Bei den wenigsten Parteien herrscht an diesem Montagmorgen nach der Wahl Feierlaune. Eine Ausnahme bildet die Linke, wohl die große Überraschung dieser Wahl. Vor wenigen Wochen noch unter der kritischen Fünf-Prozent-Hürde gewähnt, wurden es nun bundesweit mehr als acht Prozent der Zweitstimmen. Im Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau verdoppelte die Partei ihr Ergebnis mit 3,7 Prozent für Direktkandidat Alexander Bayas und 5,3 Prozent der Zweitstimmen.
Spricht man mit Bayas nach der Wahl, hört man die Freude in seiner Stimme. „Das ist pure Zufriedenheit“, sagt er. „Hier im Wahlkreis haben wir Ergebnisse, die wir so nie erwartet haben.“ Bundesweit habe man jedes Ziel übertroffen. Entscheidend sei, dass die Linke es geschafft habe, die Menschen zu erreichen: „Wir haben gezeigt, dass soziale Themen noch immer wichtig sind und, dass die Leute Sympathie und Empathie wählen, statt nach unten zu treten und zu hetzen.“ Diesen Kurs werde man „ganz klar weiterfahren“, so Bayas.
Für die Ergebnisse im Wahlkreis macht er vor allem seinen intensiven Wahlkampf verantwortlich, er selbst habe an über 2000 Türen im Wahlkreis geklingelt. Zudem setze man sich „klar für die Themen ein, die die Jugend interessieren“, dies spiegele sich vor allem im sehr starken Abschneiden bei Erstwählern wider.
Verluste für Freie Wähler
Anders sieht es bei den Freien Wählern aus, die im Wahlkreis mit 4,4 Prozent bei den Erst- und 3,5 Prozent bei den Zweitstimmen im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 deutlich eingebüßt haben. Man sei dennoch mit dem „respektablen Ergebnis“ zufrieden, sagt Dagmar Wagner, die für ihre Partei als Direktkandidatin antrat. „Natürlich will man immer mehr“, aber es sehe „soweit ganz gut aus“, meint sie, trotz der eingefahrenen Verluste in Land und Bund, wo die Freien Wähler jeweils unter fünf Prozent rangieren.
Wagner führt das auf den „polarisierenden Wahlkampf der Parteien, die schon im Bundestag sind“ zurück, sie selbst habe im Wahlkampf „alles gegeben“. Nun richtet sich ihr Blick aber auf die Kommunalwahlen im nächsten Jahr, „unsere Stärke ist die kommunale Ebene“, so Wagner, dort rechnet sie mit einem guten Abschneiden der Freien Wähler.
Volt ist trotz Zuwachses unzufrieden
Volt kann sein Ergebnis im Wahlkreis im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 mehr als verdoppeln. Die Partei kommt hier auf 1,3 Prozent der Erst- und 0,9 Prozent der Zweitstimmen. Dennoch betont Direktkandidat Thomas Matern: „Wir haben nicht das Ergebnis erzielt, das wir uns gewünscht haben – in der Kürze des Wahlkampfs ist es uns nicht gelungen, mit unseren Themen durchzudringen.“ Dennoch gebe es gute Nachrichten für die Kleinpartei: Durch den Stimmenzuwachs erreiche man nun die Parteienfinanzierung. Für die Zukunft ist Matern optimistisch, gerade in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck sei Volt bereits angekommen.
Die Tierschutzpartei war das erste Mal im Wahlkreis mit eigener Direktkandidatur bei einer Bundestagswahl vertreten, sie erreicht bei den Erststimmen 1,4 Prozent und bei den Zweitstimmen 0,8 Prozent. „Auch wenn das keine große Zahl“ sei, zeige das Ergebnis, dass die Ziele der Partei einigen Wählern wichtig seien, „dafür bin ich dankbar“, sagt die Direktkandidatin, Susanne Baur.
ÖDP verliert bei Zweitstimmen
Für die ÖDP ging Adrian Heim als Direktkandidat ins Rennen. Das Wahlkreisergebnis ergibt 1,0 Prozent für ihn und 0,5 Prozent an Zweitstimmen für seine Partei, das ist weniger als bei der Bundestagswahl davor. Die Strategie sei aufgegangen, meint Heim dennoch, man habe die Stammwähler bei den Erststimmen in etwa halten können. Stärker fallen die Verluste bei den Zweitstimmen aus, Grund dafür sei das strategische Wählen auch vieler Stammwähler. „Sobald es die Fünf-Prozent-Hürde gibt und die Leute den Gedanken der verschenkten Stimme haben“ in einem so polarisierten Wahlkampf, sei das für ihn wenig überraschend.
Es habe im Vorfeld der Wahl teils Aufrufe dazu gegeben, nicht Kleinparteien mit geringer Aussicht auf einen Bundestagseinzug zu wählen, für Heim ist dies „höchst undemokratisch“. Auch eine entsprechende mediale Berichterstattung der „verschenkten Stimme“ habe seiner Partei geschadet, klagt er. Im Hinblick auf die kommende Kommunalwahl ist er für die ÖDP aber optimistisch.

Starke Verluste verzeichnet die FDP mit ihrer Direktkandidatin Susanne Seehofer. Das Ergebnis der Liberalen wurde im Vergleich zu 2021 in etwa halbiert: Im Wahlkreis entfallen 4,4 Prozent der Erststimmen auf die FDP-Kandidatin und 5,0 Prozent der Zweitstimmen auf die Partei. Letztlich sei es ein nicht gutes, aber „ordentliches Ergebnis“: Mehr sei nicht drin gewesen. Zu denken gebe ihr, dass man bei den jungen Wählern stark verloren habe. Bildung und Aufstiegsversprechen seien zu wenig behandelt worden. Seehofer will sich weiterhin für die Liberalen einsetzen und blickt bereits auf die Kommunalwahlen als nächsten Prüfstein.