Brandgefährlich:Feuerwehr ohne Löschwasser

Auf dem Land und auch in der Stadt fehlen Hydranten - bei Bränden, wie im Lokal La Bodega, wird das zum Problem.

Andreas Glas

- Die Ursache scheint klar zu sein. Es war wohl ein verirrter Feuerwerkskörper, der zum Brand in der Gaststätte La Bodega geführt hat. Weniger klar ist dagegen, wie gut es im Landkreis allgemein um die Wasserversorgung bei Bränden bestellt ist. Das Feuer in der Silvesternacht jedenfalls nährt Zweifel. Weil es in der Nähe keinen Hydranten gab, mussten die Einsatzkräfte Wasser aus der Amper pumpen, die glücklicherweise in nur etwa 100 Meter Entfernung vorbeifließt. Diese Umstände erinnern an den Großbrand des Sportzentrums im Gewerbegebiet Dachau-Ost vor fast genau einem Jahr. Auch damals kam das Löschwasser nicht aus der Leitung, sondern aus umliegenden Kiesweihern.

Dass die Wasserversorgung beim jüngsten Silvestereinsatz "ein großes Problem" gewesen sei, sagt auch der Dachauer Feuerwehr-Pressesprecher Wolfgang Reichelt. Nur dank eines 5000 Liter fassenden Tanklöschfahrzeugs konnte die Zeit überbrückt werden bis die Einsatzkräfte die Wasserversorgung aus der Amper aufgebaut hatten. Erst knapp zwei Stunden nachdem die Feuerwehr gerufen wurde, war der Brand gelöscht. Der Gastraum brannte völlig aus.

Für die schlechte Löschwasserversorgung macht Kreisbrandmeister Maximilian Reimoser die abgelegene Gegend rund um die ausgebrannte Gaststätte verantwortlich. Während in Wohngebieten in der Regel alle 80 bis 100 Meter ein Hydrant stationiert ist, müsse die Feuerwehr in ländlichen Gebieten häufig improvisieren. "Da gibt es dann nur zwei Möglichkeiten: Man fährt mit einem Tanklöschfahrzeug zum nächst gelegenen Hydranten, füllt den Tank auf und bringt das Wasser im Pendelverkehr zur Einsatzstelle. Oder man fördert das Wasser über lange Schlauchstrecken", sagt Reimoser. In Dachau stehe hierfür Schlauchmaterial für Strecken von bis zu 2000 Metern zur Verfügung. Bis zwei Kilometer Schlauch verlegt sind, kann es allerdings bis zu zehn Minuten dauern - und wertvolle Zeit verloren gehen.

Dass es aber auch innerorts zu Problemen kommen kann, hat der Großbrand des Sportzentrums im Gewerbegebiet Dachau-Ost im Januar des vergangenen Jahres gezeigt. Obwohl es in der Nähe Hydranten gab, musste die Feuerwehr das Wasser aus umliegenden Kiesweihern holen und einen Löschbrunnen anzapfen, der viele hundert Meter entfernt lag. Der Hintergrund: Im Gewerbegebiet gibt es zwar Stichleitungen, aber nur wenige große Ringleitungen. Im Gegensatz zu Ringleitungen hat das Wasser in Stichleitungen oft nicht den nötigen Druck, der für Löscharbeiten nötig ist - genau das war beim Brand des Sportzentrums der Fall.

Die Hindernisse hätten aber "keine Auswirkungen gehabt" auf die Schäden der beiden Brände, versichert Kreisbrandmeister Reimoser. Überhaupt wolle er nicht von einem grundsätzlichen Problem bei der Löschwasserversorgung sprechen. Im Gegenteil: Gerade in den ländlichen Gebieten habe sich die Situation in den vergangenen Jahren stark verbessert. Sollte aber einmal kein Fluss oder Weiher in der Nähe sein, könne es durchaus zu Verzögerungen kommen, wenn die Feuerwehrkräfte mehrere hundert Meter Schlauch verlegen müssen. Abhilfe schaffen könnte freilich eine bessere, flächendeckende Ausstattung mit Hydranten - wenn da nicht die Frage des Geldes wäre: Einen Hydranten zu installieren und zu warten, so Reimoser, "ist natürlich immer eine Kostenfrage für die Gemeinden oder die Stadt Dachau". Eine Kostenfrage, die im Ernstfall aber Leben retten könnte.

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