Süddeutsche Zeitung

Bezahlbare Wohnungen für alle Generationen:Spatenstich für Großbauprojekt

In Karlsfeld investiert die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises Dachau 16 Millionen Euro, um Wohnraum für Alleinstehende, Familien und ältere Menschen zu schaffen

Von Petra Schafflik, Karlsfeld

Konzentriert sind die Bauleute bereits bei der Arbeit, hämmern, schrauben und montieren Schalbretter, frischer Beton wird angeliefert. Auf der Baustelle an der Parzivalstraße in Karlsfeld, wo 79 Sozialwohnungen entstehen sollen, wird intensiv gewerkelt. Am Freitag fanden Kommunalpolitiker und Vertreter der beteiligten Unternehmen dennoch eine ruhige Ecke, um mit dem traditionellen ersten Spatenstich diese wichtige Baustelle offiziell zu eröffnen. Ein symbolischer Akt, der durchaus angebracht war, handelt es sich bei dem Vorhaben doch um den größten Neubau, den die Wohnungsbaugesellschaft im Landkreis Dachau (WLD) je in ihrer bereits 36-jährigen Geschichte realisiert hat.

Möglich wird das Vorhaben, weil die Gemeinde den Baugrund bereitstellt. Die WLD, in der sich 16 Gemeinden im Landkreis zum Bau sozialer Wohnungen zusammengeschlossen haben, investiert 16 Millionen Euro, um Wohnungen für Singles, Familien und Senioren zu schaffen. Wenn alles nach Plan läuft, können die künftigen Bewohner im Sommer 2019 einziehen.

"Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist enorm wichtig", sagt Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Schließlich stellten die rasant steigenden Mieten in der Region immer mehr Bürger vor große Probleme. Auch in Karlsfeld, wo zurzeit 112 Bürger auf der Warteliste für eine Sozialwohnung stehen. Vor diesem Hintergrund sei es dann auch recht schnell klar gewesen, dass die Gemeinde das zentral gelegene Areal gegenüber dem Heizkraftwerk für sozialen Wohnungsbau bereitstelle. "Ein Filet-Grundstück in zentraler Lage", wie WLD-Geschäftsführer Stefan Egenhofer ausdrücklich betont. Allein mit der Bereitstellung der Baufläche auf Erbpacht für 99 Jahre leiste die Gemeinde einen ansehnlichen finanziellen Beitrag und macht den Bau überhaupt erst möglich, erklärt sein Geschäftsführerkollege Stefan Reith. Tatsächlich ist das finanzielle Engagement von Karlsfeld mit dem 7000 Quadratmeter große Grundstück mehrere Millionen Euro wert. Ein klares Signal, dass die Bedeutung des sozialen Wohnungsbaus erkannt wurde, lobt Landrat Stefan Löwl (CSU).

In Karlsfeld gab es im Gemeinderat zunächst noch Überlegungen, auf dem zentralen Areal an der Parzivalstraße ein betreutes Wohnen für Senioren zu schaffen. Nun wird aber ein Projekt für alle Generationen gebaut. "Denn es stehen auch viele Familien auf der Warteliste", sagt der Bürgermeister. Aber das Vorhaben verliert die Bedürfnisse der Älteren nicht aus dem Fokus. Unter den 79 Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen, die über einer ebenerdigen Parketage auf vier Stockwerken im U-förmigen Bau entstehen, sind in einem Querbau 16 Appartements speziell für die Bedürfnisse von Senioren ausgelegt. Zudem sind alle Wohnungen barrierefrei und per Lift erreichbar. Ein Konzept, das auch Karin Boger überzeugt. Die Karlsfelderin engagiert sich seit Jahren mit ihrem Verein Seniorenvilla für ein betreutes Wohnen zu bezahlbaren Mietpreisen. Was jetzt gebaut wird, entspricht nicht ganz der ursprünglichen Idee. "Aber ich bin damit ganz glücklich", sagt Boger, die extra zum Spatenstich gekommen ist.

Mit dem Vorhaben an der Parzivalstraße nimmt Karlsfeld sein traditionell starkes Engagement für den Sozialwohnungsbau auf. Schon bisher liegen die meisten preiswerten Wohnungen der Kreiswohnbaugesellschaft in Karlsfeld, die letzten sind allerdings bereits vor etwa 20 Jahren errichtet worden. Die Gemeinde hat pausiert, weil die staatliche Förderung nicht attraktiv genug war, wie Bürgermeister Stefan Kolbe erklärt. Zudem gab es die Pflicht, zehn Prozent der Baukosten aus dem Gemeindesäckel zu tragen. "Lange ein Hinderungsgrund, der jetzt weggefallen ist", sagt Kolbe. Umso mehr freut sich der Rathauschef, dass nun wieder ein großes Projekt in Karlsfeld entsteht.

Auch für die Wohnungsbaugesellschaft, die derzeit auch in Vierkirchen und Markt Indersdorf Vorhaben vorantreibt, ist die Anlage in Karlsfeld wichtig. Denn damit wird die WLD ihren Bestand um fast ein Drittel auf dann 354 Wohnungen im Landkreis erhöhen. Die meisten stehen mit künftig 228 dann auch weiterhin in Karlsfeld.

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Quelle:
SZ vom 06.11.2017
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