Süddeutsche Zeitung

Buch:Fröhliches Zermatschen

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Autor Florian Göttler stellt sein Debüt "Voll aufs Maul" vor

Von Gregor Schieg l, Dachau

Seit Jahren spielen Renate Jatzeck (Gesang), Mike Berwanger (Bass, Gitarre, Gesang), Kai Kühnel (Piano) und Christoph Stangl (Drums) als Die Schönen und das Biest gegen Jahresende Konzerte im Dachauer Raum. Das tun sie auch heuer wieder, aber dieses Mal wird es nicht nur ein Konzert: Die Band teilt sich die Bühne der Kulturschranne Dachau am Freitag und Samstag, 14. und 15. Dezember, jeweils um 20 Uhr mit Florian Göttler, der vier Geschichten aus seinem im Herbst erschienenen Buch "Voll aufs Maul" präsentiert. Band und Autor kennen sich seit vielen Jahren, Florian Göttler war mit seinen Kurzgeschichten schon einige Male als Special Guest bei Auftritten mit von der Partie.

Angekündigt ist sein neues Buch als "Entwicklungsroman". Tatsächlich handelt es sich eher um eine Kurzgeschichtensammlung, die nachträglich mit einem losen roten Faden in die Rahmenhandlung der Lesereise "des bedauernswerten Literaten Paul Schmerz" eingewoben wurden. Paul Schmerz ist ein liebenswerter, sensibler Chaot mit expliziter Abneigung gegen Rechtspopulisten ("Am Wasserloch" lässt er ein bayerisches Parteimitglied der AfD von Wildtieren verspeisen); Ähnlichkeiten mit der Person Florian Göttlers dürften nicht ganz zufällig sein. Von den Grenzen des guten Geschmacks lässt er sich in seiner Fabulierlust nicht bremsen, im Gegenteil. Schon im Klappentext findet sich eine kokette Warnung vor "sinnloser Gewalt, Knochenbrüchen, perfiden Morden, exzessivem Drogenkonsum, Schimpfwörtern und ellenlangen Verwünschungen". Aber gerade das kommt beim Publikum an. Bei den Bewertungen im Online-Handel glänzt Göttler mit fünf Sternen.

"Voll aufs Maul" - so haut Göttler auch viele Pointen raus. Nicht alles ist gleich gelungen, aber Originalität kann man seinen Geschichten kaum absprechen. Besonders schön ist die Episode, wie aus dem Western-Saloon der Schönheitssalon wurde, Göttler beweist zudem außerordentliches Talent für Situationskomik. Wo es noch etwas hapert, sind die Figuren. Oft changieren sie zwischen derber Karikatur und plattem Klischee, zwischen Irmi, "der dereinst fettesten Hure Berlins", und dem bis an die Grenzen des Kitsches weichgezeichneten "Brooklyn Girl" Ivy. Zum echten Literaten fehlen Florian Göttler vielleicht noch einige Qualitäten, aber als Unterhalter leistet er schon jetzt ganze Arbeit. Und das ist nicht gerade wenig.

Karten im Vorverkauf gibt es auf www.tollhausdachau.de. Zehn Euro im Vorverkauf, zwölf Euro an der Abendkasse. Von jedem verkauften Buch an den beiden Abenden gehen sechs Euro an den Arbeitskreis Umweltschutz und Entwicklungshilfe.

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Quelle:
SZ vom 13.12.2018
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