Süddeutsche Zeitung

Bürgerehrung der Stadt Dachau:Vorbilder im Rampenlicht

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Sie engagieren sich sozial, retten Leben oder geben ihr Wissen an die junge Generation weiter - und das in ihrer Freizeit. Dafür wurden sieben Ehrenamtliche mit der Bürgermedaille der Stadt Dachau ausgezeichnet. Über sieben Menschen, die mehr tun, als sie müssten.

Von Anna Schwarz, Dachau

Vor drei Jahren fuhr ein Autofahrer in Oberroth einen Feuerwehrmann mit Absicht an, weil dieser die Straße für die Fronleichnamsprozession abgesperrt hatte, erzählt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) bei der Bürgerehrung am Mittwoch im Rathaus und mahnt: "Wer das Ehrenamt angreift, der soll sich vorstellen, wie unser Land aussähe, wenn es keine Ehrenamtlichen gäbe." An diesem Abend verleiht er sieben Silberne Bürgermedaillen "für Verdienste um das Wohl der Stadt, selbstlosen Einsatz im Dienste der Allgemeinheit und besondere Fälle".

Die einzige Frau unter den Geehrten ist Gerda Kreitmair vom Frauenbund Dachau. Rund 20 Jahre engagiert sich die 75-Jährige in der Vorstandschaft und kümmert sich um soziale Projekte: Wie die Aktion "Herzkissen" für an Brustkrebs erkrankte Frauen. Die Vereinsmitglieder nähen die Kissen, nach einer Operation werden sie mit Genesungswünschen an das Bett der erkrankten Frauen gelegt. Zudem organisierte sie etwa handgestrickte Trostbärlis für krebskranke Kinder der Haunerschen Kinderkrebsklinik.

Sozial engagiert ist auch Alfred Stelzer. Grund dafür ist, "dass ich als Kind in der Schule Ungerechtigkeiten erlebt habe", wegen seiner Epilepsie wurde er gehänselt. Deshalb trat er 1994 der Arbeiterwohlfahrt bei. Seit Jahren ist der 71-Jährige zweiter Vorsitzender des Dachauer Ortsverbandes, kümmerte sich um einen Standort für das Frauenhaus und die Finanzierung von Kindergärten. Bis 2014 war er FDP-Stadtrat und ist weiter Seniorenbeirat.

Ausgezeichnet wird auch der 46-jährige Markus Müller, der kaufmännische Angestellter unterrichtet in seiner Freizeit junge Fischer: Vor rund 20 Jahren wurde er Jugendwart des Fischereivereins Petri Heil Dachau. Er bringt den Jugendlichen bei, wie sie künstliche Blinker bauen und das Ökosystem Wasser schützen. Er sagt: "Es macht mir Spaß, Jugendlichen und Kindern etwas beizubringen."

Seit einem halben Jahrhundert ist der 64-jährige Klaus Hack bei der Feuerwehr Dachau, viele seiner Einsätze waren psychisch belastend, trotzdem sei sein Ehrenamt eine Bereicherung: "Es gibt mir Befriedigung, weil ich etwas für die Allgemeinheit tun kann." Jahrzehntelang brachte er sich im Feuerwehrverein ein, rund 25 Jahre war er Schriftführer. Die Ehrung bedeute ihm sehr viel, "weil es eine Bestätigung für unsere Arbeit ist".

Peter Bleisteiner engagiert sich seit 44 Jahren beim ASV Dachau, vor allem in der Leichtathletikabteilung. Hartmann lobte: "Sein Wirken ist ein Ultra-Marathon." Denn seit vier Jahrzehnten ist Bleisteiner in der Abteilungsleitung, 30 Jahre war er Schriftführer und ist bis heute Kassier. Außerdem hat er sich dafür eingesetzt, dass der VR-Firmen- und Behördenlauf ins Leben gerufen wird und leitete bei Großveranstaltungen das Wettkampfbüro.

In seinem Ehrenamt sportlich aktiv ist auch Jürgen Fritsch: Als Lebensretter bei der BRK-Wasserwacht Karlsfeld. Mit dem Rettungstauchen hat er aufgehört, weiter aktiv ist er seit 40 Jahren als Bootsführer am Karlsfelder See, von 2005 bis 2013 war er auch Leiter der Kreiswasserwacht. Hartmann sagt: "Man darf nicht vergessen, dass sich Fritsch und seine Kollegen bei ihren Such- und Rettungseinsätzen nicht selten selbst in Gefahr bringen."

Während die anderen Geehrten informiert waren, dass sie ausgezeichnet werden, überrascht Hartmann Sigi Heigl. Er ist mit Robert Gasteiger in den Rathaussaal gekommen, um besinnliche Musik zu spielen, bekommt dann aber selber eine Bürgermedaille - vor allem für sein Engagement beim Zitherklub. Dort war er ab 1981 Noten- und Saitenwart, stellvertretender und seit vier Jahren erster Vorsitzender. Er musiziert auch in der Inklusionsband "Das grüne Klapprad", wo Menschen mit und ohne Behinderung auftreten, und er gestaltet Gebetsstunden, Andachten und Taizé-Gebete in der Pfarrkirche Sankt Peter. In der Grundschule Augustenfeld gab er Workshops zur bairischen Sprache und sang mit Kindern. Zum Schluss gibt es für die Geehrten ein Erinnerungsfoto mit dem OB und ein Abendessen in der Schranne.

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