DiskussionsabendWas ist von den Demos gegen Rechtsextremismus geblieben?

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Anfang 2024 demonstrierten 4000 Menschen in Dachau gegen Rechtsextremismus und für Demokratie.
Anfang 2024 demonstrierten 4000 Menschen in Dachau gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. (Foto: Toni Heigl)

Journalistische Enthüllungen zu einem Treffen von Neonazis und AfD-Politikern in Potsdam lösten vor einem Jahr eine Protestwelle aus. „Correctiv“-Reporter Marcus Bensmann spricht jetzt in Dachau über die Folgen der Recherche.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Zu Beginn des vergangenen Jahres gingen deutschlandweit Millionen Menschen auf die Straße, um für Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren, darunter 4000 in Dachau und 800 in Markt Indersdorf. Auslöser der Demonstrationen war das Bekanntwerden eines Treffens von Akteuren der Neuen Rechten in Potsdam Ende 2023, mittendrin hochrangige AfD-Politiker und vereinzelt Mitglieder der Werteunion und der CDU. Die Teilnehmer diskutierten mit dem österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner die Möglichkeiten zur Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland. Das Schlagwort, unter dem er und andere Rechtsextremisten diese Pläne seit Jahren zusammenfassen, lautet: „Remigration“.

Das gemeinwohlorientierte Medienhaus Correctiv hatte das Treffen in Potsdam und die dort diskutierten Pläne dokumentiert und aufgedeckt – und damit Anfang 2024 die Protestwelle gegen Rechtsextremismus angestoßen. Für die Recherche gewannen die Journalisten Preise, aber es gab auch handwerkliche Kritik. Jetzt veranstalten der Runde Tisch gegen Rassismus und das Änderwerk am Freitag, 24. Januar, einen Vortrags- und Diskussionsabend mit dem Correctiv-Reporter Marcus Bensmann im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau.

(Foto: Änderwerk gGmbH Runder Tisch gegen Rassismus e. V.)

Der Investigativjournalist recherchiert seit 2016 zur AfD und ihren Verbindungen zu Akteuren der Neuen Rechten wie deren Vordenker Götz Kubitschek oder eben Martin Sellner, ein führender Kopf der „Identitären Bewegung“. Seine Ergebnisse hat Bensmann in den Büchern „Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst“ und „Der AfD-Komplex“ zusammengetragen. Die Recherchen zeigen, welche Pläne die Radikalen an der AfD-Parteispitze verfolgen, wie sich die in Teilen rechtsextreme Partei zu Russland und Putin hinwendet und warum die Erinnerung an die NS-Verbrechen vielen in der AfD ein Dorn im Auge ist.

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Die wichtigsten Thesen aus seinen Büchern wird Bensmann in Dachau vortragen. Anschließend gibt es eine Diskussionsrunde, in der es unter anderem darum gehen soll, was von den Demonstrationen im vergangenen Jahr geblieben ist und wie sich die AfD seitdem weiter radikalisiert hat – der Begriff „Remigration“ steht inzwischen im Wahlprogramm der AfD für die Bundestagswahl; auch Vertreter der Dachauer AfD werben damit ganz offen in Sozialen Medien.

Neben Bensmann sitzt Fabian Handfest auf der Bühne. Der Sprecher des Runden Tisches gegen Rassismus gibt Einblicke zu rechtsextremen Aktionen vor Ort in Dachau. Eine Redakteurin und ein Redakteur der Dachauer Lokalredaktion der Süddeutschen Zeitung moderieren die Diskussion, an der sich auch das Publikum beteiligen kann.

Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr, Einlass ist ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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