Randelsrieder Burschen:Meisterdiebe

Randelsrieder Burschen: Inzwischen ist der Maibaum zurückgegeben.

Inzwischen ist der Maibaum zurückgegeben.

(Foto: oh)

Sie sind echte Profis: Die Randelsrieder Burschen haben seit dem Jahr 2000 bereits 32 Maibäume gestohlen - mit List und Spezialwerkzeug.

Von Benjamin Emonts

35 Jahre lang ist der Indersdorfer Maibaum nicht gestohlen worden - bis zum Freitag, den 17. April. Aber dann schlugen gegen Mitternacht die allseits gefürchteten Meisterdiebe des Burschenvereins Randelsried-Asbach zu. Seit Beginn der Aufzeichnungen über Maibaumdiebstähle im Jahr 2000 ist es bereits der 32. Maibaum, den die Burschen anderen abluchsten. Ob in Karlsfeld, Odelzhausen oder in Altomünster: Fast alle Maibäume wurden schon zu ihren Opfern. Es stellt sich also die Frage: Was ist das Erfolgsrezept dieser Meisterdiebe?

"Das fragen wir uns auch immer", sagt Burschenchef Josef Stichmair, und findet doch eine Antwort: "Vielleicht sind wir einfach aktiver als andere. Man muss schon etwas verrückt sein, um sich unter der Woche die Nächte um die Ohren zu schlagen." Vielleicht aber ist der Grund für den Ehrgeiz der Randelsrieder auch ein anderer: Im Jahr 2001 nämlich wurde zunächst ihr eigener Baum gestohlen. Um keine Auslöse bezahlen zu müssen, setzten sie seinerzeit alles Erdenkliche in Bewegung, um den Baum zurück zu ergaunern - mit Erfolg. Stichlmair sagt deshalb, der Klau des eigenen Baums sei die eigentliche Geburtsstunde der Rekordmeisterdiebe gewesen. Wie professionell die Burschen inzwischen vorgehen, lässt sich bestens am Indersdorfer Beispiel nachvollziehen: Nachdem der Standort des Maibaums, eine Maschinenhalle, bekannt ist, senden die Randelsrieder zunächst Späher aus. "Das ist das A und O", so Burschenchef Stichlmair. Die Späher erkunden die speziellen Gegebenheiten am Ort: Wie ist das Areal beleuchtet? Sind wir relativ unbeobachtet? Wie sehen An- und Abfahrtswege aus? Wie ist der Maibaum gesichert? Und vor allem: Gibt es eine Maibaumwache?

Randelsrieder Burschen: Trotz des Bollwerks vor der Maschinenhalle haben die Randelsrieder den Indersdorfern ihren Maibaum geklaut.

Trotz des Bollwerks vor der Maschinenhalle haben die Randelsrieder den Indersdorfern ihren Maibaum geklaut.

(Foto: oh)

Ist letzteres der Fall, ist das Vorhaben quasi zum Scheitern verdammt. Die Maibaumwache, so besagt es der Brauch, muss lediglich innerhalb der Ortsgrenzen die Hand auf den Baum legen, damit der ganze Diebstahl hinfällig wird. Und wenn bereits die Späher ertappt werden, "dann kann man den Klau gleich abhaken", sagt Stichlmair.

Gut also, dass in Indersdorf nichts von alledem der Fall war. Aber: Vor der Maschinenhalle stehen ein tonnenschwerer Schiffscontainer und zwei große Betonblöcke. Die Randelsrieder wagen den Diebeszug trotzdem. Kurz vor Mitternacht machen sich 25 Burschen mit einem Auto, einem extra angefertigten, doppelachsigen Anhänger und Spezialwerkzeug auf den Weg. Bereits am Ziel angelangt, kommen plötzlich 15 Burschen aus Petershausen hinzu: Sie hatten wohl die gleiche Idee. Und: Sie haben weitere Spezialwerkzeuge dabei.

Da die Randelsrieder zuerst da sind, so verlangt es die Tradition, übernehmen sie das Kommando. Mit Spezialwerkzeug schieben sie den schweren Schiffscontainer zur Seite; die großen Betonklötze werden mit reiner Manneskraft versetzt. Nach weniger als zwei Stunden ist der Maibaum auf den Anhänger verladen und die Reise geht gen Heimat. Burschenchef Stichlmair sagt rückblickend: "Allein hätten wir das niemals stemmen können." Dass die Petershausener zufällig zu Hilfe kamen - ein Glücksfall. Am kommenden Samstag bekommen beide Vereine vom Feuchten Club Indersdorf nun Grillfleisch und Bier.

Für den Rekordmeister unter den Maibaumdieben, den BV Randelsried-Asbach, ist der Indersdorfer Maibaum ein weiterer Titel in ihrer Trophäensammlung. "Je größer die Ortschaft, desto größer das Prestige", sagt Burschenchef Stichlmair. Der Baum ist inzwischen wieder in Indersdorf. Unbeschädigt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: