Odelzhausen:Die Essenz eines jeden Wesens

Odelzhausen: Der Bildhauer Albert Krottenthaler in seinem Atelier in Sixtnitgern.

Der Bildhauer Albert Krottenthaler in seinem Atelier in Sixtnitgern.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Odelzhausener Bildhauer Albert Krottenthaler ist der Schönheit der Schöpfung in all ihren Formen auf der Spur. Ab dem kommenden Wochenende sind seine Werke für kurze Zeit im Kurfürstlichen Schloss in Rain am Lech zu sehen.

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Er ist einer der Großen im Bereich der zeitgenössischen Bildhauerei - und gleichzeitig einer der ganz Leisen: der aus einem kleinen Dorf in Niederbayern stammende und seit mehr als vier Jahrzehnten in Sixtnitgern bei Odelzhausen lebende Bildhauer Albert Krottenthaler. Seine Arbeiten waren in den vergangenen 30 Jahren in nicht einmal zwei Dutzend Ausstellungen zu sehen und haben dennoch eine wichtige Botschaft für ihre Betrachter: die von der Schönheit der Schöpfung in all ihren Formen.

An den beiden Wochenenden von Freitag, 6. Mai, bis Sonntag, 8. Mai, und vom 13. bis 15. Mai sind Plastiken von Krottenthaler nach längerer, auch coronabedingter Pause wieder öffentlich zu sehen, und zwar im Kurfürstlichen Schloss in Rain am Lech. Wegen der Kürze der Ausstellungsdauer wird Albert Krottenthaler vor allem kleine, leicht transportable Plastiken mitbringen. Noch stehen sie in seinem Atelier in Sixtnitgern und vermitteln einen Eindruck von der Produktivität des Künstlers auch in Zeiten, in denen er, ohne auf Reisen neue Eindrücke sammeln zu können, auf früher Erlebtes und Gesehenes und auf einen Schatz an Ideen und Skizzen zurückgreifen musste - und konnte.

Den genauen Blick auf seine Umgebung hat Albert Krottenthaler schon früh im Leben intensiv geübt: Erst als Kind unter 14 Geschwistern, dann als junger Berufsjäger, in der Ausbildung zum Holzschnitzer und -bildhauer und schließlich beim Besuch der Kunstakademie in Nürnberg als Schüler von Hans Wimmer.

Odelzhausen: Albert Krottenthaler beschäftigt sich in seinen Werken mit Formen.

Albert Krottenthaler beschäftigt sich in seinen Werken mit Formen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Dieser Blick umfasst den Menschen, das Tier, die besondere Form eines Steins oder eines Stücks Holz. Krottenthaler belässt es aber nicht beim genauen Hinschauen, und ihm sind auch die Details dessen, was er sieht, bei der Umsetzung in eine Zeichnung oder eine plastische Arbeit nicht von entscheidender Wichtigkeit: Er will vielmehr das Wesen einer Person, eines Tiers erfassen und dessen innersten Kern, gleichsam die "Seele", sichtbar machen. Gleichzeitig lässt er aber auch das große handwerkliche Können und sein Wissen, das er im Lauf seiner Ausbildung erworben und später als Lehrer am Berufszentrum für Bau und Gestaltung in München weitergegeben hat, in die Arbeit einfließen. Das Ergebnis sind Bildwerke, die zwar vom realen Bild des dargestellten Objekts ausgehen, bei denen der Künstler sich aber auch alle Freiheiten nimmt, um die Essenz des real Gesehenen herauszuarbeiten.

Odelzhausen: Neben der menschlichen Form beschäftigt sich Krottenthaler auch viel mit Tieren.

Neben der menschlichen Form beschäftigt sich Krottenthaler auch viel mit Tieren.

(Foto: Niels P. Jørgensen)
Odelzhausen: Immer aber geht es dem Künstler aus Odelzhausen darum, nicht nur die äußere Form, sondern auch die Innere, das Wesen, sichtbar zu machen.

Immer aber geht es dem Künstler aus Odelzhausen darum, nicht nur die äußere Form, sondern auch die Innere, das Wesen, sichtbar zu machen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Was Albert Krottenthaler immer wieder begeistert, ist die Haltung eines Menschen, eines Tiers: die Neigung eines Kopfes, die Zu-Neigung eines sich gegenüber stehenden oder sich umarmenden Menschenpaars, die Bewegung eines Pferdes oder die charakteristische Form einer Ziege, bei der das Volumen des dicken Bauchs in ausdrucksvollem Kontrast zu den dünnen Beinen steht.

Auch der weibliche Körper hat Albert Krottenthaler immer wieder fasziniert: Viele seiner Bildwerke zeigen Frauen, schmale, würdevoll aufrecht stehende oder auch hingelagerte in üppiger Sinnlichkeit.

Viele Anregungen für Krottenthalers Arbeiten kamen von Reisen, die er mit seiner Frau und anfangs auch noch mit den beiden Töchtern unternommen hat. So gehen einige der jüngsten Arbeiten auf eine Reise nach Äthiopien zurück, die das Ehepaar kurz vor Ausbruch der Pandemie noch gemacht hat.

Von Albert Krottenthalers Werken geht eine große Ruhe aus

Auch hier sind es nicht die spektakulären Aspekte eines fremden Landes und seiner Kultur sondern vielmehr Details, die andere Reisende vielleicht übersehen hätten: die Form einer liegenden Kuh, die Gestalt eines würdevoll sitzenden Priesters oder eines Mannes, der, stehend, in ein Buch in seinen Händen vertieft ist. Von diesen Darstellungen, egal ob von Mensch oder Tier, geht immer eine große Ruhe aus - sie drücken ein In-sich-Ruhen aus, das Krottenthaler auch persönlich als Voraussetzung empfindet für eigenes Schauen, eigene Überlegungen und ein Arbeiten jenseits nur oberflächlicher Wiedergabe.

Zur bildhauerischen Umsetzung seiner Ideen und Aussagen kommt in Krottenthalers Werken häufig auch die Schrift. Er fügt den Plastiken, darunter auch Grabsteine oder Stelen mit unterschiedlichen Darstellungen, eigene Texte oder solche aus anderen Quellen hinzu, die seinen Blick auf die Welt in kurze Worte fassen.

Mehrfach zitiert er Textstellen aus dem "Sonnengesang" des Heiligen Franziskus, der auch das Thema einer großen, vor kurzem in der Odelzhausener Realschule aufgehängten Bronzetafel ist. Die Erde, die Natur, die Tier- und Menschenwelt oder das Licht der Sonne: Sie bilden in Krottenthalers persönlichem Leben und in seiner Kunst ein Koordinatensystem, aus dem er seine bis heute beeindruckende schöpferische Energie bezieht.

"Bildwerke von Albert Krottenthaler": Ausstellung im Kurfürstlichen Schloss in Rain am Lech, Schlossstraße 16. Geöffnet: Freitag, 6. Mai, bis Sonntag, 8. Mai, und Freitag, 13. Mai, bis Sonntag, 15. Mai, jeweils von 11 bis 17 Uhr. Der Bildhauer wird anwesend sein.

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