Dachau:3500 Überstunden bei der Polizei

Der Dachauer Inspektion fehlt ein Viertel der angesetzten Stellen. Der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll findet das besorgniserregend.

Die Dachauer Polizei hat es wirklich schwer: Sie hockt nicht nur seit Jahren schon in einem maroden Gebäude, das nun aber durch einen Neubau ersetzt werden soll. Der Sparkurs der bayerischen Staatsregierung hat noch weitere bedenkliche Folgen. Genau 111 Polizisten verrichten im Landkreis Dachau ihren Dienst, teilweise auch in Teilzeit. Würde man die Arbeitsstunden all dieser Polizistinnen und Polizisten in Vollzeitstellen rechnen, ergäbe das 100,47 Vollzeitstellen und damit ein Minus von knapp 25 gegenüber den 125 Soll-Stellen für den Landkreis Dachau. Dies teilt das Innenministerium selbst mit, weil die SPD-Fraktion im Landtag eine entsprechende Anfrage gestellt hat.

"Ein Viertel der angesetzten Planstellen, also 25 Prozent, fehlen bei der Polizei Dachau", sagt der Dachauer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll. "Bei der Polizeiinspektion Dachau sind allein im Jahr 2015 dadurch knapp 3500 Überstunden angefallen", rechnet Güll vor. Es wären wohl noch mehr, wenn der Tierschutzverein Dachau, wie Inspektionsleiter Thomas Rauscher stets betont, den Beamten nicht viel Arbeit abnehmen würde. Denn Polizisten müssen auch ausrücken, wenn herrenlose Tiere gefunden werden.

"Sparkurs der CSU-Staatsregierung"

Stichtag für die Zahlenerhebung war der 1. Februar 2016. Bayernweit seien neun Prozent aller Polizistenstellen im Freistaat unbesetzt, teilt Güll weiter mit. Um das auszugleichen, müssten die Beamten längere Dienste schieben. Der Abgeordnete bewertet diese offiziellen Zahlen als "erschreckend hoch und besorgniserregend". Güll betont: "Der Sparkurs der CSU-Staatsregierung darf nicht zu Lasten der Sicherheit gehen." Auch in den ländlicheren Regionen brauche es eine verlässliche Polizeipräsenz. Seine Fraktion, so Güll, fordere seit vielen Jahren zusätzliche Stellen bei der Polizei. "Doch der Innenminister tut hier bei weitem nicht genug", kritisiert Güll.

Zwar, räumt er ein, hat der Minister Josef Herrmann im Nachtragshaushalt zusätzliche Stellen vorgesehen. Die könnten aber frühestens nach Beendigung der Ausbildung im September 2018 besetzt werden. Bis dahin seien aber etliche Beamte in Pension gegangen. "Der Plan des Ministers geht also nicht auf und ist eine Milchmädchenrechnung." Die Polizeibeamten verdienten es jedoch, unter angemessenen und familienfreundlichen Arbeitsbedingungen ihren wichtigen Dienst für die Allgemeinheit zu leisten. Letztlich sei es ihrer Arbeit zu verdanken, dass Bayern eines der sichersten Länder ist. Das müsse auch entsprechend honoriert werden."

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