Borreliose: Risikogebiet Dachau:Vorsicht vor der Zecke!

Der Landkreis Dachau ist ein Risikogebiet für Zeckenbisse - das Klinikum hat deshalb eine Spezialambulanz eingerichtet. Leiter Tobias Rupprecht über Borreliose-Gefahr und Impfungen.

Daniela Gorgs

Rechtzeitig zur Zeckensaison hat das Klinikum Dachau eine Spezialambulanz für Neuroborreliose eröffnet. Die SZ sprach mit dem Leiter der Ambulanz, Tobias Rupprecht, einem Facharzt für Neurologie.

Zeckenzahl steigt erneut an

Ein Zeckenbiss kann gefährlich sein: Die Tiere können Neuroborreliose, eine Erkrankung des Nervensystems, übertragen. 

(Foto: dpa)

SZ: Was ist Neuroborreliose?

Rupprecht: Die Neuroborreliose ist eine durch Borrelien-Bakterien übertragene Erkrankung des Nervensystems. Sie führt meist zu Kopf- oder Gliederschmerzen, Gefühlsstörungen oder auch Lähmungen.

SZ: Für wen ist die Ambulanz gedacht?

Rupprecht: Unsere Ambulanz wird von Patienten aufgesucht, bei denen eine Neuroborreliose vermutet wird, die Befunde aber nicht eindeutig sind. Ein Beispiel sind Patienten mit unklaren Beschwerden, bei denen ein Zeckenstich in der Vorgeschichte besteht oder der Blut-Test auf Borrelien positiv ist, aber keine Besserung auf Antibiotika eintritt.

SZ: Welche Behandlung erfahren Patienten bei Ihnen?

Rupprecht: Wir nehmen uns Zeit für eine ausgiebige Diagnose. Das heißt, eine Stunde lang lassen wir uns die Krankheitsgeschichte schildern. Die meisten der Patienten haben bereits viele Besuche bei verschiedenen Ärzten hinter sich. Nach der ausführlichen Anamnese kommen wir oft ohne Zusatztests zu einer Diagnose und können meist schon eine wirksame Therapie empfehlen. Als Tests wenden wir etwa die Untersuchung des Nervenwassers an.

SZ: Wie viele Fälle haben Sie seit der Eröffnung im März behandelt?

Rupprecht: Etwa 24. Durchschnittlich sehen wir fünf Patienten pro Woche. Bislang hatte die Minderheit eine Neuroborreliose.

SZ: Wo kommen die Patienten her?

Rupprecht: In erster Linie aus dem Landkreis. Da wir eng mit dem Referenzzentrum für Borrelien in Oberschleißheim zusammenarbeiten, werden aber auch Patienten aus ganz Deutschland vermittelt. Wir hatten eine Patientin aus dem Norden, die monatelang wegen Schmerzen im Bein krankgeschrieben war. Sie wurde bislang mit Antibiotika behandelt, weil sie Borrelien-Antikörper im Blut hatte. Wir haben im Klinikum herausgefunden, dass die Schmerzen durch eine Fehlstellung des Beines verursacht wurde. Die Patientin hatte keine Neuroborreliose.

SZ: Warum wurde die Spezialambulanz in Dachau errichtet? Gehört der Landkreis zu den Risikogebieten?

Rupprecht: Das Klinikum war an der Ambulanz interessiert. Zudem ist der Landkreis ein Risikogebiet. In Dachau, im ganz Oberbayern ist die Zecke häufig mit Borrelien durchseucht. Im Englischen Garten sind dies etwa ein Drittel aller Zecken.

SZ: Zecken übertragen neben Borreliose-Bakterien auch FSME-Viren, die zu einer Gehirnhautentzündung führen können. Gegen die Viren ist eine Impfung möglich. Raten Sie dazu?

Rupprecht: Ja, in jedem Fall. Im Gegensatz zu einer Borreliose besteht keine wirksame Therapie, sondern nur die Möglichkeit der Prophylaxe. Meist ist der Verlauf harmlos, doch mitunter kommt es durch die Gehirnhautentzündung zu bleibenden Schäden. Eine Impfung ist ab dem dritten Lebensjahr empfohlen.

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