Coronavirus:THW Dachau sagt Starkbierfest ab

Starkbierfest

Zum Schutz von Gästen und Einsatzkräften sagt das THW um Organisator Sven Langer (Mitte) das Starkbierfest ab.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch andere Landkreis-Veranstaltungen fallen aus Sorge um Verbreitung des Coronavirus aus

Von Johanna Hintermeier, Dachau

Das neuartige Coronavirus beeinflusst zunehmend das öffentliche Leben im Dachauer Landkreis. Nachdem der Landratskandidat Hubert Böck (SPD) am Mittwoch mitgeteilt hatte, wegen Kontakts zu einer infizierten Person den Wahlkampf aus der häuslichen Quarantäne heraus weiterführen zu müssen, werden nun nach und nach auch immer mehr Veranstaltungen aus Sorge um eine mögliche Verbreitung des Coronavirus abgesagt.

Das Technische Hilfswerk (THW) Dachau etwa verkündete am Donnerstag in einer Pressemitteilung die Absage des traditionellen Starkbierfestes Ende März. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, so der Vereinsvorsitzende Sven Langer. "Allerdings müssen wir sowohl für unsere 500 bis 600 Gäste als auch für unsere ehrenamtlichen Helfer die sinnvollste Entscheidung treffen", sagt der Hauptverantwortliche für die Feier. Gäbe es trotz diverser Sicherheitsvorkehrungen bei der Veranstaltung nur eine infizierte Person, so müssten nicht nur die Besucher, sondern auch alle ehrenamtlichen Einsatzkräfte in die häusliche Quarantäne, betont der Ortsbeauftragte des THW, Christian Weber.

Das könne man sich gerade in Zeiten der Epidemie einfach nicht leisten. Bei 110 Einsätzen im Jahr 2019 müsse das THW gerade in Zeiten einer drohenden Epidemie für die Menschen im Landkreis zur Verfügung stehen, so Weber. Der Verein reagiert damit auch auf eine Empfehlung des Bundesvorstandes, Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern abzusagen. Landrat Stefan Löwl lobte das "hohe Maß an Verantwortung" des THW, bedauerte aber auch auf eines der "stimmungsvollsten Feste des Jahres" verzichten zu müssen.

Obwohl es bislang keinen infizierten Landkreisbürger gibt, traf sich die Koordinierungsgruppe "Pandemie", bestehend aus Landrat Stefan Löwl, Vertretern des Landratsamts, Gesundheitsamts, Katastrophenschutz, den Amper Kliniken, Ärzten, Apothekern und Bürgermeister-Obmann Stefan Kolbe als Vertreter der Gemeinden am Mittwoch erneut im Landratsamt, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Sogenannte Kontaktpersonen, die mit Corona-Patienten in Kontakt waren, werden durch das Gesundheitsamt betreut und befinden sich nun 14 Tage in häuslicher Quarantäne, dürfen also ihre Wohnungen nicht verlassen und dokumentieren ihren Gesundheitszustand selbständig in Abstimmung mit Ärzten. Das Landratsamt bittet, bei grippalen Symptomen telefonisch den Hausarzt oder den Bereitschaftsdienst der kassenärztliche Vereinigung Bayern zu kontaktieren. Der medizinischen Ersteinschätzung folgen Terminabstimmungen und gegebenenfalls Tests. Von Arztbesuchen ohne telefonische Vorankündigung wird dringend abgeraten. So soll die Übertragungsgefahr minimiert und die Arztpraxen entlastet werden. Das Landratsamt bitte außerdem alle Bürgerinnen und Bürger, Veranstaltungen und größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Diese gelte besonders im Krankheitsfall und wenn man sich in den letzten 14 Tagen in einem Corona-Gebiet aufgehalten hat. Informationen über Risikogebiete sind über die Homepage des Robert-Koch-Instituts abrufbar.

Das Bayrische Gesundheitsministerium bestätigte am Donnerstagnachmittag 66 Infizierte im Freistaat Bayern. Unter anderem wurden im Landkreis Freising drei Fälle, in München ein weiterer Fall gemeldet. Im Pfaffenhofen an der Glonn wurde daher auch die für Samstag angesetzte Mexikanische Nacht abgesagt, die in den vergangenen Jahren bis zu 900 Besucher anlockte. Laut der Veranstalter "aus Verantwortung gegenüber den Besuchern, den Helfern und der Gesellschaft". Die Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Freising, die auch für den Landkreis Dachau zuständig ist, sagte für die kommende Woche ebenfalls alle Veranstaltungen vorsorglich ab.

Sven Langer betont das Gebot der Vorsicht, warnt aber auch vor Panikmacherei. Zwar werde es keinen Nachholtermin für das seit 1983 bestehende Traditionsfest geben, nächstes Jahr würde das Starkbier aber wieder fließen und die Blechblosn aufspielen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: