Caritas Dachau:Wenn Eltern sich scheiden lassen

Wenn Eltern sich trennen, leiden oft die Kinder am meisten. Die Caritas Dachau hilft ihnen erfolgreich.

Petra Schafflik

Wer in diesen Tagen bei der Jugend- und Elternberatung der Caritas um Unterstützung bittet, erhält kurzfristig einen Gesprächstermin. Das war nicht immer so, noch 2009 mussten sich Ratsuchende oft monatelang gedulden. Doch jetzt hat sich mit mehr Personal und effektiverer Organisation die Wartezeit auf Null reduziert.

Missbrauch von Hartz IV

Die Caritas Dachau hilft Scheidungskindern, die sich oft alleine und hin- und hergerissen fühlen.

(Foto: Symbolbild: dpa)

"Das war unser großes Ziel", sagt Leiterin Silvia Kuffer bei der Präsentation des Jahresberichts 2010. Aufgestockt wurde das Team auch deshalb, weil die Erziehungsberatung seit vorigem Jahr die neue Beratung von Eltern in Scheidungsverfahren übernimmt.

Den Rückgang der Wartezeiten erlebt das Beratungsteam als Befreiung. Jetzt erhielten Eltern und junge Menschen Unterstützung, die nicht monatelang geduldig auf eine Beratung warten wollen oder können. Das hat die Effektivität gesteigert: 428 Kinder, Jugendliche und Eltern haben in 2010 Rat und Hilfe bekommen, 103 mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg spiegele nicht etwa eine Zunahme der Notlagen in den Familien, sondern vielmehr die gesteigerte Kapazität der Elternberatung, so Psychologin Kuffer.

Nun kämen auch Familien mit weniger gravierenden Problemen zum Zug, die zuvor oft wegen der langen Fristen auf ein Gespräch verzichtet hätten. Damit hat sich auch die Beratungsdauer verkürzt: "90 Prozent aller Fälle können mit maximal 15 Sitzungen auslaufen." Die Probleme, mit denen sich Kinder, Jugendliche und Eltern an die Caritas-Elternberatung wenden, haben sich dagegen über die Jahre kaum verändert.

Nach wie vor stehen Trennung und Scheidung der Eltern, schwierige Familiensituationen und Beziehungsstörungen an der Spitze, gefolgt von Entwicklungsauffälligkeiten. Mehr werden allerdings Anfragen von Eltern, deren Kinder, meist Söhne, der Computer-Spielsucht verfallen sind. "Leider fehlt hier ein passgenaues Angebot", so Kuffer.

Ein Angebot für Computersüchtige fehlt

Suchtberatungsstellen kümmern sich zwar um Menschen, die von Alkohol oder illegalen Drogen abhängig sind. Für junge Leute aber, die nicht mehr zur Schule gehen, weil sie vom Computer nicht loskommen, gibt es im Landkreis noch keine Anlaufstelle. Neben der klassischen Erziehungsberatung übernimmt das Caritas-Team neu auch die sogenannte gerichtsnahe Beratung, wie sie das 2009 reformierte Familienrecht vorsieht.

Im Auftrag des Familiengerichts oder des Jugendamts werden Eltern unterstützt, die sich im Scheidungsverfahren oder Trennungsprozess über das Besuchsrecht, die Umgangsregelungen oder den künftigen Wohnort ihrer Kinder streiten. Bevor konkrete Vereinbarungen getroffen würden, gehe es meist darum, die Kommunikation zu verbessern.

"Diese Arbeit geht in Richtung Mediation", erklärt Kuffer. Und ist überraschend erfolgreich: Sogar Paare, die massiv streiten und bei denen ein Partner ein gerichtliches Annäherungsverbot hat, gelangten vielfach zu einvernehmlichen Vereinbarungen. "Sobald die Eltern begreifen, dass nur das Wohl des Kindes im Mittelpunkt steht, bewegt sich etwas."

Dass Kinder unter den Problemen ihrer Eltern leiden, erlebt Kuffer nicht nur bei der Scheidungs- und Trennungsberatung. Auch psychische Erkrankungen der Erwachsenen belasteten Kinder oft enorm. "Diese Jungen und Mädchen sind viel zu früh viel zu selbständig", sagt Kuffer.

Entlastung sollen betroffene Kinder von Herbst an deshalb in einer speziellen Angehörigen-Gruppe finden, die Gelegenheit gibt "sich auszutauschen und einfach nur Kind zu sein". Die positiven Effekte derartiger Angebote kennt Kuffer aus ihren Erfahrungen mit den erfolgreichen Treffen für Trennungs- und Scheidungskinder der Caritas. Nach diesem Vorbild wird nach den Sommerferien eine Gruppe für Kinder von psychisch Kranken starten.

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