Bühne:Deftige Kost, leicht verdaulich präsentiert

Die drei Dorfheiligen

Michael Riedl als Bürgermeister, Matthias Spengler als Lehrer und Eva Kitzberger als Fanni (v.l.) im Kapplerbräusaal Altomünster.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Theatergruppe Altomünster verpasst dem Klassiker "Die drei Dorfheiligen" ein angemessenes Lifting

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Eine ausverkaufte Premiere und immer wieder Szenenapplaus: Mehr braucht es eigentlich nicht, um zu wissen, dass die Theatergruppe Altomünster mit ihrer jüngsten Produktion "Die drei Dorfheiligen" einen echten Coup gelandet hat. Nun könnten Mäkler sagen, dass der 1920 uraufgeführte Schwank von Max Neal und Max Ferner ohnehin ein Erfolgsgarant ist. Ist das Stück doch seit bald hundert Jahren ein Dauerbrenner auf Profi- und Laienbühnen. Die Erwartungen der Zuschauer sind also einerseits hoch.

Andererseits braucht so ein Evergreen ab und zu ein Lifting. Dafür gibt es probate Rezepte, wie bei der Premiere am vergangen Samstag im Kapplerbräusaal zu erleben war. Da wäre einmal eine Theatergruppe, die mit Lust und Leidenschaft bei der Sache ist. Das sind die Altomünsterer. Da wäre zum Zweiten ein Regisseur, der weiß, wie er seine Darsteller zu Höchstleistungen anspornt und ihnen zugleich die Freiheit lässt, ihre komödiantischen Talente zu entfalten. Das hat Christoph Neugschwendtner gemacht. Da wären nicht zuletzt Bühnenbauer und Requisiteure, die fürs passende Ambiente sorgen. Sie heißen im Programmheft bescheiden "das Ensemble". Dieses hat eine wunderbare Stube mit Kachelofen, Herrgottswinkel, rot-weiß karierten Vorhängen, Ölgemälden und Kuckucksuhr gezaubert.

Hier beginnt die Zeitreise ins oberbayerische Dörfchen Scheibling. Dort haben Bürgermeister Hilgermoser (Michael Riedl), Dorfpfarrer Heizinger (Thomas Koppold) und Bäcker Söllbeck (Norbert Rogge) sowie der Wagnermeister und Mechaniker Rieldlechner (Michael Heine) das Sagen. Fehlt noch der Dorflehrer Furtner (Matthias Spengler). Der ist jedoch berufsbedingt ein armer Schlucker und wird deshalb vom Männerquartett nicht wirklich respektiert. Das interessiert Bürgermeistertochter Fanni (Eva Kitzberger) aber nicht die Bohne, schließlich ist sie in den Lehrer schwer verliebt - und er in sie.

Was wiederum der rabiaten bürgermeisterlichen Gattin Urschi (Carolin Polster) gar nicht passt. Will sie doch, angelockt von den überschwänglichen Lobpreisungen der Heiratsvermittlerin Gfeiler (Pia Obeser), Fanni mit einem reichen Schwaben verkuppeln. In Schwaben hat aber auch vor vielen, vielen Jahren "die schwarze Resi" Zuflucht gefunden. Sie war in deren Jugend das Gspusi von Bürgermeister, Bäcker und Wagnermeister - ob gleichzeitig oder in versetzter Reihenfolge, hätte man zu gerne erfahren. So muss man sich mit dem lüsternsten "Hoi" der Saison begnügen, wenn das Trio in liebesseligschwelgen Erinnerungen schwelgt. Kompromittierende Briefe, die sie einst der Resi geschrieben hatten, bringen die Strawanzer außer Dienst jedoch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen und ziemlich in die Bredouille. Wie es das Theaterschicksal will, steht auch noch der potenzielle schwäbische Bräutigam, Jakob Schwälble (Marcus Gottfried), in der Tür. Er trifft aber nicht auf die renitente Fanni, sondern auf deren Freundin Mariann (Marina Hörmann). Es kommt, wie es kommen muss. Oder doch nicht? Lehrer Furtner erweist sich als Meister der Intrige. Er treibt mit List, Tücke und Unschuldsmiene seinen Schwiegervater in spe vor sich her. Jakob Schwälble stolpert herrlich schwäbelnd zunächst von einer Patsche in die andere, wird aber schnell zum Meister der "Schmätzle". Unverhoffte Schützenhilfe erhält er von seiner Mutter (Kerstin Heyer). Die energiegeladene Käsereibesitzerin ist eine Hubschraubermutti wie aus dem Ratgeber für alte Eltern und wirft ihren Grundsatz "Erst die Sach' dann das Mädle" ratzfatz über Bord. Das elendige Geschachere um "Heiratsgeld und Muttergeld" findet ein schnelles Ende. Die Frau Bürgermeister rastet aus. Sie wütet gegen die "Spätzlefresser", spuckt Gift und Galle. Der Herr Pfarrer hingegen salbadert mit himmelwärts gerichtetem Blick vor sich hin - und das Publikum johlt. Was aber wird aus den drei Sündern? Das sollte man sich ansehen. Schließlich sind die Altomünsterer Dorfheiligen eine deftige, aber zwerchfellerschütternde Kost. Dank der überbordenden Spielfreude der Theatergruppe ist sie leicht verdaulich und hebt die Stimmung ungemein.

Weitere Aufführungen im Kapplerbräusaal Altomünster am Freitag und Samstag, 23. und 24. März um 20 Uhr sowie am Sonntag, 25. März, um 18.30 Uhr.

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