Coronavirus:Warten auf den Test

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Die Nachfrage nach Testmöglichkeiten im Landkreis Dachau steigt. Doch die in den vergangenen Wochen geschlossenen Teststationen haben ihren Betrieb nur in Teilen wieder aufgenommen, es fehlt vor allem an Personal. Das Ergebnis sind teils lange Warteschlangen

Von Anna Schwarz, Dachau

Für Freizeitaktivitäten wie einen Museums- oder Schwimmbadbesuch sowie die Teilnahme an einer Messe reicht es mittlerweile nicht mehr, geimpft oder genesen zu sein. Man muss neuerdings zusätzlich einen PCR- oder Schnelltest vorlegen können. Auch Ungeimpfte brauchen immer häufiger einen Testnachweis, etwa wenn sie mit der S-Bahn fahren wollen. Die Nachfrage nach Testangeboten ist durch diese neuen Regelungen in den vergangenen Wochen auch im Landkreis rasant gestiegen - doch noch hinkt das Angebot hinterher. Stundenlang müssen sich Landkreisbürger etwa an der Drive-in-Station in Markt Indersdorf gedulden, wie eine Userin in der Facebook-Gruppe "Dachauer Ratsch" schreibt: "Ich muss alle zwei Tage wegen Schwangerschaft zum Testen und warte jedes Mal über zwei Stunden in Indersdorf. Außer am Samstag, da ist die Wartezeit gegen Mittag bisher knapp unter einer Stunde gewesen." Landrat Stefan Löwl weiß um die Situation, sieht darin jedoch kein landkreisspezifisches Problem: "Die Teststationen sind überall begrenzt, das gilt von Berlin bis Garmisch. 2G-Plus wurde einfach sehr schnell eingeführt." Zudem betonte er kürzlich im Kreisausschuss, dass Testangebote nicht Landkreisaufgabe seien.

Fest steht: Testanbieter, wie das Bayerische Rote Kreuz (BRK), hatten ihre Stationen Anfang Oktober zunehmend abgebaut, nachdem die Schnelltests vorübergehend kostenpflichtig wurden. Seit einigen Wochen hat aber wieder jeder Bürger - egal ob geimpft, genesen oder ungeimpft - mindestens einmal pro Woche Anspruch auf einen kostenlosen Schnelltest. Doch vor allem am Sonntag sind nur wenige Testzentren im Landreis geöffnet. Ausnahmen sind das Bürgerhaus Karlsfeld und die Station am Hagebaumarkt in Dachau-Ost. Manch einer muss also am Wochenende nach Münchenfahren, um sich testen lassen zu können. Ein Hoffnungsschimmer: Am heutigen Montag eröffnet das Schnelltestzentrum des TSV Dachau 1865 im Sportpark-Ost wieder und dort wird auch am Samstag, Sonn- und Feiertag getestet.

In Markt Indersdorf ist die Drive-In-Station am Volksfestplatz zwar auch am Wochenende geöffnet, doch dort "können nur medizinisch notwendige Tests mit entsprechendem Berechtigungsnachweis vorgenommen werden", teilt das Landratsamt mit, also PCR-Tests zum Beispiel für Schwangere und Kontaktpersonen von mit Covid-19 infizierten Personen. Diese Personen können sich im übrigen auch im Bürgerhaus Karlsfeld testen lassen.

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Sina Török, Pressesprecherin des Landratsamtes Dachau, erklärt zur Situation in Indersdorf: "Das Angebot wurde auf PCR-Tests beschränkt, weil in den vergangenen Wochen einfach so viel Andrang war." Zwei Stunden Wartezeit seien dort schon realistisch, denn es würden keine Testtermine online vergeben. Doch sie betont: "Die privaten Anbieter wollen das Testangebot im Landkreis in den nächsten Tagen wieder mit Hochdruck ausbauen."

Kreisapothekensprecher Maximilian Lernbecher fasste die Lage beim Treffen der Koordinierungsgruppe Pandemie vergangene Woche so zusammen: "Im Landkreis Dachau erhält man schneller einen Impftermin als einen Termin für einen Schnelltest."

Deshalb sollten Veranstalter im Kultur- oder Freizeitbereich mehr "Selbsttests unter Aufsicht" durchführen, appelliert Landrat Stefan Löwl. Das heißt: Der Veranstalter organisiert Schnelltests oder die Besucher bringen diese selbst mit und testen sich damit vor Ort unter Aufsicht, wie bei der Vernissage der Künstlervereinigung Dachau in der Kulturschranne vor wenigen Tagen. Dort ist Löwl eingesprungen, um die Selbsttests von rund 20 Vernissagebesuchern im Freien zu kontrollieren, für sie galt schließlich 2G-Plus, als Mitarbeiter der Vernissage mussten die Künstler und Künstlerinnen nur die 3G-Regel einhalten. Löwl erzählt: "Zwei Tage zuvor hat mich Johannes Karl von der KVD angerufen, ob ich mithelfen kann. Ich habe den Besuchern dann erklärt, wie die Tests funktionieren und sie später abgenommen." Immer könne er das freilich nicht machen, aber in diesem Ausnahmefall habe er gerne geholfen.

Denn Testen ist das Gebot der Stunde. Aber warum wurden die Angebote im Landkreis in den vergangenen Wochen sukzessive abgebaut, während die Inzidenzzahlen weiter anstiegen? Der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Paul Polyfka erklärt: "Wir haben uns Anfang Oktober immer mehr aus dem Testgeschehen zurückgezogen, als die Tests vorübergehend kostenpflichtig wurden." Denn mit dieser politischen Entscheidung seien viele administrative Hürden verbunden gewesen, so Polyfka: "Wir wussten nicht, wie wir das mit der Abrechnung machen sollten: Wir haben ja kein Kassensystem auf der Thomawiese." Außerdem hätten die BRK-Mitarbeiter entscheiden müssen, wer einen kostenlosen Test bekommt und wer nicht. Sie hätten dafür unter anderem die Impfpässe auf deren Echtheit überprüfen müssen, was wegen kursierender Fälschungen gar nicht so einfach sei.

Zeitgleich wurden damals die Impfzentren geschlossen, das BRK musste also kurzfristige Mitarbeiter entlassen und genau diese Mitarbeiter arbeiteten auch an den Teststationen. Doch Polyfka betont: "Wir sehen, dass der Bedarf an Teststationen da ist und wollen unser Angebot im Landkreis und auf der Thomawiese wieder ausbauen." Letztere Station soll in Zukunft auch an den Wochenenden geöffnet haben. Die wohl größte Herausforderung für die Wiedereröffnung der so dringend benötigten Teststationen: Polyfka muss erst wieder neues Personal finden, dass die Menschen testen kann.

Die Teststationen im Überblick findet man unter www.landratsamt-dachau.de/coronatest.

© SZ vom 06.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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