Bundestagswahl in Dachau:"Heute können wir die Welt verändern"

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Im Wahllokal des Bezirks 1 im neuen Haus der Erwachsenenbildung wären noch Kabinen frei. Aber in Dachau haben viele schon per Brief gewählt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Schon früh zeichnet sich im Landkreis eine hohe Wahlbeteiligung ab. Auch die Erstwähler wissen, dass ihr Votum richtungsweisende Bedeutung hat.

Von Karolin Arnold, Dachau/Fürstenfeldbruck

Aus den meisten Wahllokalen im Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck ist am Sonntag zu vernehmen, dass sich der erste große Schwung an Wählerinnen und Wählern schon zwischen 10 und 11 Uhr auf den Weg zur Stimmabgabe gemacht hat. Geöffnet haben die Wahllokale schon um acht Uhr. Auch der ein oder andere Politiker gibt bereits am Vormittag seine Stimme ab. So beispielsweise der Direktkandidat der SPD, Michael Schrodi aus Olching, der die vergangenen Wochen nicht nur um die Stimmen für seine Partei geworben hatte, sondern auch für seine eigene Person. Beate Walter-Rosenheimer (Grüne), die ebenfalls in den vergangenen Wochen, um das Direktmandat kämpfte, postet am Sonntagnachmittag ein Bild aus dem Wahllokal auf ihrem Instagram-Account.

Bereits während der laufenden Stimmabgaben teilen die Wahlhelfer mit, dass nach ihrem Eindruck mehr Menschen zur Wahl gegangen seien; dies könne auf eine hohe Wahlbeteiligung hindeuten. Mit Blick auf die Zahl der Bürger, die zuvor Briefwahl beantragt hat, wird dieser Anteil wohl auch höher liegen als vor vier Jahren. In der Stadt Dachau haben mehr als 50 Prozent Briefwahl beantragt, wie Hauptamtsleiter Josef Hermann mitteilt.

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Viele, die zur Stimmabgabe kommen, freuen sich, das haben die drei Wahlhelferinnen im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau beobachtet. Katharina Köstler erzählt, wie ein Vater mit seinem Kind vor dem Wahlzettel-Muster an der Wand gestanden habe und zu seinem Kind sagte: "Heute können wir die Welt verändern." Als Hannah Stähle aus der Wahlkabine geht, sagt sie dass es für sie als Erstwählerin "ein bisschen aufregend" gewesen sei. "Es ist ein bisschen viel Verantwortung", meint sie. Die junge Wählerin hat sich aber vorher gründlich über die Wahl informiert und sich mit den Wahlprogrammen der Parteien auseinandergesetzt sowie den Wahl-O-Mat und ähnliche Angebote genutzt. Als sie am Sonntag zum Wahllokal geht, stand die Entscheidung, wo sie ihr Kreuzchen macht, klar fest. Ihre Mutter, Myriam Stähle, sagt, dass es ein großes Recht sei, wählen zu dürfen. "Es ist wichtig, dass man das macht." Und fügt an: "Bisher habe ich auch keine Wahl ausgelassen."

Die Hygienevorschriften in den Wahllokalen werden überwiegend gut angenommen. Die Wahlhelfer seien aber auch darauf vorbereitet worden, was zu tun sei, wenn jemand sich weigere, die Maske aufzuziehen, erzählt Wahlvorstand und Brucker Stadträtin Karin Geißler (Grüne).

Für Unmut sorgen am Morgen im Sportheim Althegnenberg, Landkreis Fürstenfeldbruck, etwa 30 Sticker, die in der Nacht angebracht wurden. Es handelt sich um Aufkleber für das von der Querdenker-Szene propagierte Volksbegehren zur Absetzung des Landtags. Darauf ist der Schriftzug zu lesen: "Söder muss weg." Bevor das Sportheim als Wahllokal öffnete, seien die Aufkleber entfernt worden, teilt Wahlvorstand und Bürgermeister Rainer Spicker (Bürgerinitiative) mit. Nach dem Eindruck von Markus Forstner, dem stellvertretenden Wahlvorsteher im Wahlbezirk 1 von Markt Indersdorf, richtet sich der Andrang in den Wahlkabinen auch bei dieser Wahl nach den Essgewohnheiten der Leute. Kurz nach Mittag hätten viele ihr Kreuz gemacht, sagt er, jetzt um die Kaffeezeit sei es etwas ruhiger. Zwischen 17 und 18 Uhr erwartet Forstner dann die letzten Wähler in der Mittelschule des Ortes an der Urne.

In der Stadt Dachau versammelt sich kurz vor halb drei eine große Gruppe von Menschen vor dem Rathaus. Es handelte sich nicht um eine spontane Kundgebung, sondern um Wahlhelfer, die zur Briefwahlauszählung eingeteilt worden sind. Die ersten Vorbereitungen laufen also bereits am Nachmittag an, bis die Helfer am Abend die Briefwahlstimmen auszählen können.

Dass bei dieser Wahl jede Stimme zählt, ist den Bürgern bewusst. Sie hoffe auf ein positives Ergebnis und sei sich sicher, mit Volt die richtige Wahl getroffen zu haben, sagt Alica Dittmar, als sie nach der Stimmabgabe aus dem Wahllokal in der Klosterschule Dachau tritt. "Ich wollte meine Stimme nicht verfallen lassen und hoffe, dass die anderen auch für das Allgemeinwohl gestimmt haben", ergänzt sie.

© SZ vom 27.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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