Rosenheim und Karlsfeld:Falscher Arzt spritzt 1400 Corona-Impfungen

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Impfung nur von professionellem Personal - gegen einen falschen Arzt wird nun Anklage erhoben. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Der Mann hat Theologie studiert und keinerlei medizinische Qualifikation. Trotzdem soll er in zwei bayerischen Impfzentren mehr als tausend Impfungen verabreicht haben, so die Anklage.

Die Staatsanwaltschaft Traunstein hat Anklage gegen einen 50-Jährigen erhoben, der sich vor einigen Monaten in den Impfzentren in Rosenheim und in Karlsfeld im Landkreis Dachau als Arzt ausgegeben und dort zahlreiche Corona-Impfungen verabreicht haben soll. Der Mann, der aus dem Landkreis München stammt, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft studierter Theologe und hat keine Ausbildung zum Mediziner. Die Approbationsurkunde als Arzt, mit der er sich Ende 2020 im Impfzentrum Rosenheim und Anfang dieses Jahres in Karlsfeld beworben hat, soll er gefälscht haben.

Allein in Rosenheim hat der falsche Arzt nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft im Februar und März bei insgesamt 306 Corona-Schutzimpfungen im örtlichen Impfzentrum sowie bei mobilen Einsätzen in verschiedenen Alten- und Pflegeheimen selbst zur Spritze gegriffen. Weitere 1144 Impfungen hat tatsächlich dafür ausgebildetes medizinisches Fachpersonal verabreicht, dies allerdings auf Veranlassung und in der Verantwortung des vermeintlichen Arztes. In Karlsfeld soll er nach früheren Angaben der Ermittler im März dieses Jahres bei bis zu 50 Menschen selbst Impfstoff gespritzt haben. Anhaltspunkte, dass irgendeiner dieser vielen Geimpften wegen der mangelnden medizinischen Qualifikation des Mannes zu Schaden gekommen ist, habe man aber nicht, heißt es von der Staatsanwaltschaft.

Sie legt dem Mann neben Urkundenfälschung, gewerbsmäßigem Betrug und dem Missbrauch von Titeln und Berufsbezeichnungen trotzdem gefährliche und vorsätzliche Körperverletzung zur Last, weil eine Injektion als medizinischer Eingriff in den Körper ohne entsprechende Qualifikation automatisch unter diese Tatbestände falle. Der Mann selbst habe vor den Ermittlern zu den Vorwürfen bisher geschwiegen und lediglich einem Sachverständigen das Fälschen der Approbationsurkunde gestanden. Die übrigen Vorwürfe stützt die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben auf Zeugenaussagen und sichergestellte Dateien. In jeder Hinsicht überzeugend ist der Mann zumindest in Rosenheim nicht aufgetreten. Der Leiter des Impfzentrums schöpfte Verdacht, was schließlich zu einer Anzeige bei der Polizei führte.

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