Bürgerversammlung:Investor bleibt Antworten schuldig

Bürgerversammlung: Keine Veränderung: Auf dem Grundstück am Kramerkreuz (hier ein Bild vom Sommer) soll ein Supermarkt entstehen. Doch es tut sich nichts.

Keine Veränderung: Auf dem Grundstück am Kramerkreuz (hier ein Bild vom Sommer) soll ein Supermarkt entstehen. Doch es tut sich nichts.

(Foto: Toni Heigl)

Der Projektentwickler, der am Kramerkreuz einen Supermarkt verwirklichen will, sagt seine Teilnahme an der Bürgerversammlung wegen der hohen Inzidenzzahlen kurzfristig ab. Das verärgert einige Einwohner

Von Horst Kramer, Haimhausen

Die wichtigste Nachricht der diesjährigen Haimhausener Bürgerversammlung stand schon 28 Stunden vor ihrem Beginn fest: Die Vertreter des Investors Ratisbona sagten ihre Teilnahme an der Versammlung in der Schulaula ab. Der Grund: die hohen Inzidenzzahlen. Die Regensburger hatten eigentlich angekündigt, die Haimhausener Bevölkerung, den Gemeinderat und die Verwaltung über den aktuellen Stand der Planungen zum neuen Supermarkt am Kramerkreuz zu informieren. Das Rathaus veröffentlichte die Absage anschließend auf ihrer Internetseite. Mit Folgen, wie Geschäftsstellenleiter Florian Erath erzählte: "Bei uns haben sich umgehend einige Bürger gemeldet und uns mitgeteilt, dass sie nun nicht mehr an der Bürgerversammlung teilnehmen wollten."

Die Investorenvertreter waren nicht die einzigen, die auf einen Besuch in Haimhausen verzichteten. Aus demselben Grund hatte sich auch der Chef der Dachauer Polizeiinspektion, Thomas Rauscher, entschuldigt und auf entsprechende Vorschriften verwiesen.

Rund dreißig Personen - alle 2G-zertifiziert - hatten sich in der Aula versammelt. Eine größere Anzahl wollte Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) nicht zulassen, um die Sicherheitsabstände zu wahren. Ebenso viele Interessierte schalteten sich von ihren heimischen Computern dazu. "Das ist die erste hybride Bürgerversammlung unserer Gemeinde", stellte der Rathauschef fest.

Im Rahmen der Aussprache gingen Felbermeier und Erath auf das Projekt am Kramerkreuz ein. Erath erinnerte an die Bürgerbefragung aus dem Jahr 2019, bei der sich siebzig Prozent der Teilnehmenden für die Ansiedlung eines großen Lebensmittelmarkts am Kramerkreuz ausgesprochen hatten. Mittlerweile sind zweieinhalb Jahre vergangen. Erath erzählte, im Rathaus häuften sich die Anfragen: "Warum tut Ihr nichts?" Tatsächlich sei jedoch der Investor am Zug. "Heute wäre die Möglichkeit gewesen, Fragen zu beantworten", bedauerte Erath. Felbermeier berichtete, dass Ratisbona ihm mitgeteilt habe, einen "tollen Supermarkt" auf die Wiese zu stellen, "keinen Markt vor der Stange". Damit die Firma in ihren Planungen weiterkomme, müsse sie allerdings ein Emissionsgutachten vorlegen. Ein Schritt, der anscheinend noch nicht erfolgt ist. Immerhin konnte Felbermeier mitteilen, dass sich zwischenzeitlich zwei der vier interessierten Lebensmittelketten aus dem Rennen verabschiedet hätten: Rewe und Tegut. Ratisbona verhandelt nur noch mit Edeka und dem Allgäuer Unternehmen Feneberg.

In seiner Präsentation ging der Bürgermeister auf die wichtigsten Eckzahlen des Haushalts ein und wiederholte dabei sein Credo: "Mit Schulden habe ich kein Problem, wenn damit neue Einnahmen entstehen." Ausführlich behandelte er die großen Projekte, die derzeit für Diskussionsstoff sorgen. Wie der Teilflächennutzungsplan der Gemeinde, der den Bau der Höchstspannungsleitungen eingrenzen soll. Der Gemeinderat hatte sich nach intensiver Diskussion für die sogenannte Südtrasse ausgesprochen, trotz der "massiven Eingriffe in den Naturhaushalt", wie Felbermeier sagte. "Die Regierung von Oberbayern muss unsere Stellungnahme berücksichtigen. Doch welches Gewicht sie ihr beimisst, wissen wir nicht." Die Aufgabe der Regierung sei es, im Rahmen des derzeit laufenden Raumordnungsverfahrens "das Beste für Oberbayern" zu eruieren. Das Ziel der Maßnahme sei es, mit den neuen Leitungen die Strommengen im Münchner Umland zu verdoppeln, erinnerte Felbermeier. Einen Planfeststellungsbeschluss erwartet Felbermeier bis 2026. Die Bauzeit wird vermutlich rund drei Jahre betragen.

Die kürzlich vorgestellten Pläne des Investors Euroboden zur Bebauung des ehemaligen Brauereigeländes kommentierte Felbermeier folgendermaßen: "Das war nur der erste Entwurf. Es werden sicherlich weitere folgen." Er gab zu bedenken, dass die Wirkung der Bebauung aus allen Himmelsrichtungen geprüft werden müsse, nicht nur von der Ostseite, wie in den Mitte Oktober präsentierten Grafiken. Felbermeier hat Vorbehalte gegen die Größe der beiden Wohnblöcke, die Euroboden vorsieht. Er sagte aber auch: "Allein die Revitalisierung des denkmalgeschützten Sudhauses wird wohl zehn Millionen Euro kosten. Es ist ganz klar, dass irgendwo die Reinvestition herkommen muss." Ausdrücklich lobte er Vorgehensweise und Qualität von Euroboden: "Das ist mit Abstand das Beste, was ich je gesehen habe."

Eckhard Huber wollte wissen, wie es um die Zukunft des Restaurants "Il Fagiano" in der Südwestecke des Areals bestellt sei. Felbermeier wich aus: Dazu könnten jetzt noch keine Aussagen getroffen werden. Er bestätigte aber, dass das Gebäude zum Überplanungsgebiet des Investors zähle. Tatsächlich hatte Euroboden in seinem ersten Entwurf ein Wohngebäude an dieser Stelle vorgesehen.

Der Bürgermeister zeigte sich im übrigen offen für einen Umzug der Rathausverwaltung in das neue Quartier. Felbermeier versprach, dass sich der Gemeinderat intensiv Gedanken machen werde, um alle Interessen zu berücksichtigen.

Rita Gradinger-Huber warnte vor den Verkehrsauswirkungen des neuen Wohngebiets: Der Kreisverkehr werde überlastet, insbesondere in den Morgen- und Mittagsstunden, wenn die Schülerinnen und Schüler der Bavarian International School unterwegs seien.

Auch auf den Öffentlichen Personen-Nahverkehr ging Felbermeier ausführlich ein: Die beiden neuen Buslinien 771 und 772, die ab dem 12. Dezember fahren werden, stellen "einen Quantensprung" für Haimhausen und den östlichen Landkreis dar. Die Linie 771 von Petershausen nach Lohhof quert Haimhausen im 40-Minuten-Takt, die Linie 772 von Markt Indersdorf nach Unterschleißheim fährt stündlich durch das Ortsgebiet. Der Bürgermeister strich die "massive Verbesserung" der Anbindung an die S-Bahn heraus wie auch an das Netz der Deutschen Bahn, insbesondere durch den Bus nach Petershausen. Er hofft, dass die neuen ÖPNV-Möglichkeiten die Pkw-Nutzung mittelfristig deutlich senken werden: "Die junge Generation setzt nicht mehr nur auf das eigene Auto in der eigenen Garage."

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