CSU Markt Indersdorf:Eschenbecher zieht Schlussstrich

Nach den Querelen um seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt verlässt der Indersdorfer Gemeinderat die CSU. Jetzt will er als parteiloser Bewerber ins Rennen gehen.

Von Robert Stocker

hermann eschenbecher

CSU-Austritt aus privaten Gründen: Hermann Eschenbecher.

(Foto: privat)

Er wollte Bürgermeisterkandidat für die CSU in Indersdorf werden - jetzt hat Hermann Eschenbecher seinen Austritt aus der Partei erklärt. Hintergrund sind die Querelen um die von ihm angestrebte Kandidatur, die in der Partei nicht nur auf Zustimmung stieß. "Für mich persönlich passt es nicht mehr in der CSU", begründete Eschenbecher seinen Schritt. Er will sich jetzt parteilos für das Bürgermeisteramt bei den Kommunalwahlen im März 2014 bewerben. Die für Mittwochabend angesetzte Kampfabstimmung zwischen Eschenbecher und seinem Konkurrenten Franz Obesser erübrigt sich. Denn Obesser ist auf der Nominierungsversammlung im Gasthaus Doll in Ried der einzige Bewerber.

Die parteiinternen Widerstände gegen Eschenbechers Kandidatur haben dem Vernehmen nach sehr private Gründe. Eschenbechers Lebensgefährtin ist eine Tochter des Bauunternehmers Josef Schuster, der in Indersdorf schon viele größere Projekte verwirklicht hat. In Kürze baut er mehrere Wohnungen neben dem Holdenried-Anwesen in der Ortsmitte von Indersdorf. Vor einigen Jahren ersteigerte sein Unternehmen die ehemalige Klosterbrauerei, an deren Rückseite ein großer Wohnkomplex entstehen soll. In Teilen der Indersdorfer CSU bestehen offenbar Bedenken, dass Schuster, der für die SPD im Gemeinderat und Kreistag saß, die Amtsgeschäfte eines CSU-Bürgermeisters beeinflussen könnte. "Man hat hinter den Kulissen einiges gehört", kommentiert Eschenbecher solche Befürchtungen. "Ich will jetzt nicht schmutzige Wäsche waschen." Die Entscheidung, aus der CSU auszutreten, habe er aus privaten Gründen getroffen. Es habe schon lange bei ihm gegärt, "die Dinge haben sich nicht so entwickelt, wie ich mir das gewünscht habe". Sogar Parteifreunde hätten ihm geraten, einen Austritt aus der CSU zu erwägen. Eschenbecher war 20 Jahre lang CSU-Mitglied. Jetzt will er parteilos als Bürgermeister kandidieren. "Dann bin ich für alle wählbar", sagt er. Mitglied des Gemeinderats bleibt er weiterhin, auch wenn er keiner Fraktion angehört.

CSU-Kreisvorsitzender Bernhard Seidenath zeigt sich über Eschenbechers Parteiaustritt überrascht. "Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich das am Mittwoch erfahren habe", sagt der Stimmkreisabgeordnete der CSU. Der Showdown mit der Kampfabstimmung sei eigentlich erst für Mittwochabend geplant gewesen. Jetzt werde es eine Nominierungsversammlung nur mit dem Kandidaten Obesser geben. Seidenath bedauert Eschenbechers Entscheidung. "Ich schätze ihn sehr und werde im Wahlkampf kein böses Wort über ihn sagen." Es sei immer problematisch, wenn eine arrivierte Persönlichkeit seine Partei verlasse. Zu den Gründen, warum Eschenbecher sich für diesen Schritt entschied, wollte sich Seidenath nicht näher äußern. "Ich bin zu weit weg, um das wirklich beurteilen zu können."

Auch Indersdorfs zweiter Bürgermeister Hans Lachner hatte mit dem Austritt nicht gerechnet. "Das hat mich überrascht, keiner im Ortsverein wusste etwas", kommentiert er Eschenbechers Entscheidung. Möglicherweise, so spekuliert der zweite Bürgermeister von der CSU, sei Eschenbecher einer Abstimmungsniederlage aus dem Weg gegangen. "Wenn er es seit längerer Zeit vor hatte, hat er es zum richtigen Zeitpunkt gemacht." Die Partei sehe Eschenbechers Austritt gelassen, da sie mit Obesser einen sehr guten Kandidaten habe. Dennoch seien die Querelen für die Indersdorfer CSU nicht gut gewesen. "Eine Partei, die nicht an einem Strang zieht, beschädigt sich selbst." Man müsse sehen, wie die Wähler darauf reagieren. Die aktuelle Entwicklung tue ihm Leid. "Für Hermann ist es sicher kein Spaß, wenn er fraktionslos im Gemeinderat sitzt."

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