Bundespolizei:Fahndungserfolg auf der ganzen Linie

Die Bundespolizei überführt nach der Videoüberwachung an den Bahnhöfen zwischen Dachau und Altomünster 18 Randalierer.

Andreas Glas

Bundespolizei: Die Bundespolizei geht mit Video-Überwachungsbildern gegen die Sachbeschädiger an Bahnhöfen vor - mit Erfolg.

Die Bundespolizei geht mit Video-Überwachungsbildern gegen die Sachbeschädiger an Bahnhöfen vor - mit Erfolg.

(Foto: © joergensen.com)

- Als die Polizisten vor der Haustür seiner Eltern standen, hat der 18-Jährige erstmal alles abgestritten. Nein, er habe keine Scheiben eingeschlagen und schon gar nicht gezündelt an den Fahrkartenautomaten. Auch sonst wirkte nichts verdächtig: Ein bürgerliches Haus in Markt Indersdorf, alles ganz ordentlich, drinnen wie draußen. Lange hat es aber nicht gedauert, bis die Beamten fündig wurden: auf dem Handy des 18-Jährigen. Er hat seine Taten gefilmt - und damit das Beweismaterial selbst geliefert. Der Indersdorfer Jugendliche ist eine von 18 Personen, die verdächtigt werden, in Zügen und an Bahnhöfen der S-Bahn-Linie A randaliert zu haben. 129 Fälle von Sachbeschädigung gab es in den vergangenen Monaten auf der Strecke zwischen Dachau und Altomünster, der Sachschaden liegt bei 35 000 Euro. Jetzt hat die Bundespolizei verkündet: Fast alle Verdächtigen sind identifiziert.

Den Fahndungserfolg hat die Polizei offenbar dem großflächigen Einsatz von Überwachungskameras zu verdanken. Nachdem das Dachauer Amtsgericht die Erlaubnis erteilt hatte, waren etliche Bahnhöfe mit Videokameras ausgestattet worden. Drei Monate lang konnte die Polizei so die Täter beobachten, wie sie Scheiben an Fahrplanaushängen einschlugen, Wartehäuschen beschädigten, Touchscreens an Ticketautomaten einschlugen oder ankokelten. Das Ergebnis der Überwachungsaktion waren gestochen scharfe Fotos der Verdächtigen in Passbildqualität.

Mit diesen Bildern waren dann etwa 50 Bundespolizisten unterwegs - an Bahnhöfen, in Schulen, in Jugendzentren. "Alle, bei denen wir nachfragten, waren sehr kooperativ. Sowohl Bürger als auch Mitarbeiter der Gemeinden und Schulen unterstützen die Suche vorbildlich", sagt Sabine Stein, die Leiterin der Fahndungsaktion. Das Ergebnis: 18 Verdächtige haben am Dienstag Besuch von der Polizei bekommen, zwei davon mit Durchsuchungsbefehl. Zu diesen beiden Hauptverdächtigen gehört neben dem 18-jährigen Indersdorfer auch ein 24-Jähriger aus Dachau, dem insgesamt acht Taten zur Last gelegt werden. In dessen Wohnung haben die Beamten auch gleich noch eine Aufzuchtstation für Marihuana-Pflanzen entdeckt.

Abgesehen von einem 50-Jährigen sind die Verdächtigen allesamt Jugendliche oder junge Erwachsene, darunter auch zwei Mädchen. "Die kennen sich teilweise untereinander, weil sie in gleiche Schulen gegangen sind oder Freunde sind", sagt Polizeisprecher Wolfgang Hauner. Von einer geschlossenen Gruppe, die ihre Taten abgesprochen hat, will Hauner trotzdem nicht sprechen. Die Tatserie habe zwar eine Eigendynamik entwickelt, sei aber keine gemeinschaftliche Aktion gewesen. Auch die soziale Herkunft der Verdächtigen sei unterschiedlich: "Eigentlich ist alles dabei", sagt der Sprecher der Bundespolizei.

Warum die Jugendlichen über Monate hinweg immer wieder randaliert haben, wissen sie offenbar selbst nicht so genau: "Das Motiv ist in vielen Fällen unklar. Es sind sicher auch Mutproben dabei, aber oft geht es nur um Destruktion. Um den Spaß daran, etwas kaputt zu machen", sagt Hauner nach den bisherigen Vernehmungen. Er hoffe, dass der Besuch der Polizei die identifizierten Jugendlichen aufgerüttelt hat: "Denn plötzlich wird etwas unangenehm, was bisher nur Spaß gemacht hat."

Weil für die meisten Verdächtigen das Jugendstrafrecht gilt, werden sie als Strafe wohl nur gemeinnützige Arbeitsstunden leisten müssen. Empfindlicher dürften die Schadensersatzforderungen der Deutschen Bahn sein. Nach Angaben der Polizei liegen diese Forderungen teilweise im vierstelligen Bereich, in den meisten Fällen werden die Eltern dafür haften müssen. "Wenn die Jugendlichen mal wissen, was das kostet, werden sie sich in Zukunft Gedanken machen, ob eine Sachbeschädigung das wert ist", sagt Hauner. Dass die Zerstörungswut entlang der Linie A nun ein Ende hat, glaubt er trotzdem nicht. Auch in Zukunft will die Bundespolizei dort präsent bleiben.

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