Was ist anregender als ein gutes Beispiel? Dieser Gedanke stand am Anfang des Projekts "Pioniere des Wandels", das der Verein Dachau Agil vergangenen Sommer gestartet hat. Gesucht wurden Persönlichkeiten aus dem Dachauer Land, die innovative Projekte und Initiativen umgesetzt haben. Inzwischen sind gut 30 Pioniere und Pionierinnen zusammen gekommen. Einen Teil von ihnen stellt Dachau Agil auf seiner Homepage vor.
Einer von ihnen ist Maxi Heibl. Der 28-Jährige aus Schwabhausen vertreibt seit zwei Jahren nachhaltige und vegane Kleidung aus zertifizierten Biomaterialien und recyceltem Polyester und hergestellt unter fairen Arbeitsbedingungen. Er habe es mit seinen Werten nicht mehr vereinbaren können, wie die Kleidung, die er bis dahin trug, hergestellt werden, erzählt er auf der Pioniere-des-Wandels-Seite. Also hat er eine eigene Marke kreiert, "Ges Nature".
Oder Benjamin Sedlmair: Der 15-jährige Schüler aus Petershausen baut Schwimmpflanzen mit besonderen Eigenschaften an, auf die er im Zuge eines Referats gestoßen ist. Der Schwimmfarn Azolla entzieht der Atmosphäre viel CO₂, pro Jahr und Hektar bis zu 15 Tonnen. Dazu ist es ein eiweiß- und nährstoffreiches Futtermittel. Sedlmairs Idee: Die Schwimmpflanze könnte für Firmen und Privatleute zur CO₂-Kompensation dienen und gleichzeitig die Biolandwirtschaft fördern, weil sie vor allem für Betriebe in der Umstellungsphase ein schnell verfügbares Futter ist.
Genau solche Ideen wie die von Heibl und Sedlmair sind es, die man sich bei Dachau Agil für die Pioniere des Wandels vorgestellt hat. Sie sollen nachhaltige Impulse setzen, das ist schließlich auch der Zweck des Vereins, der 2006 als lokale Aktionsgruppe für sogenannte Leader-Projekte entstanden ist. Leader steht für EU-Fördermittel zur Entwicklung des ländlichen Raumes, zu deren Voraussetzungen eben eine solche lokale Aktionsgruppe gehört.
Dachau Agil will die regionale Identität fördern
Zwei Gründe habe es für das Projekt Pioniere des Wandels gegeben, berichtet Karin Koziol von Dachau Agil: Zum einen sei es erklärtes Anliegen, die regionale Identität im Dachauer Land zu fördern, und was täte das mehr, als die Besonderheit und Innovationskraft an echten Beispielen zu sehen. Menschen von nebenan, die ihren Ideen Taten folgen lassen.
Zum anderen befindet sich der Verein, zumindest was Anträge für neue EU-Fördermittel anbelangt, gerade in einer Zwangspause. Denn die alte Förderperiode ist Ende 2022 ausgelaufen, für die neue muss erst eine neue lokale Entwicklungsstrategie vorgelegt werden. Derzeit liegt diese noch beim Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Prüfung. Solange die Zustimmung fehlt, kann Dachau Agil keine neuen Projekte bearbeiten, welche anstoßen aber durchaus. Es könne sehr befruchtend wirken, tollen Ideen ein Gesicht zu geben, die Köpfe dahinter kennenzulernen, sagt Koziol.
Der Wunschbaum hat schon 3500 Wünsche erfüllt
Eine weitere Pionierin ist Isabel Seeber, die vor zehn Jahren das Projekt "Wunschbaum" initiiert hat. Die Idee: Bedürftige Menschen äußern vor Weihnachten Wünsche, Spender erfüllen sie. Als Mittler fungieren karitative Einrichtungen im Landkreis, die Wünsche sammeln und auf Wunschzettel schreiben, die dann an sogenannten Wunschzettel-Bäumen aufgehängt werden. Im vergangenen Jahr gab es erstmals drei Bäume in Dachau. Seit 2013, hat Seeber errechnet, sind so schon mehr als 3500 Wünsche erfüllt worden.
Eigentlich wollte Dachau Agil die Pioniere-Aktion zeitlich beschränken. Doch inzwischen ist so viel Zuspruch gekommen, dass man sie einfach weiterführt. Wer weitere Pioniere kennt, kann sie gerne vorschlagen. Wer Inspiration sucht, findet sie unter www.dachau-agil.de/dachau-agil/pioniere-des-wandels.
