Busunfall auf der A92:Die Helden von Pfaffenhofen

Obwohl sie selbst verletzt sind, retten drei Feuerwehrmänner und ein Bergkirchener Sanitäter 24 Kinder aus dem verunglückten Reisebus auf der A 92. Die Eltern und Unfallopfer stehen nach wie vor unter Schock.

Rudi Kanamüller, Gregor Schiegl, Renate Zauscher und Helmut Zeller

Drei Feuerwehrmänner aus Pfaffenhofen an der Glonn sind die Helden des furchtbaren Busunglücks am Mittwoch auf der A 92: Sie fuhren in dem Ferienbus mit 24 Kindern aus dem Landkreis Dachau mit und wurden selbst verletzt, als der Bus umkippte. Dennoch reagierten sie blitzschnell und besonnen. Feuerwehrkommandant Klaus Sedlmeier, 57, sein Stellvertreter Christian Tratz, 37, und Andreas Riedlberger, 38, zerschlugen die Fenster des Busses und brachten die verletzten Kinder ins Freie. Auch der BRK-Mann Hans Rathgeb aus Bergkirchen und weitere Betreuer versorgten die Kinder, die Schnittverletzungen, Brüche, Zerrungen und Prellungen erlitten hatten.

Busunfall auf der A92: Stunden nach dem Unfall auf der A 92 wurde der Reisebus, mit dem 24 Kinder und neun Erwachsene verunglückt waren, geborgen. Die genaue Unfallursache wird von Gutachtern noch ermittelt.

Stunden nach dem Unfall auf der A 92 wurde der Reisebus, mit dem 24 Kinder und neun Erwachsene verunglückt waren, geborgen. Die genaue Unfallursache wird von Gutachtern noch ermittelt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wir hatten ein Riesenglück", sagte Riedlberger im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung am Tag nach dem Unfall. Auch Riedlbergers sechsjährige Tochter saß in dem Bus, der auf dem Heimweg vom Flughafen in den Landkreis Dachau war. Sie blieb unverletzt. Gegen 15.15 Uhr, ein heftiger Platzregen und Hagelschauer gingen über der A 92 nieder, schlitterte der Reisebus trotz verringerter Geschwindigkeit wie auf Glatteis über alle drei Fahrspuren und kippte um.

Der Großteil der Kinder aus Bergkirchen, Erdweg, Odelzhausen, Pfaffenhofen, Sulzemoos und Markt Indersdorf konnte am Mittwoch und Donnerstag wieder nach Hause. Drei schwerverletzte Kinder wurden noch in Krankenhäusern in Freising und München behandelt. In Freising liegt auch eine Odelzhausener Jugendpflegerin, die es am ärgsten getroffen haben soll. Auch der 63-jährige Busfahrer und zwei weitere Erwachsene werden noch stationär versorgt. Glücklicherweise besteht bei keinem der Opfer Lebensgefahr.

Die Kinder waren nicht angegurtet: Der Bus eines Unternehmens aus dem Landkreis wurde, wie der ADAC-Sprecher Klaus Reindl aus Egenburg sagte, 1999 zugelassen, als es noch keine Gurtpflicht für Reisebusse gab. Das Unternehmen sei auch nicht verpflichtet nachzurüsten. Wie Riedlberger berichtete, stürzten die Kinder von den linken Sitzbänken herab, als der Bus auf die rechte Seite fiel. Schon einfache Beckengurte, sagte Reindl, hätte dies verhindert.

Die Feuerwehrmänner und weitere nicht verletzte Erwachsene aus dem Bus betreuten die Unfallopfer bereits intensiv, als das Kriseninterventionsteam der Landkreise Erding und Freising (KIT) am Unglücksort eintraf. "Wir haben die Kinder auf den Grünstreifen neben der Autobahn getragen und sie beruhigt", erzählte Riedlberger. "Es war ein Riesenglück, dass keiner ums Leben gekommen ist." KIT-Einsatzleiterin Christine Rattenhuber berichtete, dass die leichtverletzten Kinder von den Einsatzkräften abgeschirmt wurden, damit sie die Behandlung der Schwerverletzten nicht mitansehen mussten. Eines der Kinder wurde eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden. Es war ein großes Glück, dass Feuerwehrler ausgebildet sind, sehr schnell und zielgerichtet Hilfe zu leisten. Riedlberger, der seit 22 Jahren bei der Feuerwehr ist, erklärte der SZ, der Schock komme in solchen Fällen erst am darauffolgenden Tag.

Am Donnerstag standen alle Kinder und Betreuer der Ferienfahrt noch unter einem schweren Schock: Der Kreisjugendring Dachau (KJR) organisierte zusammen mit Albert Wenning von der "Psychosozialen Notbetreuung" im Amperklinikum Dachau eine psychologische Betreuung für Eltern und Unfallopfer, um die dramatischen Erlebnisse verarbeiten zu können. Klaus Sedlmeier, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Pfaffenhofen, hat am Tag nach dem Unfall dem KJR-Vorsitzenden Peter Bernhard gesagt: So etwas habe er in seiner ganzen Praxis als Feuerwehrmann noch nicht erlebt. Auf Bernhard machte Sedlmeier einen stark mitgenommenen Eindruck.

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden haben zum Teil noch am Mittwoch oder dann am Donnerstag mit den betroffenen Eltern das Gespräch gesucht. Auch KJR-Mitarbeiter haben die Eltern kontaktiert. Wie Bernhard sagte, stehen alle unter Schock und die Kinder sind traumatisiert. Eine Mutter aus Sittenbach rief im Pfaffenhofener Rathaus an und bedankte sich für die Hilfe der drei Feuerwehrmänner. Bürgermeister Helmut Zech (CSU) sagte, diese Frau war total begeistert.

Mehr als 200 Retter waren nach dem Busunfall im Einsatz, davon 50 Angehörige der Rettungsdienste, vier Rettungshubschrauber, 110 Feuerwehrkräfte aus den umliegenden Gemeinden, 20 THW-Angehörige und rund 40 Beamte der Verkehrspolizei Freising und der umliegenden Polizeiinspektionen. Die A 92 war mehrere Stunden total gesperrt, es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen rund um die Unfallstelle. Auch die Umleitungsstrecken waren überlastet. Um 20.45 Uhr wurde die Autobahn wieder für den Verkehr freigegeben.

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