Kandidatenkür:CSU setzt auf Amtsbonus und Frauenquote

Kandidatenkür: Die CSU hat sich neu aufgestellt (v.l.n.r.): Der scheidende Bezirkstagspräsident Josef Mederer, der erneute Landtagskandidat Bernhard Seidenath, Landrat Stefan Löwl, Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler und die neue Bezirkstagskandidatin Stefanie Burgmaier.

Die CSU hat sich neu aufgestellt (v.l.n.r.): Der scheidende Bezirkstagspräsident Josef Mederer, der erneute Landtagskandidat Bernhard Seidenath, Landrat Stefan Löwl, Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler und die neue Bezirkstagskandidatin Stefanie Burgmaier.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Dachauer CSU-Kreisvertreter schicken Stephanie Burgmaier für die Bezirkstags- und Bernhard Seidenath für die Landtagswahl ins Rennen.

Von Jessica Schober, Markt Indersdorf

Das Gasthaus Doll in Markt Indersdorf ist voll, die Reihen sind am Samstagmorgen besetzt mit CSU-Kreisvertretern. Als die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, in grünem Jackett und mit grünen Pumps, zur Stimmabgabe aufruft, sagt sie lächelnd: "Wir wollen es ja nicht zu spannend machen." Das wollen auch die 120 Delegierten nicht. Ohne Gegenkandidaten wählen sie mit großer Mehrheit den Amtsinhaber zum Kandidaten für die Landtagswahl: Bernhard Seidenath, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion, soll auch 2023 wieder Stimmkreiskandidat für Dachau sein. Für den scheidenden Bezirkstagspräsidenten Josef Mederer schickt die CSU mit großer Mehrheit die Politologin Stephanie Burgmaier ins Rennen.

Burgmaier wird mit 112 von 116 gültigen Stimmen gewählt und kommt so auf das laut Staffler "hervorragende Ergebnis" von 96,5 Prozent der Stimmen. Ihre Bewerbungsrede nutzt die Vorsitzende der CSU-Kreistagsfraktion zuvor, um sich vorzustellen: Die 41-Jährige ist verheiratet und hat einen Sohn, der im September "erfolgreich eingeschult" wurde, wie sie sagt. Sie lebt seit 20 Jahren in Sulzemoos, ihr Mann führt dort einen kleinen Handwerksbetrieb. Seit 2009 leitet sie das Büro des Münchner CSU-Abgeordneten Florian Hahn. Auf ihrem Instagram-Profil beschreibt sich die studierte Politikwissenschaftlerin als: "Working Mom, Vollblutmama, Politik Junkie und Heimatlover". Vor den Delegierten erzählt sie, wie der Karlsfelder Bürgermeister Stefan Kolbe sie vor den Sommerferien beiseite genommen und gefragt habe, ob sie nicht für das Amt der Bezirksrätin kandidieren wolle. "So eine Entscheidung trifft man nicht aus dem Bauch heraus", findet Burgmaier. Sie habe sich daraufhin intensiv mit Amtsinhaber Josef Mederer ausgetauscht. Dessen Vorgänger, Alfred Kindermann, habe sie immerhin noch als Rektor des Ignaz-Taschner-Gymnasiums kennengelernt, erzählt sie. Burgmaier beschreibt sich als "im Landkreis und in der CSU verwurzelt", sie kenne sich aus mit den Problemen in allen Generationen, "vom Wickelkind bis zum Pflegefall".

Burgmaier passt in Korsett und Anzug

Josef Mederer, der sein Amt als Bezirkstagspräsident noch ein Jahr lang ausüben wird, empfiehlt Burgmaier als seine Nachfolgerin. Sie passe genau "in dieses Korsett und diesen Anzug", sagt Mederer, sie bringe die nötige Durchsetzungskraft und Menschlichkeit mit. Ramona Fruhner, Vorsitzende der Frauenunion, plädiert für Burgmaier, die sich "als junge Frau und Mutter" zur Verfügung stelle. Sie könne sich keine bessere Kandidatin vorstellen. Die Wahl zur Stimmkreiskandidatin für die Bezirkstagswahl nimmt Burgmaier schließlich begeistert nickend an.

Kandidatenkür: Landtagskandidat Bernhard Seidenath schwört die CSU-Delegierten im Gasthaus Doll in Markt Indersdorf auf den Wahlkampf ein.

Landtagskandidat Bernhard Seidenath schwört die CSU-Delegierten im Gasthaus Doll in Markt Indersdorf auf den Wahlkampf ein.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Schon bei seiner Eröffnungsrede hat Bernhard Seidenath die Christsozialen auf den Wahlkampf eingeschworen. "Alle hier im Saal sind Wahlsieger", sagt Seidenath, "Das wollen wir uns erhalten für das kommende Jahr." Die Delegiertenversammlung eröffnet Seidenath mit einem Gedenkmoment für die verstorbene CSU-Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Sie sei immer "bei die Leit" gewesen, wie sie stets selbst gesagt habe, so Seidenath, der Stamm als "soziales Gewissen der Partei" bezeichnet. Inhaltlich hebt Seidenath in seiner Rede seine eigene gesundheitspolitische Erfahrung hervor und weist darauf hin, dass auch die geplante Bahnschranke in Ried zu seinen politischen Erfolgen gehöre - während seiner Rede ertönt das laute Warnsignal am bislang unbeschrankten Übergang in der Nähe. Er wolle sich weiterhin den Herausforderungen der Gesundheits- und Pflegepolitik widmen, etwa der Bekämpfung des Fachkräftemangels und der Reduzierung von Abhängigkeiten vom außereuropäischen Ausland bei Arzneimitteln. Landrat Stefan Löwl hat Bernhard Seidenath bei seiner Vorschlagsrede gepriesen als einen, der "fleißig sei wie kein anderer" und "täglich kreuz und quer durch den Landkreis fahre". Seidenath selbst beklagt, dass die Ampel-Bundesregierung in Berlin eine Politik "gegen Bayern" mache. Seidenath kandidiert bereits zum vierten Mal für den Landtag. 2018 büßte er gut 13 Prozent der Stimmen ein und brachte es auf 34,2 Prozent.

"Der Wahlkampf wird keine Kurzstrecke"

Mit 114 von 117 gültigen Stimmen wählen die Delegierten Bernhard Seidenath mit 97,4 Prozent zu ihrem Wahlkreiskandidaten für den bayerischen Landtag. Er nimmt die Wahl an und bekommt einen Apfelkorb überreicht. Katrin Staffler sagt dazu: "Wir wissen, dass der Wahlkampf keine Kurzstrecke ist und dass das nächste Jahr dich sehr fordern wird, deshalb gibt es gesunde Nervennahrung."

In der Aussprache zu Seidenaths Kandidatur wagen zwei Delegierte eine Wortmeldung: Gerhard Weber aus Petershausen, ehemaliger Pressesprecher von Alt-Landrat Christmann, fordert: "Wir brauchen bessere Möglichkeiten, um Energie aus Photovoltaikanlagen einzuspeisen". Nicht der flächendeckende Handyempfang im Landkreis müsse vorrangiges Thema sein, sondern die Infrastruktur der Energieversorgung. Das Ziel, die Windkraft im Landkreis auszubauen, mache nur Sinn, wenn es auch entsprechende Einspeisemöglichkeiten geben. "Da muss unsere Landesregierung mehr Druck ausüben", sagt Weber, "sonst sind das alles nur Sonntagsreden". Seidenath kontert gelassen, das sei "bereits in die Agenda aufgenommen".

Unternehmer fordert Bürokratieabbau

Josef Reischl, CSU-Ortsverbandsvorsitzender in Schwabhausen, mahnt den Bürokratieabbau an. Der Transportunternehmer beklagt, es könne nicht sein, dass aufgrund einer EU-Gesetzesänderung sein angestellter Lastwagenfahrer seinen Führerschein mit einem zusätzlichen IHK-Kurs belegen müsse. "Wir haben nicht nur einen Fachkräfte-, sondern einen allgemeinen Arbeitskräftemangel. Da darf man den Unternehmern nicht noch mehr Knüppel zwischen die Beine werfen", empört sich Reischl.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusGrundsteuerreform
:"Komplette Gerechtigkeit wird es bei der Grundsteuer nicht geben"

Bis 31. Oktober haben Eigentümer noch Zeit, ihre Grundsteuererklärung abzugeben. Im Interview spricht Armin Riedl, Anwalt und Vorsitzender des Vereins "Haus und Grund Dachau", über den bayerischen Sonderweg bei der Reform und welche Folgen sie für Eigentümer aus dem Landkreis Dachau haben könnte.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: