Bürgerversammlung:Krieg im Kinderhaus

Jahrelang schien alles gut zu laufen, doch jetzt klagen Eltern über "Missstände" und konfrontieren zwei Betreuungseinrichtungen in Schwabhausen mit massiven Vorwürfen. Sogar die Polizei wurde eingeschaltet

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Ob Krippe oder Kindergärten, Hort oder Jugendzentrum: die Gemeinde Schwabhausen hat stets größten Wert auf die gute Qualität ihrer Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche gelegt. Sie hat viel Geld in zwei große Kinderhäuser investiert, von denen eines eben erst bezogen wurde, es gab stabile Strukturen und immer genügend Betreuungsplätze. Doch jetzt ist der Frieden empfindlich gestört: Teile der Elternschaft machen mobil gegen das, was sie als "Missstände" in zwei der Betreuungseinrichtungen, dem Kindergarten "Denkmit" und dem Montessori-Kinderhaus in Arnbach, bezeichnen. Das wurde sowohl bei der Bürgerversammlung in Arnbach wie in der in Schwabhausen selbst deutlich, wo sich Bürgermeister Josef Baumgartner (Freie Wähler) mit heftigen Vorwürfen konfrontiert sah.

Zu der mit etwa einhundert Zuhörern sehr gut besuchten Bürgerversammlung in Schwabhausen waren zahlreiche Eltern von Kindern gekommen, die den früher als "Tschu-Tschu-Bahn" bekannten Kindergarten besuchen, der seit zwei Jahren unter der Trägerschaft von "Denkmit" steht. Hier ist es die große Fluktuation der Mitarbeiter, die die Eltern beunruhigt. So ist von ursprünglich zwölf Mitarbeiterinnen 2016 nur noch eine in der Einrichtung tätig. Alle anderen haben entweder gekündigt oder sind in andere Häuser gewechselt. Auch die pädagogische Leitung und die Bereichsleitung haben sich seit der Übernahme der Trägerschaft dreimal verändert. 18 neue Mitarbeiterinnen wurden in den vergangenen zwei Jahren neu eingestellt. Die Gründe für die hohe Personalfluktuation seien nicht einfach zu benennen, sagt Personalleiter Markus Fuchs: Viele Faktoren, darunter die generell hohe Fluktuation im Erziehungsbereich und die gute Angebotslage für Erzieherinnen, spielten eine Rolle.

Damit aber geben sich die Eltern nicht zufrieden. In der Versammlung in der Schwabhausener Post präsentierten die Vorsitzende des Elternbeirats, Christine Schlosser, und Monika Sailer, eine betroffene Mutter, ein Papier, in dem sie von "Missständen" schreiben. Sie beklagen, dass der ständige Personalwechsel die pädagogische Arbeit erschwere und durch die geplante Auflösung einer Gruppe ab November die Kinder das gewohnte Umfeld und Freunde verlieren würden. Fuchs bestätigt, dass statt der anfangs noch 125 Kinder jetzt nicht einmal mehr 90 die Einrichtung besuchen, betont aber, dass mit einem Gruppendurchschnitt von 22 Kindern der Betreuungsschlüssel gut eingehalten werde.

Auf diese Zahlen beruft sich auch Bürgermeister Baumgartner. Aus Sicht der Eltern ist aber die Einhaltung von vertraglichen "Mindestanforderungen" nicht ausreichend: Die Gemeinde müsse "Leistung und Qualität des Trägers regelmäßig prüfen, bei Bedarf Nachbesserungen fordern" und notfalls auch den Träger wechseln. Baumgartner erklärte dazu, man wisse, "dass es Probleme gibt" und werde entsprechenden Druck auf den Träger machen, damit dieser "die Dinge auf die Reihe bringt." Er bot darüber hinaus an, alle Beteiligten zu einem Gespräch zu bitten, um dabei nach Lösungen zu suchen. Fuchs will dieses Angebot annehmen. In der kommenden Woche treffen sich Eltern und "Denkmit"-Vertreter.

Anders liegen die Probleme beim Montessori-Kinderhaus in Arnbach. Hier sind Mitarbeiter, Vorstand und Leitung mit Vorwürfen aus der Elternschaft konfrontiert, die aber laut dem Vorstandsvorsitzenden Andreas Janotta nie konkretisiert wurden. Man habe es mit Gerüchten zu tun wie etwa dem, den Kindern werde hier "Leid angetan". Niemand aber wolle sich konkret zu dieser Anschuldigung äußern. Gesprächsangebote seien abgelehnt worden. Janotta bestätig aber auch, dass es "interne Probleme" gegeben habe. Die neuerlichen Gerüchte hätten sich dann aber wohl an einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit einer Mitarbeiterin entzündet, bei der eine fristlose Kündigung in einem Vergleich zurückgezogen, die Vorwürfe gegen die Mitarbeiterin aber geblieben seien. In einer von anonym gebliebenen Eltern herbeigeführte Prüfung des Hauses durch Landratsamt und Gemeinde seien keine Verstöße festgestellt worden. Doch die Gerüchte seien nicht verstummt. Man habe deshalb rechtlichen Beistand gesucht. Wegen einer anonymen Drohung per E-Mail wurde die Polizei eingeschaltet.

Janotta betont, dass man neues, qualifiziertes Personal habe und jetzt endlich wieder in Ruhe arbeiten wolle. "Kinder sind für uns das Wichtigste, wir machen unsere Arbeit mit Herzblut und Liebe", sagt eine langjährige Mitarbeiterin. Sie und ihre Kolleginnen könnten nicht verstehen, "warum man uns das nicht lässt.

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