Bügerversammlung Dachau:Von Ruhestörern und Wildpinklern

In der Dachauer Altstadt geht es nachts drunter und drüber. Das zumindest finden einige Anwohner. Sie beschweren sich über Ruhestörer und Wildpinkler.

Petra Schafflik

Gastwirtschaften, Bars und Kneipen gehören traditionell zur Dachauer Altstadt. Doch die Bewohner fühlen sich durch Feste und lärmende Wirtshausbesucher zunehmend um ihre Wohnqualität gebracht. Klagen über nächtliche Ruhestörung, Müll nach Partys und Fahrzeuge in Fußgängerzonen bestimmten am Montag die Diskussion bei der Bürgerversammlung im Thoma-Haus. "Wir brauchen Leben in der Altstadt", entgegnete Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) den Kritikern. "Da gehören Lokale dazu."

Bügerversammlung Dachau: Die Altstadt-Bewohner beschweren sich über den Müll, den die Besucher des Faschingsumzugs hinterlassen.

Die Altstadt-Bewohner beschweren sich über den Müll, den die Besucher des Faschingsumzugs hinterlassen.

(Foto: Archivbild: Toni Heigl)

Im Viertel entwickle sich eine "heruntergekommene Situation", beklagte Andreas Ulrich, der in der Augsburger Straße wohnt. Einerseits würden die Geschäfte immer weniger, doch im Umfeld der Gastronomie "nehmen nächtliche Ruhestörungen zu". Das Rauchverbot in Gaststätten treibe die Gäste auf die Straße, eine Sperrstunde gebe es nicht mehr. "Das geht bis in die frühen Morgenstunden", beklagt Ulrich. Beim Lärm bleibt es offenbar nicht. Leider benehme sich "ein großer Prozentsatz" daneben, Besucher urinierten sogar in seinen Hof. Dafür, dass die Stadt mit Veranstaltungen wie dem Kneipenfestival "dem Kommerz so viel Gewicht beimisst, habe ich kein Verständnis".

Eine Lösung konnte OB Bürgel dem genervten Ulrich nicht versprechen. Gaststätten seien Teil einer lebendigen Altstadt. Weil sich einige Gäste schlecht benähmen, "können wir nicht die Lokale schließen". Aber die Stadt spreche mit den Wirten. Tatsächlich habe sich die Situation seit dem Rauchverbot verschlechtert, bestätigte der OB. Allein wenn einige rauchende Gäste vor der Tür sich unterhalten würden, "ist das laut, aber die Lokalbesitzer sind machtlos." Auch andere Besucher der Bürgerversammlung beklagten die negativen Folgen, wenn die Altstadt zur Partyzone wird.

Karlheinz Miehr hat sich heuer besonders über den Faschingszug geärgert. "Laute Techno-Musik, die schon Schmerzen bereitet, betrunkene Jugendliche, die Glasflaschen von den Wagen werfen, Schlägereien und Teilnehmer, die Passanten anpöbeln", zählte er seine Beobachtungen auf. "Polizei war null anwesend." Einsatzleiter Richard Wacht von der Polizeiinspektion Dachau mochte diese Kritik nicht auf seinen Beamten sitzen lassen. "Mit 36 Polizisten und 40 Sicherheitskräften war der Aufwand gut und hoch." Aber bei einem Besucheransturm von 10000 Menschen seien "gewisse Ausfälle" zwangsläufig.

Sebastian Leiß, Sprecher des Jugendrats, verwahrte sich dagegen, immer nur Fehlverhalten von jungen Leuten zu kritisieren. Auch ältere Faschingszugbesucher hätten über die Stränge geschlagen. "Erwachsene sollten der Jugend ein Vorbild sein." Am Feiern in der Altstadt stört Ralph Held weniger der Lärm als der zurückgelassene Müll. An Silvester, so erinnert er sich, "ist der Dreck tagelang in den Straßen gelegen". Damit vernünftige Leute ihren Abfall wegräumen können, "sollte die Stadt an Brennpunkten große Tonnen aufstellen", so sein Vorschlag. Schwierig, findet OB Bürgel, "denn der Dreck liegt überall herum." Allerdings sei der Bauhof nach Festen "sofort unterwegs".

Horst Weichselgartner stören Bürger, vor allem abends und am Wochenende, die die Fußgängerzone rund um Pfarrplatz und Schranne missachten. "Momentan funktioniert es nicht", bestätigte der OB und kündigte Kontrollen an. Mehr Sicherheit für Radler in der inneren Schleißheimer Straße forderte Irmgard Graßl. Viele Schüler zur Wirtschaftsschule und in der anderen Richtung zum Ignaz-Taschner-Gymnasium seien in der viel befahrenen Straße täglich in Gefahr. Sie plädiert für Tempo 30, "wie zur Volksfestzeit" und für einen Radweg, der in der schmalen Grünanlage gebaut werden könnte. Doch Bürgel machte der Bürgerin wenig Hoffnung. Den Grünstreifen wolle der Stadtrat erhalten.

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