Dachau:Mint-Campus ist ein voller Erfolg

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Die Nachfrage nach spielerischem Entdecken der Naturwissenschaften ist groß. Nun suchen die Organisatoren Unterstützer.

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Fast ein Jahr, nachdem der Mint-Campus Dachau eröffnet wurde, ziehen die Organisatoren eine positive Bilanz. "Es boomt so richtig", sagt der stellvertretende Projektleiter, Joachim Kesting. Nahezu 1000 Kinder und Jugendliche sind bislang in das Schülerforschungszentrum gekommen, um in den Werkstätten frei zu experimentieren. Im "Lego Innovation Education Studio" haben sie Roboter gebaut oder Versuche zu Energie gemacht, in der Holz- und Metallwerkstatt wurde gedrechselt, gehämmert und gebohrt. Die Kurse für Schulklassen sind bis Mitte Juli ausgebucht, und neue Anfragen kommen täglich. So ist in den Räumen, die eigentlich nur an zwei Nachmittagen und am Samstag für alle geöffnet sind, rund um die Uhr Betrieb.

Der Kreisausschuss hatte im Herbst 2014 beschlossen, dass ein Mint-Campus im Landkreis aufgebaut werden soll. Das Ziel: ein außerschulisches Angebot im naturwissenschaftlichen Bereich schaffen und Jugendliche damit an die entsprechenden Berufe heranführen. Die Abkürzung Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Wichtige Sponsoren sind die Stiftung Bildung und Wissenschaft der Sparkasse, die Volksbank Raiffeisenbank, der Flughafen München und die Aktivsenioren Bayern. Auch Landkreis, Stadt und Gemeinden beteiligen sich, sie haben sich in einem Trägerverein zusammengeschlossen. In den kommenden Monaten soll ein Förderverein gegründet werden, damit das Schülerforschungszentrum bald unabhängig von öffentlichen Mitteln sein kann. Kritiker im Kreisausschuss hatten bemängelt, man solle die Bildung in aller Breite fördern, nicht nur einen Teilbereich. Außerdem sei nicht der Landkreis für diese Art von Förderung zuständig, sondern die Wirtschaft.

Auch von jenseits der Landkreisgrenze kommen Kinder

Die Bilanz des vergangenen Jahrs zeigt nun, dass die Nachfrage nach außerschulischen Angeboten im Mint-Bereich offenbar hoch ist. Bislang sind nicht nur Kinder aus Dachau und Karlsfeld zum freien Experimentieren gekommen, sondern auch aus anderen Gemeinden, teilweise sogar von außerhalb des Landkreises. Unter ihnen waren Hortkinder, Grundschüler, Jugendliche aus Real- und Mittelschulen und von den Gymnasien. Wer mit Holz und Metall arbeiten will, kann beim Mint-Campus einen Werkstattpass machen, im Lego-Studio einen IT-Pass. Die Pässe bescheinigen den Kindern, dass sie mit den Geräten richtig umgehen können. Wer möchte, kann mit seinen Erfindungen an Jugend forscht, Jugend experimentiert oder dem German Young Physicists' Tournament teilnehmen. Es ist eines der erklärten Ziele des Mint-Campus, dass dort mehr Jugendliche aus dem Landkreis antreten.

Projektleiterin Eva Rehm ist begeistert: "Ich habe nicht erwartet, dass der Mint-Campus in dieser Geschwindigkeit und Deutlichkeit angenommen wird." Gemessen an dem bestehenden Angebot könne man die Zahl der jungen Besucher kaum noch steigern. Rehm, die für die CSU im Kreistag sitzt, verbringt einen großen Teil ihrer Zeit mit der Organisation, Spendenakquise und Betreuung der Kinder und Jugendlichen, die zum Mint-Campus kommen. Vier Ehrenamtliche unterstützen sie dabei, geben Kurse für Schulklassen, übernehmen die Aufsicht während der offenen Stunden und helfen den Jugendlichen beim Experimentieren. Ältere Schüler fungieren als Tutoren für die jüngeren. Auch Kesting ist immer wieder dabei. "Wir haben sehr viele Anfragen, aber einfach nicht genug Leute", sagt er.

Mint-Campus soll wachsen

Deshalb wünschen sich die Projektleiter zusätzliche Unterstützung. Die kann von jedem kommen, spezielle Qualifikationen sind nicht notwendig. Wer Kurse für Schulklassen machen möchte, bekommt eine Einführung von Experten für das "Lego Innovation Education Studio" und die Holz- und Metallwerkstatt. In Zukunft werden zusätzliche Helfer noch dringender benötigt: Der Mint-Campus soll wachsen. Speziell für Grundschüler soll es bald mehr Angebote geben, etwa einen Kurs, der Technik und Holzarbeiten verbindet. Zudem wollen Rehm und Kesting bald auch Biologie, Chemie, Physik, Astronomie und Elektrotechnik zu Feldern machen, in denen experimentiert werden kann. Genau wie bei den bereits etablierten Werkstätten hoffen sie dafür auf Spenden. Gut gebrauchen könnte das Schülerforschungszentrum etwa Mikroskope und Teleskope, eine Werkbank wird dringend gesucht, Holz und Werkzeug sowieso immer. Gefreut hat Rehm der Besuch der Schreinerinnung. Sie hofft auf gute Kooperation mit lokalen Betrieben. Vollends zufrieden ist die Projektleitung mit der Atmosphäre während der offenen Stunden. Die Kinder arbeiten selbstständig, Eltern bleiben nicht dort. "Es gibt keine Berührungsängste", berichtet Kesting. Kinder, die alleine kommen, würden sofort von anderen aufgenommen und zur Zusammenarbeit angeregt. Außerdem kämen viele Kinder mit Migrationshintergrund.

Im August zieht der Mint-Campus in zwei Räume der alten Realschule in der Steinstraße. Die bisherigen Räume in der Außenstelle des Effner-Gymnasiums in der Ligsalzstraße werden für Klassen der Berufsschule gebraucht, die saniert wird. Bis dahin ist noch viel zu tun. 15 Schulklassen sind bisher für Kurse gekommen, bis Ende des Schuljahres sollen es 27 weitere werden. Erste Erfolge im Wettstreit mit anderen Nachwuchsforschern hat der Mint-Campus bereits vorzuweisen: Beim Robotics-Wettbewerb an der Technischen Universität München haben zwei Teams Preise gewonnen. "Eine große Sensation nach der kurzen Zeit", sagt Rehm, "wer weiß, wohin das noch führen wird."

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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