Busse in Karlsfeld:Optimierungsbedarf

Die Karlsfelder CSU fordert eine zentrale Umsteigehaltestelle für Busse. Dann müssten nicht mehr alle durch Garten- und Krenmoosstraße fahren. Bernd Wanka hofft, die lärmgeplagten Anwohner so zu beruhigen

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Der Aufschrei der Anwohner war kaum überhörbar: "Warum müssen alle Busse durch die Engstelle am Kiem-Pauli-Weg fahren", klagten sie erst vor kurzem auf der Karlsfelder Bürgerversammlung. Rund 230 Mal schrecke das Rumpeln der Busse die Leute im zentralen Bereich des Ortes rund um die Neue Mitte auf, das ergebe eine Ruhestörung im Fünfminutentakt. Seit neuestem werde man sogar nachts aus dem Schlaf gerissen, schimpfte eine Karlsfelderin. Ihr Ärger mochte gar nicht verrauchen. Das zahlt sich nun aus: Die CSU sendet nun als erste das Signal: "Wir haben verstanden." Gemeinderat Bernd Wanka (CSU) will sich nun dafür einsetzen, dass die "Busfrequenz" in diesem Bereich reduziert wird. Rund 230 Busse pro Tag - "das ist zu viel", findet auch er. Deshalb dringt der Fraktionsvorsitzende darauf die Fahrpläne und Routen zu optimieren.

Die Forderung der aufgebrachten Bürger, die gerade eingeführte Linie 160 wieder abzuschaffen, hält Wanka natürlich für falsch. Auch wenn der Bus noch nicht so angenommen wird, wie gewünscht, so müsse man ihm doch eine Chance geben. Die Einrichtung koste immerhin mehrere 100 000 Euro, jetzt gehe es daran die Linie Schritt für Schritt zu verbessern, erklärt er. Um Garten- und Krenmoosstraße zu entlasten, fordert er in einem Antrag an den Gemeinderat die Einrichtung einer zentralen Umsteigehaltestelle im Bereich der Münchner Straße. Erwähnt sei ein solcher Busknotenpunkt zwar schon im Verkehrsentwicklungsplan der Gemeinde, gibt er zu. Aber angesichts der derzeitigen Debatten im Kreistag über ein neues Bussystem für den gesamten Landkreis zum Fahrplanwechsel 2019, hält Wanka es für wichtig, dass der Bürgermeister oder die Gemeinde Karlsfeld noch einmal einen Impuls gibt, damit der Kreistag die Umsteigehaltestelle in seine Überlegungen mit einbezieht.

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Rund 230 Mal donnern jeden Tag Busse durch das Wohngebiet rund um die Neue Mitte. Die Anwohner sind empört. In der Bürgerversammlung haben sie ihrem Unmut Luft gemacht. Erste Ideen für eine Verbesserung ihrer Situation hat nun die CSU.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Vorteil einer solchen Haltestelle wäre, dass man den örtlichen Busverkehr und den überörtlichen neu sortieren könnte. Nicht alle müssten durch das Nadelöhr Gartenstraße. Die Linien, die von Feldmoching, Moosach, Pasing oder Dachau kommen, könnten am Umsteigehalt ihre Fahrgäste auf die 701 beziehungsweise 711 verteilen, damit sie in ihre Viertel kommen. Die beliebte Verbindung 172, die im Berufsverkehr sogar im Zehnminutentakt hin- und her pendelt, müsste dann nicht mehr durch die Wohngebiete fahren. Eine deutliche Entlastung.

Der Umsteigehalt hätte aber noch einen weiteren Vorteil: Derzeit muss man an einigen Stellen im Ort ein paar 100 Meter weit laufen, um in einen anderen Bus steigen zu können. Wer etwa von der Schwarzhölzlsiedlung kommt, muss an der St. Anna Kirche aussteigen und zur Münchner Straße laufen, um in eine andere Linie steigen zu können. Ähnlich ist es am Rathaus. Für Fremde ist das extrem unübersichtlich. Manche irren umher und finden die richtige Haltestelle nicht rechtzeitig. Um Ärger zu vermeiden, wäre ein Halt besser, an dem sich die Linien kreuzen und an dem auch auf die Umsteigemöglichkeit hingewiesen würde. "So wie es in München auch ist", erklärt Wanka. "Unser System ist eben schon zehn Jahre alt und nicht optimal auf einander abgestimmt."

Busse in Karlsfeld: CSU-Gemeinderat Bernd Wanka hat sich Gedanken gemacht und einen Antrag im Gemeinderat gestellt.

CSU-Gemeinderat Bernd Wanka hat sich Gedanken gemacht und einen Antrag im Gemeinderat gestellt.

(Foto: oh)

Die Klage einiger Karlsfelder, dass sie "keine Sightseeingtour durch den Ort machen" wollten, wenn sie in den Bus steigen, nimmt der Gemeinderat ernst. Schließlich gehe es ja darum, möglichst viele dazu zu bringen, in die Busse zu steigen. Doch wenn man mit dem ÖPNV eine Viertelstunde zum Bahnhof brauche, stiegen viele lieber schnell ins Auto. "Die 701 geht in Schleifen durch den Ort. Die muss gerade gezogen werden", sagt Wanka. Und die 160 müsse auch direkt zum Bahnhof gehen.

Der Anschluss von der S-Bahn in die Busse ist ebenfalls nicht ideal. Viele Pendler ärgern sich darüber, dass der Bus weg ist, wenn die S-Bahn fünf Minuten zu spät ankommt. Denn dann müssen sie zwanzig Minuten warten. Stimmt man 701 und 160 aufeinander ab, könnte man am Bahnhof vielleicht einen Zehnminutentakt hinbekommen, sagt Wanka.

Und wo soll der Umsteigehalt sein? "Das müsste unser Verkehrsexperte prüfen", sagt der CSUler. Ihm schwebt entweder ein Halt vor dem halb verfallenen Ludlhof mit der kleinen Kapelle an der Münchner Straße vor, also in der Nähe des Rathauses, oder nördlich der Einkaufsmärkte an der Bayernwerkstraße. Als dritte Option gibt Wanka die Pfarrer-Mühlhauser-Straße beim Media Markt an. "Wichtig ist nur, dass wir die Idee rechtzeitig einbringen."

Für die lärmgeplagten Anwohner von Garten- und Krenmoosstraße fordert er zudem den Einsatz von Elektrobussenwenigstens nachts. Erst vor kurzem hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die neuen Fahrzeuge vorgestellt. In München sind die ersten bereits im Einsatz. "Sie sind deutlich leiser als Dieselbusse", erklärt Wanka. Deshalb wäre es gut, die Nachtlinie mit ihnen auszustatten. Wenn Karlsfeld seine Bereitschaft signalisiere, die E-Busse ausprobieren zu wollen, werde die MVG die Fahrzeuge vielleicht austauschen. Wanka sagt: "Wir haben einen guten Draht dorthin."

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