Brauereisterben:Ende einer alten Brautradition

Zu hohe Kosten, zu niedriger Absatz: Ende des Jahres stellt die Schlossbrauerei Haimhausen ihre Bierproduktion ein. Für die Besitzerin Monika von Haniel ein schwerer Schritt

Von Robert Stocker, Haimhausen

Wieder muss eine Traditionsbrauerei im Landkreis Dachau schließen. Die Schlossbrauerei Haimhausen stellt ihre Bierproduktion zum Ende des Jahres ein. Damit geht eine mehr als 400-jährige Brautradition in dem Ort zu Ende. In den Achtzigerjahren gab es im Landkreis acht größere Brauereien. Davon existieren jetzt nur noch drei: der Kapplerbräu und der Maierbräu in Altomünster sowie die Schlossbrauerei Odelzhausen. Als Gründe für die Schließung ihres Betriebs nennt die Haimhausener Brauereibesitzerin Monika von Haniel zu hohe Produktionskosten und einen rückläufigen Absatz. Was aus dem Betriebsgelände im Ortszentrum wird, ist noch ungeklärt. Monika von Haniel und die Gemeinde Haimausen bemühen sich um eine Nachfolgelösung.

Brauereisterben: Was aus den Gebäuden der Schlossbrauerei Haimhausen wird, ist noch ungewiss.

Was aus den Gebäuden der Schlossbrauerei Haimhausen wird, ist noch ungewiss.

(Foto: Toni Heigl)

"Die Rahmenbedingungen für das Brauereigewerbe haben sich verschlechtert", klagt die Haimhausener Brauereibesitzerin. Ein Beleg dafür sei etwa das Gaststättensterben. In den Achtzigerjahren belieferte ihr Betrieb neben den acht brauereieigenen Gaststätten auch Bierstüberl im Landkreis und in München. Doch die sind mittlerweile verschwunden. Das im Jahr 2010 in Bayern erlassene Rauchverbot spielte dabei auch eine Rolle. "Es war ein schleichender Prozess", sagt Monika von Haniel. Auch das Verhalten der Verbraucher habe sich verändert. "Welcher Arbeitnehmer geht noch nach Feierabend in ein Wirtshaus, um ein Bier zu trinken?" Die Kosten der Brauerei waren laut Monika von Haniel zu hoch. Das Betriebsgelände ist groß und führt beim Produktionsablauf zu langen Wegen. Zudem sind Maschinen und Gebäude veraltet. Ein Teil davon, etwa das Sudhaus, steht unter Denkmalschutz. Es kann nicht einfach abgerissen werden. Die Brauereibesitzerin und die Gemeinde wollen aber verhindern, dass das Gelände mitten im Ort zu einer Industriebrache verkommt. "Wir suchen nach einer Lösung, doch bisher gibt es nichts Konkretes", so Monika von Haniel. Von der Gemeinde unterstützt wurde die Brauerei auch bei Veranstaltungen, bei denen sie die Besucher mit Getränken versorgte. Dazu gehörte das Brauereifest in Haimhausen, das die Schlossbrauerei jedes Jahr ausrichtete und heuer zum letzten Mal über die Bühne ging. "Das war ein richtiges Dorffest, für das sich die Leute sogar Urlaub genommen haben", blickt die Brauereichefin mit Wehmut zurück. "Dass es jetzt damit vorbei ist, tut mir in der Seele weh."

Brauerei Haniel

"Es tut mir in der Seele weh": Monika von Haniel muss die Schlossbrauerei Haimhausen schließen.

(Foto: oh)

Die Schlossbrauerei Haimhausen wurde 1608 gegründet. Herzog Maximilian I. verlieh Theodor Viepeckh das Privileg, in Haimhausen ein Brauhaus zu bauen. Karl Ferdinand von Haimhausen errichtete an dem heutigen Standort der Brauerei einen neuen Gebäudekomplex. 1794 erbte Theobald Sigmund Butler das Anwesen. Ihm folgte Theobald Graf Butler-Haimhausen nach, unter dessen Führung die Brauerei einen Aufschwung erlebte. Eduard James Haniel erwarb 1892 die Brauerei. Seitdem ist sie im Besitz der Familie Haniel. Edgar Haniel von Haimhausen übergab 2011 die Leitung an seine Tochter Monika. Dass diese lange Tradition nun beendet ist, tut Monika von Haniel weh. Die Gaststätten der Brauerei bleiben zwar bestehen, brauchen aber einen neuen Bierlieferanten. Und sechs Mitarbeiter der Schlossbrauerei einen neuen Arbeitsplatz. "Sie waren seit Jahrzehnten bei mir angestellt und haben immer gute Arbeit geleistet", sagt die Chefin. "Für die Mitarbeiter ist das auch ein sehr schwerer Schritt." Die Bierproduktion läuft noch bis Ende des Jahres, im Januar und Februar wird das Lager der Brauerei abverkauft. Dann werden die Haniel-Biere vom Markt verschwinden.

Das Brauereisterben im Landkreis begann in den Achtzigerjahren. Damals gab es noch acht Brauereien: die Klosterbrauerei Indersdorf, die Schlossbrauerei Mariabrunn, die Schlossbergbrauerei Dachau, die Schlossbrauerei Haimhausen, die Brauerei Mayr in Vierkirchen und die drei noch bestehenden in Altomünster und Odelzhausen. Die älteste von diesen dreien ist die Schlossbrauerei Odelzhausen, die 1450 gegründet wurde. Seit fast hundert Jahren ist das Schlossgut im Besitz der Familie Eser. Im Kapplerbräu in Altomünster wird seit 1561 Bier gebraut. 1922 übernahm Wilhelm Wiedemann den Betrieb. Den leiten heute in vierter Generation Hans, Max und Anton Wiedemann. Die kleineren Betriebe hätten mit der Konkurrenz durch die Großbrauereien stark zu kämpfen, so Wilhelm Wiedemann. Ihre Biere müssten qualitativ hochwertig sein. Doch es gebe einen Lichtblick: Der Verbraucher besinne sich auf die heimischen Biere zurück. "Deshalb konzentrieren wir uns auf die Heimat."

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