Abitur im Landkreis:Dachauer Schulleiter zu Mathe-Abi: "Machbar, aber nicht geschenkt"

Abiturprüfung am Gymnasium in Dachau, 2019

Die Mathe-Abiturprüfung in der Sporthalle des Josef-Effner-Gymnasiums in Dachau.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Schulleiter der drei Gymnasien im Landkreis Dachau halten die Prüfung für anspruchsvoll, aber machbar. Bei Eltern und Schülern gehen die Meinungen auseinander.

Von Julia Putzger, Dachau

Der Wirbel um das Matheabitur hält an: Seitdem nach der Prüfung am vergangenen Freitag online eine Petition startete, haben dafür in Bayern mehr als 67 000 Menschen unterschrieben. Die Unterzeichner finden, dass die Aufgaben heuer zu schwierig waren und fordern eine Anpassung des Notenschlüssels an das Leistungsniveau. An den drei Gymnasien des Landkreises geht man die Dinge derweil eher gelassen an.

Schulleiter und Lehrer wollen die tatsächlichen Ergebnisse abwarten und bezeichnen das Mathe-Abitur als "machbar, aber nicht geschenkt". Eltern und Schüler sind zwiegespalten.

"Die Schüler dürfen nicht genau dieselben Aufgaben wie bei Vorjahresklausuren erwarten"

Zwar sei es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um fundierte Aussagen treffen zu können, beim bisherigen Korrigieren hätten die Mathematiklehrer aber keine großen Abweichungen vom Leistungsschnitt der Vorjahre feststellen können, sagt Peter Mareis, Schulleiter des Josef-Effner-Gymnasiums Dachau (JEG). Auch beim Verlassen des Prüfungssaals am Freitag habe eine ruhige und gelassene Stimmung geherrscht.

Das bestätigt auch Mareis' Amtskollege Thomas Höhenleitner, Rektor des Gymnasiums in Markt Indersdorf (GMI): Die Schüler hätten genug Zeit für das Lösen der Aufgaben gehabt. Diese seien anspruchsvoll gewesen, aber "das eigene Abitur ist immer das schwierigste, und die Schüler dürfen nicht genau dieselben Aufgaben wie bei Vorjahresklausuren erwarten", so Höhenleitner.

"Das ist ein Zug, auf den viele aufspringen"

Auch Erwin Lenz, Schulleiter des Ignaz-Taschner-Gymansiums Dachau (ITG), hat am Freitag keine besonderen Reaktionen nach der Prüfung wahrgenommen. Er glaubt, dass es eine Tendenz der neuen Zeit ist, dass innerhalb kürzester Zeit über das Internet ein Hype entsteht. Insgesamt gibt es in Bayern in diesem Jahr 37 000 Abiturienten, Lenz schätzt, dass ungefähr 10 000 von ihnen tatsächlich unterschrieben haben und fragt sich, wer all die anderen Unterstützer sind. "Das ist ein Zug, auf den viele aufspringen, obwohl sie das eigentlich gar nicht beurteilen können", so Lenz.

Höhenleitner wundert sich ebenfalls, wie von einem Tag auf den anderen Tausende "Experten" die Anforderungen vergleichen konnten. Er wünscht sich deshalb eine sehr kritische Prüfung der Sachverhalte von Seiten des Kultusministeriums. Dieses hat bereits angekündigt, die Sorgen der Schüler ernst zu nehmen.

"Es war schon deutlich schwieriger als in den letzten Jahren", sagt eine Abiturientin aus Dachau

Grund dafür, dass die Aufgabenstellungen als schwieriger empfunden wurden, könnte deren Textlastigkeit sein. "Es gibt zunehmend Aufgabentypen, die auch auf die Sprach- und Lesekompetenz der Schüler abzielen", sagt Höhenleitner. Beispielsweise müssten Sachverhalte kritisch beurteilt werden, es gehe um anwendungsorientiertes Arbeiten. Das sei aber keine prinzipielle Neuheit und entspreche auch dem Lehrplan. Eine eingehende Analyse der Aufgabenstellung und das Eruieren der wichtigen Informationen aus einem Text sei wohl auch eine Fähigkeit, die zunehmend unter dem Stichwort "Kompetenzorientierung" in den Lehrplänen gefordert werde, gibt Christina Epple, Elternbeiratsvorsitzende am ITG zu bedenken. Probleme könnten die Schüler aber auch bei einfacheren Rechenbeispielen gehabt haben, da man zunehmende Defizite beim Mittelstufenwissen feststelle, so Schulleiter Lenz.

Die Aufgaben würden jedoch schon seit Jahren von erfahrenen Mathematiklehrern zusammengestellt, es gibt laut Höhenleitner also eine personelle Kontinuität und gute Erfahrungswerte. Dem widersprechen viele Schüler, welche die alten Abituraufgaben durchgerechnet haben: "Es war schon deutlich schwieriger als in den letzten Jahren", sagt Barbara Gschwendtner, Abiturientin am JEG. Sie findet es gut, dass sich diejenigen, welche die Prüfung ungerecht fanden, wehren. Sie selbst hat ebenfalls unterschrieben. Auf einen zusätzlichen Aufruf, seinen Unmut auch telefonisch beim Kultusministerium auszudrücken, habe sie aber nicht reagiert.

"Manche wolle einfach nur bestehen"

Ganz anders hingegen sieht das eine ihrer Mitschülerinnen: Als sie von der Petition erfuhr, habe sie sich furchtbar darüber aufgeregt, erzählt die Elternbeiratsvorsitzende des JEG, Beate Günzel, von der Reaktion ihrer Tochter. Auch andere Abiturienten, mit denen Günzel daraufhin sprach, seien der Meinung, dass im Abitur ein gewisses Niveau gefordert werden müsse.

"Manche wollen einfach nur bestehen, andere haben Ziele oder einen Schnitt, den sie erreichen wollen", erzählt Gschwendtner. Denn das grundlegende Problem und Anlass für die aktuelle Debatte ist bei vielen Schülern und Eltern der gefürchtete Numerus clausus und das Ergattern des gewünschten Studienplatzes. Silvia Cerruti, Vorsitzende des Elternbeirates des GMI, findet: "Wichtiger als die Bewertung des diesjährigen Mathe-Abiturs ist deshalb, dass die Ergebnisse deutschlandweit vergleichbar werden."

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