfred Kindermann ist tot

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Er war Bürgermeister der Stadt Dachau, Kulturreferent und Direktor des Ignaz-Taschner-Gymnasiums. Nun ist Alfred Kindermann mit 86 Jahren gestorben.

Von we

Alfred Kindermann war Dachauer Bürger und Kulturreferent. Auf ihn gehen die Gründung von Dachauer Bezirksmuseum und Gemäldegalerie in der Altstadt zurück. (Foto: DAH)

Er wird auf den Vernissagen vermisst werden. Man kann sich kaum vorstellen, dass er nicht mehr dabei ist. Alfred Kindermann ist tot. Er wurde 86 Jahre alt. Er war Bürgermeister der Stadt Dachau, Kulturreferent und Direktor des Ignaz-Taschner-Gymnasiums. Vor allem aber war er ein Freund der bildenden Kunst. Früher, als er noch gut zu Fuß war, schaute man gezielt nach ihm. Das lag nicht nur daran, dass er Stadt und Landkreis bei Ankäufen beriet. Die Gespräche mit ihm über Farbgebung, über Struktur und Sinn von Bildern und Objekten dürfen als sehr anregend bezeichnet werden.

Die bildende Kunst hat ihn herausgefordert; vor allem die Dachauer. Denn die zeitgenössischen Künstler wollten mehr sein als Epigonen der Landschaftsmalerei, wie sich die offizielle Kulturpolitik die Maler als Imageträger der früheren Künstlerkolonie wünschte. Deswegen lässt sich an Kindermanns politischem Engagement von 1966 bis 2002 die Zerrissenheit der Dachauer Kommunalpolitik dokumentieren. Da war in den achtziger Jahren der Kindermann, der sich am Abhängen eines Bildes aus einer Schlossausstellung beteiligt hatte, weil es angeblich blasphemisch war . Und es gab den Politiker, der ein Institut der Friedensforschung und Menschenrechte für Dachau forderte.

Damals suchte Kindermann mit diesem Vorschlag einen Ausweg aus der verfahrenen Debatte über den Bau eines Jugendgästehauses für die KZ-Gedenkstätte. Die Idee hätte Jahrzehnte später beinahe viele Anhängern gewonnen, wenn auf der MD-Industriebrache tatsächlich eine Art Museum für Menschenrechte hätte verwirklicht werden können.

In der Auseinandersetzung um eine Internationale Jugendbegegnung suchte Kindermann den Kompromiss zwischen dem internationalen Förderverein für dieses Projekt und den harten Gegnern innerhalb seiner Partei der CSU, die damals die Mehrheit hatten. Er reaktivierte die Ideen einer Jugendherberge "als Begegnungsstätte" und eines Friedensforschungsinstituts, wie er sie gemeinsam mit den CSU-Stadträten Heinrich Rauffer und Erwin Deffner schon 1970 in einem Stadtratsantrag vergeblich gefordert hatte. Noch an seinem 80. Geburtstag war er zuversichtlich und sprach von einer "inneren Entelechie", also einem verzögerbaren, aber letztlich nicht aufhaltbaren Ziel.

Alfred Kindermann kam nach dem Krieg als Flüchtling aus dem Sudetenland nach Dachau. Hier baute er maßgeblich das Ignaz-Taschner-Gymnasium in seiner heutigen Gestalt auf. Er setzte entscheidende Impulse, damit die Kunstgeschichte Dachaus bewahrt wird. Gemäldegalerie und Bezirksmuseum gehen auf ihn zurück. Er hat zahlreiche kleine Monografien über die Dachauer Künstler verfasst.

© SZ vom 01.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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