Bürgerversammlung:Trinkl träumt von neuem Rathaus

Bürgerversammlung: Die Stunden, in denen man mit einer Halben vor dem Gasthof zur Sonne sitzen kann, sind gezählt.

Die Stunden, in denen man mit einer Halben vor dem Gasthof zur Sonne sitzen kann, sind gezählt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Wirt vom Gasthaus zur Sonne will im nächsten Jahr sein Lokal aufgeben. Der Bürgermeister sieht darin eine große Chance für Odelzhausen. Wenn die Gemeinde die Immobilie erwerben kann, will er ein Bürgerbeteiligungsprojekt anstoßen

Von Horst Kramer, Odelzhausen

Seit Jahren wird in Odelzhausen gemunkelt und spekuliert: Was passiert mit dem Gasthaus zur Sonne, wenn der Wirt sein Lokal aufgibt? Xaver Willibald denkt wohl schon seit längerem über einen Rückzug ins Privatleben nach. Jetzt hat er sich entschieden. "Der Xaver hört 2019 auf", verkündete Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) auf der Bürgerversammlung am Donnerstagabend. Was dann mit dem "Filet-Grundstück am Marktplatz" passiert ist offen. Die Gemeinde hat großes Interesse an dem Areal, um dort einneues Rathaus zu errichten. Das ist seit langem ein offenes Geheimnis. Doch Trinkl ließ sich nie zu einem offiziellen Wort bewegen. Doch am Donnerstag erklärte er: Wenn die Gemeinde das Anwesen erwerben könne, werde er ein "Bürgerbeteiligungsprojekt" anstoßen. Trinkl versprach: "Jeder, der Interesse hat sich einzubringen, kann sich einbringen!"

Mit einem neuen Kinderhaus, sowie Schule und diverser Straßenbauprojekte schultert die Gemeinde zwar schon einige größere Vorhaben. Doch die Mittel für einen weiteres Großprojekt habe die Gemeinde schon noch zur Verfügung, signalisiert Trinkl. Auch heuer wird die Kämmererin rund 1,5 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt erwirtschaften, dank weiterhin kräftig sprudelnder Steuerquellen. "Die fünf Millionen Euro Gewerbesteuer, die wir heuer einnehmen, wären eigentlich ein Rekord, wenn wir letztes Jahr nicht den 13-Millionen-Ausreißer gehabt hätten", betonte der Bürgermeister. Bekanntlich konnte die Kommune im vergangenen Jahr den Sensationsbetrag dank einiger Steuernachzahlungen verbuchen.

Trinkl hofft auf einen stetigen Gewerbesteuerzuwachs in den kommenden Jahren, nicht zuletzt, weil der Ulmer Logistikriese Noerpel eine Niederlassung in Odelzhausen eröffnen will. Seit das bekannt wurde, brodelt die Gerüchteküche im Ort. Befeuert wurde sie durch die Meldung einer Immobilienzeitung. Danach will Noerpel ein "Gefahrengutlager" an der A8 einrichten. "Das sind Fake News!", schimpfte Trinkl. "Auf dem Gelände ist ein derartiges Lager gar nicht möglich." Der Konzern werde ein Logistikzentrum errichten, das sei notariell abgesichert, samt qualifizierten Arbeitsplätzen. "Alles andere ist ein Schmarrn", ärgerte sich Trinkl.

Der Aufschwung Odelzhausens hängt an der Autobahn. "Sie ist Fluch und Segen", philosophierte der Bürgermeister. Deswegen sind alle Entwicklungen rund um die A8 existenziell wichtig für den Ort. Zum Beispiel die berühmt-berüchtigte Schnellbuslinie "Pasing - Dasing", die eigentlich schon vor zwei Jahren an den Start gehen sollte. "Jetzt sind die Mittel dafür wohl da", formulierte Trinkl vorsichtig, eine schnelle Umsetzung sei in Aussicht gestellt. "Wenn dann die Standspur für die Busse freigegeben wird, könnte die Linie sogar zu einer Entlastung beitragen."

Bei anderen Plänen, wie zum Beispiel der seit langem angedachten S-Bahnlinie entlang der A8 und A99 bis zum Ostbahnhof, oder auch der Ortsumfahrung im Westen der Gemeinde müsse man "sehr viel Geduld" haben, sagte der Bürgermeister. "Seit der Zusage des Bundesbauministeriums zu einer zweiten Auffahrt im August des vergangenen Jahres ging nichts voran." Erst vor wenigen Tagen sei die Zusage gekommen, dass die Gemeinde das Projekt in Eigenregie - im "kommunalen Sonderbaulastlastverfahren" - angehen könne. "Die Umsetzung wird sich Jahre hinziehen", befürchtet Trinkl.

Die etwa 80 Odelzhausener, die sich für die neuesten Entwicklungen in der Gemeinde interessierten und dem zweistündigen Vortrag des Bürgermeisters lauschten, hatten ihren Fokus vor allem auf die Verkehrsprobleme im Ort gerichtet. So erkundigte sich Peter Teuber nach einem Durchgang von der Steinfeldstraße zur Sternstraße. "Die Gemeinde hat hier kein Zugriffsrecht", erklärte der Bürgermeister. Deshalb könne sie dort nichts ändern.

Richard Wirthmüller beklagte die Raser, die aus Odelzhausen kommend "extrem schnell" durch Höfa bretterten. Trinkl gab Entwarnung: "Das lag daran, dass der Kreisverkehr in der Hauptstraße noch nicht vollständig in Betrieb war." Mit Öffnung der Marktstraße werde sich das ändern, versicherte Trinkl. Laut Verkehrsgutachten fahren täglich rund 1100 Fahrzeuge allein von der Marktstraße in den Kreisverkehr ein. "Dadurch werden sich die Geschwindigkeiten auf der Hauptstraße erheblich mindern", ist sich der Bürgermeister sicher.

Mehrere Bürger mahnten eine bessere Kontrolle der Park- und Halteverbote im Hauptort an. Sowohl in der Ortsmitte als auch im Gewerbegebiet gebe es viele Wildparker. Trinkl versprach, dass er im Gemeinderat nochmals das Thema "kommunale Verkehrsüberwachung" ansprechen werde. Bei dem gleichnamigen Zweckverband kann eine Gemeinde uniformierte Fachkräfte buchen, die berechtigt sind, Strafzettel auszustellen.

Ulrich Rieber wollte wissen, ob sich schon ein neuer Betreiber für das seit einiger Zeit geschlossene Café "Tabalapub" gefunden hätte. Der Bürgermeister verwies auf die Gemeinderatssitzung am kommenden Dienstag, 4. Dezember. Es gebe einige Bewerber für das Lokal. Der Gemeinderat werde über ihre Angebote in nicht-öffentlicher Sitzung diskutieren.

Der VdK-Kreisvorsitzende Anton Hassmann monierte, dass Behinderte kein Mitspracherecht bei den Bauvorhaben der Gemeinde hätten. Trinkl wies daraufhin, dass die Kommune alle gesetzlichen Vorgaben "genauestens" erfülle und lud Hassmann zur Mitarbeit ein.

Auch die Missstände am Dachauer Krankenhaus wurden zum Thema in der Bürgerversammlung. "Für alles gibt es einen TÜV, aber nicht, wenn es um Menschenleben geht", klagte Hans Groß. Seit geraumer Zeit herrscht dort Personalmangel. Trinkl konnte ihm keinen Trost anbieten: Der Landkreis habe als Minderheitsgesellschafter der Klinik kaum Einfluss auf das dortige Geschehen, sagte er.

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