Bürgerehrung in Indersdorf:Aktiv für die Dorfgemeinschaft

Bürgerehrung

"Sie machen eine Gemeinde liebens- und lebenswert": Bürgermeister Franz Obesser würdigte die Verdienste von Gerhard Kottermair, Gabriele Koch, Georg Reischl und Hansi Leber.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Markt Indersdorf würdigt heuer vier Bürgerinnen und Bürger, die sich mit einem langjährigen Ehrenamt um die Gemeinde verdient gemacht haben. Das ist heute nicht selbstverständlich - in einer Zeit, in der Individualismus in Mode ist

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Es dauert ziemlich lange alle Ehrenämter aufzuzählen, die Georg Reischl bekleidet hat. 32 Jahre lang erster Feuerwehrkommandant in Niederroth, ebenso lange Wahlhelfer für die Gemeinde, 20 Jahre Schriftführer des Krieger- und Soldatenvereins, zwölf Jahre Mitglied des Marktfestkomitees, 20 Jahre Schriftführer bei der Jagdgenossenschaft. "Weil dann immer noch etwas Zeit blieb", wie Bürgermeister Franz Obesser augenzwinkernd bemerkt, war Reischl auch noch 20 Jahre Jugendschöffe beim Dachauer Amtsgericht. Feuerwehrkommandant wurde er übrigens, weil er sich 1964 beim damaligen Bürgermeister für eine Pflichtfeuerwehr ins Zeug gelegt hat. Und schon wurde er zum Kommandanten bestellt. "Für seine herausragenden Leistungen zum Wohle der Marktgemeinde" überreicht ihm der Bürgermeister eine Silbermünze und steckt ihm eine Ehrennadel ans Revers.

Georg Reischl ist einer der vier Bürgerinnen und Bürger, die die Gemeinde heuer für ihr ehrenamtliches Engagement auszeichnet. Die Kandidaten werden von Mitbürgern vorgeschlagen. Ein Auswahlgremium mit Gemeinderäten und Bürgermeister legt dann die zu Ehrenden fest. Der Gemeinderat muss sie bestätigen. Die Bürgerehrung wurde im vergangenen Jahr eingeführt und wird jährlich an höchstens fünf Personen vergeben. Sie würdigt nicht allein politische Ehrenämter, sondern ein vielschichtiges ehrenamtliches Engagement. Laut Umfragen bekleidet jeder Dritte in Deutschland ein Ehrenamt - ein erstaunlicher Wert in einer Zeit, in der Kommerz und Individualismus in den Mittelpunkt rückten, wie Bürgermeister Obesser in seiner Begrüßung sagt. Es sei wichtig, dass es immer noch Menschen gebe, die für andere da sind und die Gemeinde liebens- und lebenswert machen.

Zu ihnen gehört auch Gabriele Koch. Die pensionierte Lehrerin arbeitete von Beginn in der Gemeindebücherei mit, die vor 40 Jahren gegründet wurde. 21 Jahre lang leitete sie die Institution, im Sommer dieses Jahres zog sie sich zurück. Die in der Mittelschule untergebrachte Bücherei zog zweimal um, ein logistischer Kraftakt, den die Leiterin ohne große Komplikationen meisterte. Koch veranstaltete Büchereifeste und Lesenächte und weckte bei den Kindern das Interesse fürs Lesen. "Es war mir ein Bedürfnis hier zu arbeiten", sagt die frühere Büchereileiterin. "In den 40 Jahren, die ich in der Bücherei gearbeitet habe, sind mir keine drei unsympathischen Menschen begegnet", zitiert Obesser Gabriele Koch. Das drücke die gegenseitige Wertschätzung von Gabriele Koch und den Lesern aus, sagt der Bürgermeister.

Das Schützenwesen ist Gerhard Kottermairs große Leidenschaft. Seit mehr als 45 Jahren gehört er dem Schützenverein Schützenbluat Hirtlbach an. Er war Fahnenbegleiter, stellvertretender und erster Schützenmeister und wurde x-mal Jahresmeister mit dem Luftgewehr und der Luftpistole. Kottermair gab dem Schützenverein im alten Pfarrstadel eine neue Heimat. Er trieb die Renovierung des fast eingefallenen Gebäudes voran, das heute als Treffpunkt für das Hirtlbacher Dorfleben dient und zudem das Pfarrheim des Ortes beherbergt. Der leidenschaftliche Schütze ist aber auch Heimatforscher. Er trieb alte Unterlagen der Gemeinde und der Kirche auf und sprach mit alteingesessenen Dorfbewohnern. So entstand eine Dorfchronik von Hirtlbach, die im Jahr 2000 unter dem Titel "Hirtlbach, Erinnerungen eines Dorfes" erschien.

Büttenredner, Moderator, Musiker - das sind nur einige der vielen Seiten, die Faschingsexperte Hansi Leber hat. Jahrzehnte lang war er im Indersdorfer Faschingskomitee engagiert, noch heute gehört er dem Ehrenkomitee an. Leber rief die Faschingsgala Glonntal Helau ins Leben, die viermal mit jeweils mehr als tausend Besuchern über die Bühne ging. Für die Gala schrieb Leber viele Büttenreden. Als Moderator des Seniorennachmittags auf dem Indersdorfer Volksfest ist er noch immer aktiv. Außerdem ist er Dozent an der "Freien Akademie des Karnevals in Süddeutschland". Derzeit baut er ein Online-Faschingslexikon auf. Legendär sind Lebers Auftritte als braver Soldat Schwejk bei den Starkbierfesten des Indersdorfer Sportvereins. Seine hintersinnigen Anekdoten über Gemeinderäte und Bürgermeister waren große Lacherfolge beim Publikum. Neben diesen vielen Ehrenämtern war Leber 15 Jahre lang auch für das Bayerische Rote Kreuz aktiv. In seiner ersten Dienstwoche musste er gleich als Geburtshelfer in einem Sanitätsauto ran. 40 Jahre lang gab er beim Roten Kreuz den Nikolaus. "Es ist gut, dass es diese Ehrung gibt", sagt Hansi Leber. "Denn diese Veranstaltung ist die beste Werbung für das Ehrenamt und ieine Motivation für Wackelkandidaten."

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