17 Tage Sommer auf der Thoma-Wiese sind am Montag zu Ende gegangen. Trotz ausgelassenem Schunkeln auf den Bänken des Biergartens, bierverklebten Biertischen und zuckersüßem Duft gebrannter Mandeln konnte die Veranstaltung nicht ganz die Sehnsucht aller Akteure nach dem altbekannten Dachauer Volksfest stillen, das im zweiten Jahr in Folge coronabedingt ausfiel. Dass aber zumindest ein Teil des Volksfesthungers gesättigt werden konnte, geht auf das Engagement des Kulturamts der Stadt Dachau zurück. "Das Schwierigste im Vorfeld war, eine Balance zu finden", erklärt Tobias Schneider, Kulturamtsleiter: "Einen Spagat zwischen einer Veranstaltung, die den Schaustellern Umsätze ermöglicht und auch eine nennenswerte Besucherzahl zulässt, aber gleichzeitig auch die Sicherheit und den Abstand garantiert." Im Großen und Ganzen ist das gelungen.
Das Konzept des Sommers auf der Thoma-Wiese erlaubte gleichzeitig 800 Besucher auf dem Areal des Freizeitparks und 1500 Menschen in dem Biergarten. Insgesamt zählte die Stadt im Freizeitpark und Biergarten etwa 85 000 Besucher in 17 Tagen. Um sich die Dachauer Volksfestzeit in Erinnerung zu holen: Das dauert zwar nur zehn Tage, zählt dafür aber etwa 300 000 Besucher.
Dieser deutliche Unterschied macht sich vor allem für die Schausteller bemerkbar. 26 Betriebe, eine Mischung aus Fahrgeschäften, Spiel- und Essensbuden, bespaßten die Besucher, wenn auch mit beträchtlichen Umsatzeinbußen im Vergleich zu Vor-Corona-Jahren. Paul Tille, Sprecher der Dachauer Schausteller, klagt, dass die Budenbetreiber an den 17 Tagen etwa zwei Drittel weniger eingenommen hätten als normalerweise auf dem Dachauer Volksfest. Vor allem, ergänzt er, weil die Laufkundschaft weggefallen sei.
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Freizeitpark und Biergarten waren vollständig voneinander abgegrenzt, ein direkter Übergang war den Besuchern nicht möglich. Also fiel auch die Tüte gebrannte Mandeln oder das Fischbrötchen nach dem Biergartenbesuch auf dem Nachhauseweg aus. Dennoch freut sich Paul Tille, dass die Stadt Dachau den Schaustellern überhaupt eine "Grundlage zum Geldverdienen" geboten habe, obgleich er in dem Konzept nicht mehr als eine "Notlösung" sehen könne, denn die laufende Kosten könnten Schausteller mit etwaigen Veranstaltungsformaten nicht decken.
Die Besucher schienen davon aber wenig zu bemerken. Kulturamtsleiter Tobias Schneider berichtet von durchgängig positivem Feedback der Dachauer: "Es war eine gelungene und erfolgreiche Sache", sagt er. Zwar hätten die Dachauer zu Beginn noch wenig Glück mit dem Wetter, dafür aber mehr Glück mit dem stabil tiefem Inzidenzwert gehabt. Die 3-G-Regel, die während der ersten Tage galt, und auch die Maskenpflicht auf den Wegen wurden von den Menschen verantwortungsvoll umgesetzt: "Die Besucher waren zu 99 Prozent sehr geduldig und akzeptierten die Bestimmungen", resümiert Schneider. Diskussionen mit Maskenverweigerern könne man rückblickend an einer Hand abzählen.
Das bestätigt auch Stefan Priller, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Dachau. Er berichtet von einer "sehr, sehr ruhigen" Zeit. Nur dreimal habe die Security von der Polizei Unterstützung benötigt und vereinzelt sei es zu Diebstählen gekommen. Körperverletzungsdelikte und größere Auseinandersetzungen habe es aber, zur Freude des stellvertretenden Polizeileiters, nicht gegeben.
Und auch das Coronavirus konnte man offenbar sehr gut im Zaum halten. In Absprache mit dem Landratsamt bestätigt Schneider, dass es bis dato keine Infektionskettennachverfolgung gebe, die zur Thoma-Wiese führt. Ein Erfolg für die Organisatoren.
Ebenso herrschte im Biergarten eine ähnlich gemütliche Stimmung. Festwirt Ewald Zechner spricht von einer "super Laune bei Jung und Alt vom ersten Tag an" und zieht eine positive Bilanz: Etwa 300 Hektoliter Bier und 2200 Hendl haben die Dachauer konsumiert. "Es ist eine gute Leistung, wenn man bedenkt, dass nur ein Viertel der Plätze im Vergleich zum normalen Volksfest verfügbar waren", freut er sich. "Man hat gesehen, wie sehr sich die Menschen danach gesehnt haben", erzählt Zechner.
Nun stehen Kettenkarussell und Bierausschank wieder still. Die 17 Tage haben, wenn auch abgedämpft, so doch ein wenig Hoffnung und Lust auf das Volksfest im kommenden Jahr gemacht. Dieses wünschen sich sowohl Schausteller, Festwirt als auch der Kulturamtsleiter zurück. "Wir sind optimistisch, aber wissen nicht, welche Einschränkungen uns nächstes Jahr noch begleiten werden", sagt Schneider. Mit dem Sommer auf der Thoma-Wiese habe die Stadt Dachau aber ein Konzept gefunden, um trotz der strengen Regelungen eine Kulturveranstaltung auf die Beine zu stellen, und dies sei eine "positive Erfahrung" gewesen.