Bundestagswahl im September:Zwischen Infostand und Bierzeltbühne

CSU Bundestagskandidatin Katrin Staffler Nachfolge Hasselfeldt

Von der Haupt- in die Nebenrolle schlüpft Katrin Staffler bei Auftritten mit CSU-Spitzenpolitikern wie dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer. "Da mach ich mir keine Illusionen, dass ich ein Bierzelt fülle", sagt sie.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

CSU-Bundestagskandidatin Katrin Staffler skizziert bei einem Besuch in der SZ-Redaktion ihre Wahlkampfstrategie. Zu dieser gehören Gespräche auf der Straße ebenso wie themenorientierte Diskussionsrunden und das altbewährte Mittel von Auftritten prominenter Parteifreunde

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

Nein, Vollzeit arbeiten, das geht für Katrin Staffler derzeit nicht. Die Pressesprecherin einer internationalen Bank in München hat auf drei Tage reduziert, einen davon verbringt die Türkenfelderin zudem in der Filiale in Fürstenfeldbruck, "um noch den ein oder anderen Termin machen zu können". Denn wer in den Bundestag will, und für die CSU-Direktkandidatin im Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau wäre das "ein Traum", der hat vor allem eines: Termine, Termine und nochmals Termine. Diese sind für die 35-Jährige natürlich nicht blanker Aktionismus, sondern wohl unabdingbare Notwendigkeit, um sich und ihre Ziele in zwei Landkreisen bekannt zu machen. Und trotz gedruckter Werbemittel und den sozialen Netzwerken ist eines für sie nicht zu ersetzen: der persönliche Kontakt. "Ich finde es wichtig, die Menschen kennzulernen und dass diese mich kennenlernen", betont Staffler bei einem Besuch in der Redaktion der Fürstenfeldbrucker SZ immer wieder.

Was nach der Floskel einer Wahlkämpferin klingen mag, wirkt bei ihrer kommunikativen und offenen Art glaubhaft. Aber die Geschäftsführerin der CSU-Kreistagsfraktion wird eben auch noch eine Menge Überzeugungsarbeit leisten müssen, um eine aus Sicht ihrer Partei beinahe schon Tradition zu nennende Leistung fortsetzen zu können: Das Direktmandat im Wahlkreis zu erringen, was ihrer Parteifreundin Gerda Hasselfeldt bekanntlich in den vergangenen gut drei Jahrzehnten lückenlos gelang.

Und um das Erbe der abtretenden Chefin der CSU-Landesgruppe im Bundestag übernehmen zu können, geht die Ziehtochter erst einmal auf die Straße: Infostände sind eine Säule ihrer Wahlkampfstrategie, gut 60 werden es bis zum Sonntag, 24. September sein. Aber das taugt ihr. "Es ist einfach schön, mit so vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen und von ihnen ganz unterschiedliche Themen mit auf den Weg zu bekommen."

Und die Menschen sollen auch zu Wort kommen. Zumindest ist eine zweite Veranstaltungsform konzeptionell darauf ausgelegt: "Es soll um Inhaltliches gehen und nicht immer nur einer vorne stehen und reden", sagt Staffler dazu. So sind etwa am Donnerstag, 13. Juli, Initiativen aus dem Landkreis, die sich in Entwicklungsländern engagieren, nach Olching eingeladen, um sich zu präsentieren und anschließend mit einem Staatssekretär aus dem Bundesministerium für Entwicklungshilfe und einem Geistlichen aus St. Ottilien über das Thema "Fluchtursachen bekämpfen" zu diskutieren.

Die Haltung der Kandidatin zu diesem Thema: Wichtig sei es, für die Flüchtlinge bei uns Lösungen zu finden. "Aber viel wichtiger ist es, den Menschen bei sich Zuhause in ihren Herkunftsländern Perspektiven zu geben." Denn was die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland betrifft, hat die CSU-Frau eine klare Meinung: "Auch das größte Herz kann nicht stemmen, was durch Tatsachen begrenzt ist."

Ein ähnliches Diskussionsforum will Staffler am Mittwoch, 2. August, in Dachau, unter anderem mit dem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe als Gast, dem Publikum anbieten. Dabei geht es um den Bereich "Gesundheit & Pflege". Auf diesem Gebiet will die Bewerberin um ein Bundestagsmandat vor allem darum kämpfen, dass "pflegenden Familien stärker geholfen wird". Ein politisches Ziel, das sich bei ihr nicht zuletzt aus eigener Erfahrung in der Familie speist. Und unter anderem ein weiterer thematischer Gesprächsaustausch wird eine "Wirtschaftswanderung" sein. Diese führt sie am Dienstag, 29. August, zusammen mit Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner von der Müllerverbrennungsanlage in Geiselbullach ins Gewerbegebiet von Bergkirchen, um zwei Unternehmen zu besuchen, die mit der Fernwärme des Abfallheizwerkes versorgt werden. Ein Konzept, dass die Türkenfelderin für "vorbildlich und nachahmenswert" hält.

Doch trotz allem Bemühen um inhaltliche Formen und der Einbeziehung des potenziellen Wählers kommt die CSU-Kandidatin natürlich nicht um das klassische Wahlkampfszenario herum: Ein prominenter Parteifreund kommt und wirbt für sie. Und dabei kann Staffler mit der Unterstützung von allen rechnen, die in der CSU Rang und Namen haben. Ministerpräsident Horst Seehofer wird es am Dienstag, 22. August, auf dem Dachauer Volksfest sein, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt drei Tage später in einem Festzelt in Puch im Landkreis Dachau, Innenminister Joachim Herrmann am Mittwoch, 6. September, im Brucker Veranstaltungsforum, tags darauf Heimatminister Markus Söder im Festzelt in Pfaffenhofen. Die CSU-Kandidatin selbst wird bei diesen Auftritten natürlich eine Nebenrolle spielen. Schließlich siegt in diesem Punkt die realistische Einschätzung: "Da mach ich mir keine Illusionen, dass ich ein Bierzelt fülle."

Was sich freilich in noch ferner Zukunft ändern kann - bei so viel prominenter Anschubkraft und einem guten 19. Listenplatz, falls es mit dem Direktmandat nicht klappen sollte. Denn auch wenn die CSU-Bewerber in der Regel bisher ihre Wahlkreise immer gewonnen haben, will sich die 35-Jährige in keinem Fall in einer gewissen Sicherheit wiegen - nach dem Motto: "Läuft eh, machen wir ein bisserl Wahlkampf. Passt scho." Dazu nimmt die frisch verheiratete Ehefrau ihren Traum zu ernst. Und der heißt für die studierte Biochemikerin mit Master-Abschluss: Sich nach dem 24. September dafür einsetzen zu können, "um für die Menschen im Wahlkreis Positives zu erreichen". Das wäre dann sicherlich wieder und erst recht ein Vollzeitjob.

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