Bürgerentscheid in Karlsfeld:Klarer Sieg für Gewerbegebietsgegner

Die Bürgerinitiative jubelt, CSU und SPD sind enttäuscht. Das Ratsbegehren in Karlsfeld ist anders ausgegangen als vom Initiator erwartet.

Gregor Schiegl

Die Pläne der Gemeinde Karlsfeld für ein Gewerbegebiet im Grünzug an der Grenze zur Stadt Dachau sind gescheitert. Nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis votierten beim Ratsbegehren am Sonntag 63,9 Prozent der Wähler gegen die Festschreibung eines neuen 7,5 Hektar großen Gewerbegebiets im Flächennutzungsplan; 36,1 Prozent stimmten dafür. Die Wahlbeteiligung lag bei 33,6 Prozent. 21,3 Prozent der 13.753 Karlsfelder Wahlberechtigten stimmten gegen das Gewerbegebiet; das Quorum von 20 Prozent wurde damit erfüllt.

Bürgerentscheid in Karlsfeld: Nach dem Karlsfelder Bürgerentscheid suchen Bürgermeister Stefan Kolbe und die Sprecherin der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Grünzugs, Sabine Kölbl-Miersch, wieder den Dialog.

Nach dem Karlsfelder Bürgerentscheid suchen Bürgermeister Stefan Kolbe und die Sprecherin der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Grünzugs, Sabine Kölbl-Miersch, wieder den Dialog.

(Foto: DAH)

Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU), der das Ratsbegehren selbst initiiert hatte, zeigte sich froh, "dass wir jetzt eine klare Entscheidung" haben. Nun sei das Thema "abgehakt". Über den Ausgang äußerte er sich freilich enttäuscht: "Das Ratsbegehren ist nicht so ausgefallen wie ich es mir persönlich und die Mehrheit des Gemeinderats sich das vorgestellt haben." CSU und SPD hatten vehement für die Pläne geworben, weil sie angesichts der immer schwierigeren Finanzlage Karlsfelds die Ausweisung eines weiteren Gewerbegebiets, zumindest mittelfristig, für dringend geboten hielten.

Freude und große Erleichterung herrschte auf Seiten der "Bürgerinitiative Grünzug Dachau und Karlsfeld". "Die Karlsfelder haben bei ihrer Entscheidung gesunden Lebensverhältnissen den Vorzug gegeben und auch an künftige Generationen gedacht", sagte die BI-Sprecherin Sabine Kölbl-Miersch in einer Stellungnahme. Mechthild Hofner, Sprecherin der Bündnis-Fraktion, die als einzige im Gemeinderat gegen die Gewerbegebietspläne war, sprach von einem "Sieg für Natur und Lebensqualität"; dies sei ein "nachhaltiger Sieg für Karlsfeld". Zugleich sei es aber auch "ein Signal" an den Kreistag, in dem die Grünen eine Umwandlung des bislang vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Gebiets in ein Landschaftsschutzgebiet beantragt haben.

BI-Sprecherin Sabine Kölbl-Miersch machte sich diese Position am Wahlabend nicht zu eigen. "Wir wollen keine Luftschlösser bauen", sagte sie. "Man muss die Kirche jetzt mal im Dorf lassen." Beide Seiten waren nach der zum Teil hart und polemisch geführten Auseinandersetzung der vergangenen Wochen sichtlich bemüht, das belastete Verhältnis zu entspannen. Die Sprecherin der Bürgerinitiative reichte Bürgermeister Kolbe demonstrativ die Hand zum Dialog. Kolbe zeigte sich gesprächsbereit: "Ich wäre auch ein schlechter Bürgermeister, wenn ich das täte." Die Auswirkungen des Ratsbegehrens stellte er relativ undramatisch dar. "Unser Handlungsspielraum ist nur etwas eingegrenzt." Wie es mit den Gemeindefinanzen weitergehen soll, sollten die Fraktionen im Januar in aller Ruhe besprechen.

Von einer persönlichen "Niederlage" wollte Bürgermeister Kolbe bei aller Enttäuschung nicht sprechen. Schließlich sei es ihm vor allem darum gegangen, die Bürger bei einer umstrittenen Weichenstellung möglichst frühzeitig einzubinden. Dies wolle er bei Themen, in denen es um "Umwelt und Ökologie" gehen, künftig noch stärker tun, um mehr Verständnis für Entscheidungen in der Gemeinde zu erzeugen.

Spannend wird sein, wie sich die Situation in Dachau entwickelt. Die Stadt plant am Grünzug ebenfalls Gewerbeflächen. Wenn die Pläne konkret werden, das hat Sabine Kölbl-Miersch klar gesagt, werde die BI zur Stelle sein.

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