Bündnis zieht Antrag zurück:Radfahrer ausgebremst

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Bis die Lücken im Radwegenetz der Gemeinde Karlsfeld geschlossen werden, wird es noch eine ganze Weile dauern. Auch zwei Fahrradschutzstreifen auf der Rathausstraße wird es vorerst nicht geben. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Statt auf Einzelplanungen zu setzen will der Karlsfelder Bauausschuss mehrheitlich das Radverkehrskonzept abwarten

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Das Rad als Alternative zum Auto wird in Karlsfeld immer wieder diskutiert. Schließlich hat man gerade hier das Gefühl, im Verkehr zu ersticken. Jeden Morgen und jeden Abend quält sich eine Blechlawine über die Münchner Straße. Zurück bleiben Abgase und Lärm. Im Januar hatte die CSU deshalb ein umfassendes Radverkehrskonzept gefordert, doch recht viel ist seither nicht passiert. Das Bündnis für Karlsfeld hat jetzt einen neuen Vorstoß unternommen, um den Radlern das Leben auf der Straße zu erleichtern: Auf der süd-östlichen Rathausstraße jenseits der Wögerwiese sollen zwei Fahrradschutzstreifen markiert werden. Das jedenfalls fordert die Fraktion.

Seit etwa einem halben Jahr wird die Krenmoosstraße saniert. Damit die Busse dennoch durch das Wohngebiet fahren können, hat die Gemeinde provisorisch zwei Haltestellen auf der Rathausstraße eingerichtet. Dafür mussten allerdings Parkplätze weichen. Das Bündnis schlägt nun vor, das beidseitige Halteverbot auch nach dem Ende der Baustelle beizubehalten und statt der Parkplätze rechts und links einen Fahrradschutzstreifen anzubringen. So könne man die Lücke im Radwegenetz schließen. "Es wäre ein erster Schritt, eine attraktive Radwegeverbindung parallel zur Münchner Straße zu schaffen", erklärt der Fraktionsvorsitzende Adrian Heim in seinem Antrag. Eines Tages werde man dann vom Rathaus über die Wögerwiese bis hin zur geplanten neuen Querung des Würmkanals nach Ludwigsfeld radeln können, so Heim. Er räumt allerdings ein, dass eine solche Planung wohl eher langfristig wäre. Dass sich auf der Wögerwiese etwas ändert, ist derzeit nicht in Sicht.

Als die Anwohner von dieser Idee hörten, sammelten sie sofort Unterschriften gegen das Vorhaben. Immerhin etwa 13 Parkplätze würden wegen des neuen Radwegs wegfallen. Etwa 100 Autofahrer waren sofort in Aufruhr. Ende August brachten sie ihre Listen ins Rathaus. "Das gibt uns einen Vorgeschmack darauf, welche Kämpfe wir noch ausstehen müssen, wenn wir etwas für die Radler tun", sagte Adrian Heim im Gespräch mit der SZ. "Das wird noch lustig werden." Die Verwaltung war sofort bereit, dem Antrag nachzugehen. Nur das Stück von der Krenmoosstraße bis zur Gartenstraße ist laut Verkehrsfachmann Günter Rustler zu schmal. Erst danach weitet sich die Fahrbahn auf 7,5 Meter. Die fehlenden Parkplätze könne man kompensieren, etwa auf der Grünfläche vor dem Ligusterweg, schlug er vor, oder auf dem Rasen an der Einmündung zur Krenmoosstraße. Es wäre ein guter Schritt in Richtung Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK), sagte Rustler. Kurz vor den Sommerferien hat der Karlsfelder Gemeinderat beschlossen, Mitglied in dieser AG werden zu wollen.

Doch die CSU hielt eine "Einzelplanung nicht für sinnvoll". Fraktionssprecher Bernd Wanka signalisierte, den Bündnis-Antrag ablehnen zu wollen. "Man sollte diesen Wunsch lieber dem Gutachter mitgeben, der ein Radverkehrskonzept erarbeitet", sagte Wanka. Im Rahmen der Gesamtbetrachtung könne man dann überlegen, wo die Radler entlang fahren, welche Achsen sich herausbilden und wie man diese dann gestaltet. Bei den Auseinandersetzungen sollten die Bürger auch eingebunden werden, so Wanka.

Die SPD hätte die Radstreifen indes sehr begrüßt und am liebsten sofort umgesetzt. "Als Radfahrerin bin ich für mehr Sicherheit und Schutz dankbar", sagte Teresa Trinkl. "Der Streifen ist eine überschaubare Maßnahme, die man hätte vorziehen können." Die Umsetzung des Verkehrskonzepts daure zu lange. Das findet auch Adrian Heim. Für Radler, die Richtung Gewerbegebiet fahren wollten, gebe es nur die Falken- und die Rathausstraße, wenn man nicht die Münchner Straße benutzen wolle, sagte er. "Auch die Planer werden an der Geografie nichts ändern." Im übrigen gehe es "nicht um große Umbauten", sondern nur um "ein paar Striche". "Ich bin optimistisch, dass die Fahrradstreifen kommen", versicherte er der SZ. Doch angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Bauausschuss hatte er sich einverstanden erklärt, seinen Antrag zurückzustellen. Die Genossen schlossen sich diesem Kompromissvorschlag ebenfalls an.

Auch die Idee des ehemaligen stellvertretenden Landesvorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Peter Reiz, der bei der Bürgerversammlung im Frühjahr die Einrichtung von Fahrradstraßen angeregt hatte, wurde von den Kommunalpolitikern vertagt. Reiz, dem die Verbesserungen für Radler entschieden zu schleppend vorwärts gehen, hatte bereits mehrfach nachgefragt und den Lärchenweg als Fahrradstraße ins Spiel gebracht. Verkehrsfachmann Rustler lehnte dies ab. Nach der Straßenverkehrsordnung müssten hauptsächlich Radler auf der Route unterwegs sein, um die Bestimmung zu ändern. Doch das sei auf dem Lärchenweg nicht der Fall. Ihm fehlte auch ein weiterführendes Radwegenetz.

Bernd Wanka (CSU) widersprach vehement: "Das Stück ist geradezu prädestiniert, Fahrradstraße zu werden." Wenn das Gymnasium gebaut sei, werde der Lärchenweg für die Schüler aus München eine Hauptachse werden. Vizebürgermeister Stefan Handl erinnerte daran, dass ab der Landeshauptstadt München ein ganzes Netz aus Fahrradstraßen nach Pasing führe. "Da würde sich der Lärchenweg gut einfügen. Das werden wir noch mal diskutieren müssen."

© SZ vom 05.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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