Bronze für Markt Indersdorfs Zentrum:Schöne Schweinerei

Skulpturen

Um die Statuen, die in Zukunft auf dem Indersdorfer Marktplatz stehen, möglichst realistisch darstellen, hat die Künstlerin Ingrid Gottschalk extra einen Schweinebauern besucht

(Foto: N.P.JØRGENSEN)

Auf dem Indersdorfer Marktplatz steht bald die Bronze eines Hirten mit Tieren. Die Erschafferin des Werks kommt selbst aus der Marktgemeinde

Von Jacqueline Lang, Markt Indersdorf

Warum manch ältere Indersdorfer den Bereich beim Brunnen am Unteren Markt "Sauzipfe" nennen - so ganz genau weiß das offenbar niemand. Trotzdem wollte man dieses Bild bei der Neugestaltung des Marktplatzes aufgreifen, und so hat sich die Marktgemeinde gemeinsam mit dem Indersdorfer Verschönerungsverein überlegt, dass ein Schweinehirte mit zwei Schweinchen doch eine schöne Sache wäre. Fehlte nur noch die passende Künstlerin. "Und warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah", zitierte Bürgermeister Franz Obesser (CSU) keinen Geringeren als Goethe, als er die Indersdorfer Bildhauerin Ingrid Gottschalk in der jüngsten Gemeinderatssitzung als Künstlerin der Wahl vorstellte.

"Gestaltung war schon immer mein Thema", erzählt Gottschalk am Telefon, wenn man sie fragt, wie sie zur Bildhauerei gekommen ist. Lange hat die gelernte Erzieherin nur "hobbymäßig" modelliert. Vor zehn Jahren hat die heute 53-Jährige sich dann dazu entschlossen, eine berufsbegleitende Ausbildung zur Bildhauerin zu machen und sich dazu ein eigenes kleines Atelier im Gartenhaus eingerichtet. Seitdem hat sie immer wieder Fortbildungen besucht, als Künstlerin war sie in ihrer eigenen Gemeinde aber bislang nur einigen wenigen Kennern ein Begriff. Auch der Verschönerungsverein kam eher durch Zufall auf Gottschalk. Ihr Mann betreibt in Markt Indersdorf einen Agrarhandel, bei ihm wollten sie die Figuren bestellen, was sich aufgrund der sehr spezifischen Wünsche allerdings schnell als schwierig herausstellte. Nachdem Ingrid Gottschalk vorschlug, sie könne sich doch mal an einem Modell versuchen, war schnell klar, dass sie genau die Richtige für den Auftrag ist. Nach einem Rundgang durch ihr Atelier entschied man sich ohne den Umweg einer öffentlichen Ausschreibung gleich für die Indersdorferin.

Bronze für Markt Indersdorfs Zentrum: Die Indersdorfer Bildhauerin Ingrid Gottschalk soll ihren Schweinehirten aus Bronze im ersten Halbjahr 2022 am Platz an der Freisinger Straße aufstellen können.

Die Indersdorfer Bildhauerin Ingrid Gottschalk soll ihren Schweinehirten aus Bronze im ersten Halbjahr 2022 am Platz an der Freisinger Straße aufstellen können.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Als Bildhauerin gefällt Gottschalk die Dreidimensionalität, "das Körperliche". Ihr geht es dabei nicht nur um die Anatomie ihrer Figuren - mit den Schweinen hat sie zum ersten Mal Tiere modelliert -, sondern ganz allgemein um deren Form. Am liebsten arbeitet sie mit Holz wie etwa derzeit an einem Akt aus Eiche. "Ich mag den Widerstand", sagt Gottschalk. Wenn sie einmal etwas abschlage, dann sei dies unveränderbar. "Was weg ist, ist weg", sagt die Indersdorfer Künstlerin. Gleichwohl ist auch aus ihrer Sicht Bronze das Richtige für die Figuren am Unteren Markt. Das Material sei strapazierfähig, unkompliziert und damit genau richtig für den öffentlichen Raum. Sie selbst wird auf einem Metalluntergestell die Skulpturen aus Gips und anschließend Wachs modellieren. In einer Gießerei werden die fertigen Figuren dann in Bronze gegossen.

Schon allein die deutlich kleineren Modellfiguren aus Wachs haben Gottschalk mehrere Monate Arbeit gekostet, weil sie sich zunächst Gedanken darüber machen musste, wie sie sich die Figuren eigentlich genau vorstellt. Ursprünglich wollte der Verschönerungsverein nämlich, dass der Hirte ein alter Mann ist. Gottschalk entschied sich jedoch für einen jungen Mann. Um die Schweine realistisch darstellen zu können, besuchte sie extra einen Schweinebauern. Das nur anhand von Bildern zu machen, "das war mir zu wenig".

Wann genau der etwa 1,60 Meter große junge Hirte und die lebensgroßen drei Schweine - den dritten Paarhufer sponsort der Verschönerungsverein - deshalb genau fertig werden, kann Gottschalk zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Was sich aber schon an den kleinen Modellen erkennen lässt: Gottschalk mag es nicht zu verschnörkelt. Sie selbst sagt, ihr sei es wichtig gewesen, die Figuren nicht "kitschig oder verspielt" zu gestalten, sondern möglichst realitätsnah.

Fest steht auch schon, wo die vier Figuren einmal stehen sollen: Der Brunnen, der gegenüber vom Schuhaus Nißl an der Freisinger Straße steht und nicht mehr in Betrieb ist, soll entfernt werden. An dessen Stelle soll die nahegelegene Säule versetzt werden und dort, wo jetzt die Säule steht, soll wiederum das Figurenensemble aufgestellt werden, gemeinsam mit einer neuen Sitzgelegenheit. Wie genau die Skulpturen angeordnet werden sollen, wenn sie denn einmal fertig sind, hat sich Gottschalk auch schon überlegt. Ihr ist wichtig, dass sie nicht einfach nur nebeneinander stehen, sondern eine "kleine Szene" entsteht, die Figuren also miteinander in eine Art Dialog treten. Grundsätzlich solle es aber natürlich vor allem "ein netter Ort zum Verweilen" für Menschen jeden Alters sein.

Überrascht ist, wer erfährt, dass Gottschalk ihre Arbeit ganz umsonst anbietet, die Gemeinde muss lediglich für die Materialkosten und die Gießerei aufkommen. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass sie alleine dies wohl schon gut 30 000 Euro kosten wird - die Umgestaltung des Platzes ist da noch gar nicht mitgerechnet. Trotzdem ist das unentgeltliche Engagement von Gottschalk nicht selbstverständlich. Die Bildhauerin aber sagt schlicht: "Ich mache das gerne." Immerhin sei für sie - das dürfe sie jetzt vielleicht gar nicht so laut sagen - die Kunst nach wie vor nur ihr zweites Standbein. Sie sei daher in der glücklichen Situation nicht davon leben zu müssen. Außerdem sei es eine "Herzensangelegenheit" für sie, einen Beitrag zur Verschönerung ihrer Gemeinde leisten zu können. Von der Gemeinde, so versichert sie, sei eine unentgeltliche Arbeit ihrerseits nie gefordert worden, dort sei man eher freudig überrascht gewesen von ihrem Angebot. Kein Wunder, also dass alle Gemeinderäte mit Applaus und Zuspruch auf die Präsentation Gottschalks reagierten.

Ob sie durch die mit ihrer ersten öffentlich sichtbaren Arbeit einhergehenden Bekanntheit in Zukunft mehr Aufträge bekommen wird, vermag Gottschalk, die immer noch überrascht scheint ob des plötzlichen Interesses an ihrer Person, noch nicht zu sagen. "Jetzt muss ich erst einmal die Figuren fertig machen, dann sehen wir weiter."

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